Test: AlphaESS BlackBee 2000 – Powerstation mit Potenzial?

Notfall-Akku mit 2-kWh-Kapazität

Dedizierte Energiespeicher werden immer populärer. Leistungsfähige Powerstations eignen sich nicht nur für den Campingtrip, sondern auch als Notfallspeicher für das Eigenheim. AlphaESS hat kürzlich mit der BlackBee 2000 eine erste eigene Powerstation auf den Markt gebracht, die es mit den etablierten Herstellern aufnehmen möchte. Doch überzeugt der Energiespeicher im Schwarz-Gelben-Gewand?

Das Unternehmen AlphaESS ist seit 2012 aktiv und bietet vor allem intelligente Energie-Management-Lösungen an. Im Sommer 2022 hat der Hersteller eine Kickstarter-Kampagne gestartet, mit deren Hilfe eine erste Powerstation finanziert wurde. Hierbei handelt es sich um die BlackBee 2000 Powerstation, die sich möglichst flexibel einsetzen lassen soll. Aktuell werden für den Energiespeicher bei Amazon 2.099 Euro verlangt. Im Lieferumfang befinden sich neben dem eigentlichen Speicher ein Ladekabel sowie eine mehrsprachige Anleitung. Daneben gibt es mit dem SP300 ein passendes Solarmodul für 699 Euro zu kaufen.

BlackBee 2000: Energie für alle Fälle?

Auf den ersten Blick wirkt die BlackBee 2000 wie etwas, das von ehemaligen CAT-Ingenieuren entwickelt wurde. Zumindest erinnert die Optik an ein klassisches Baustellengerät. Das namensgebende Schwarz-Gelbe-Design wirkt eher untypisch für eine Powerstation, sorgt aber für einen sehr auffälligen Look. Persönlich weiß das Design zu gefallen, da es sich von der Masse an Powerstations abhebt.

Dagegen fällt die Verarbeitungsqualität zugegeben etwas mau aus. Sobald man die Powerstation im Detail betrachtet, fällt sofort das dünne Kunststoffgehäuse auf, das sich leicht eindrücken lässt und entsprechend knarzt. Dadurch wirkt das gesamte Konstrukt wenig wertig und vor allem nicht robust. Noch schlimmer trifft es die beiden seitlichen Lüftungsgitter: In unserem Fall ragen diese zum Teil aus dem Gehäuse heraus, was eine zusätzliche Instabilität der Konstruktion zur Folge hat.

Es ist möglich, die Gitter mit etwas Kraftaufwand wieder richtig zu befestigen, in diesem Preisbereich in das allerdings ein No-Go. Zudem sorgt dies für sicherheitstechnische Bedenken, denn die Technik im Inneren ist dadurch leicht erreichbar. Daneben sind die Klappen an der Rückseite, hinter denen sich die Ladeanschlüsse verbergen, lediglich durch ein Gummiband mit der Powerstation verbunden. Einerseits lassen sich selbige dadurch leicht lösen, andererseits kann das Gummi schnell reißen.

Ein wahrer Trümmer

Mit einer Größe von 43,8 x 34 x 28,3 cm fällt das Ganze etwas kleiner aus als die Anker 767 (Test), wobei das Gewicht mit 23,3 kg ebenfalls geringer ausfällt. Trotz allem handelt es sich um eine vergleichsweise wuchtige Powerstation, die nicht unbedingt transportabel ist. Am Gehäuse befinden sich Aussparungen, an denen die BlackBee getragen werden kann. Ergänzend gibt es gummierte Füße, durch die ein Wegrutschen verhindert wird.

Bis zu 15 Geräte gleichzeitig versorgen

Abseits davon hat die Powerstation einiges zu bieten. Insgesamt 15 Anschlüsse sind vorhanden, darunter auch vier Schuko-Steckdosen mit 230 Volt. Der verbaute Wechselrichter kann dauerhaft bis zu 1.600 Watt bereitstellen, im Peak sind laut Herstellerangaben sogar bis zu 3.000 Watt möglich. Diese Leistung kann aber nur für wenige Sekunden aufrechterhalten werden.

Freilich ist die AC-Leistung nicht alles, denn größtenteils werden wohl Notebooks, Tablets und Smartphones über die Powerstation aufgeladen. Da diese Geräte Gleichstrom benötigen, ist das Laden per DC deutlich sinnvoller. Immerhin entstehen dadurch weniger Ladeverluste, wodurch der Ladevorgang insgesamt effizienter ist. Für diese Geräte gibt es vier USB-A und zwei USB-C-Ports. Letztere bieten PowerDelivery-Support mit einer Ladeleistung von bis zu 60 Watt.

Daneben gibt es zwei weitere DC-Anschlüsse, die 12 Volt und 3 Ampere zur Verfügung stellen können. Interessant ist außerdem die Option, bis zu zwei Smartphones kabellos mit 10 Watt zu laden. Die Funktion ist jedoch nur nutzbar, wenn vorher der DC-Modus aktiviert wird. Ein PKW-Anschluss ist ebenso vorhanden.

Simple und intuitive Steuerung

Im Gegensatz zu den meisten aktuellen Powerstations bietet die BlackBee 2000 keine App-Integration. Entsprechend sind alle wichtigen Werte ausschließlich über das integrierte 6“ LCD einsehbar. Angezeigt werden die folgenden Daten:

Ansonsten ist das Layout relativ simpel gehalten. Neben dem Display gibt es vier Knöpfe, über die man den gewünschten Modus auswählt. Namentlich gibt es einen Powerbutton, einen AC- sowie einen DC-Knopf sowie einen USB-Knopf, um die darunterliegenden Anschlüsse zu aktivieren.

Klassischer Lithium-Ionen-Akku statt LFP

Satt eines modernen LiFePo4-Akkus kommen klassische Lithium-Ionen-Zellen zum Einsatz. LFP-Zellen haben ein deutlich längeres Durchhaltevermögen und sind somit zyklenfester. Entsprechend fällt die Lebenserwartung mit 1.600 Zyklen knapp halb so lang aus wie bei vergleichbaren LFP-Modellen. Zusätzlich sind LFP-Akkus deutlich sicherer, da die Zellen bei mechanischer Beschädigung nicht explodieren können. Der einzige Vorteil des Lithium-Ionen-Akkus ist die höhere Energiedichte, wodurch der Speicher kompakter und leichter ausfallen kann.

Wie bei allen Geräten mit solchen Akkus sollte auch die BlackBee 2000 nicht bei Temperaturen unterhalb der Gefriergrenze geladen werden. Ansonsten läuft man Gefahr, die Zellen zu beschädigen. Laut Hersteller bietet die Powerstation eine nominale Kapazität von 2.203,2 kWh.

Aufladen: Mit 1,2 kW zur Vollleistung?

Eine Powerstation möchte natürlich mit ordentlich Saft gefüttert werden, bevor sie betreiben werden kann. Im Fall des AlphaESS-Modell gibt es drei Optionen, um den Akku vollzuladen. Hinter einer Klappe verstecken sich zwei Ladeanschlüsse, darunter ein klassischer AC-Eingang. Hierüber kann der Speicher mit bis zu 1.200 Watt geladen werden, was in einer maximalen Ladezeit von etwa zwei Stunden resultiert.

Während unseres Tests kam es dazu, dass die Powerstation die Ladeleistung auf 215 Watt beschränkt hat. Den genauen Grund dafür konnten wir nicht ausfindig machen. Nach einer Ruhezeit wurden schließlich die vollen 1.200 Watt erreicht und sogar um knapp 65 Watt übertrumpft.

SP300: Autark mit Solar

AlphaESS bietet den Energiespeicher zusätzlich im Bundle mit einem faltbaren PV-Modul (SP300) an, das eine maximale Leistung von 300 Wp liefern kann. Insgesamt können bis zu zwei Solarmodule mit 600 Watt Gesamtleistung angeschlossen werden, um den Akku wieder vollzuladen. Natürlich ist die Leistung abhängig von der aktuellen Wettersituation sowie von der Platzierung der Module.

Das Solarpanel lässt sich kinderleicht aufbauen: Der Hersteller liefert drei ausklappbare Stützen mit, deren Winkel mithilfe von zwei Halterungen festgelegt werden kann. Nach dem Aufstellen wird das Panel lediglich darauf gelegt und an die Powerstation angeschlossen. Dabei ist aufgefallen, dass das Anschlusskabel relativ kurz ausfällt. Dementsprechend muss der Speicher in unmittelbare Nähe zum Solarmodul platziert werden.

Bei gutem Wetter werden mehr als 7 Stunden zum Laden benötigt. Wer es eilig hat, kann zudem AC und Solar kombinieren, wodurch die Ladezeit auf 90 Minuten sinken soll. Dieser Wert bezieht sich auf den Einsatz von zwei SP300-Modulen.

BlackBee 2000 im Praxistest

Natürlich haben wir die Powerstation unserem Testparcours unterzogen, um festzustellen, was der Speicher auf dem Kasten hat. Dafür haben wir einige alltägliche sowie eher ungewöhnliche Nutzungsszenarien ausgewählt. Fangen wir direkt mit der „Feuerprobe“ an: Die BlackBee 2000 darf gegen unseren Vintage Heizlüfter von Siemens antreten, wobei wir die kleinste Heizstufe genutzt haben.

Selbst in diesem Modus werden noch knapp 1.100 Watt benötigt, womit wir uns 500 Watt unterhalb der Leistungsgrenze bewegen. In diesem Szenario erreichte der Energiespeicher eine Laufzeit von 110 Minuten, was einer durchschnittlichen Effizienz von 88 Prozent entspricht. Zusätzlich haben wir die höchste Stufe ausprobiert, die Powerstation hat sich allerdings nach kurzer Zeit abgeschaltet.

Auch der Betrieb eines Wasserkochers mit 1.800 Watt ist problemlos möglich. Offenbar hat der Hersteller einen vergleichsweise großen Versorgungspuffer eingeplant. Doch wie sieht es mit komplexeren Lasten aus? Wir haben einen Desktop-PC samt Monitor an die Station angeschlossen und die Hardware mithilfe von Prime95 und Furmark an ihre Grenzen gebracht. In diesem Zustand betrug die durchschnittliche Leistungsaufnahme 420 Watt. Mit einer vollen Ladung konnten wir das System ganze 320 Minuten laufen lassen – über 5 Stunden Zocken ohne Steckdose wären somit möglich.

Leider besitzt der Energiespeicher keine USV-Funktion (Unterbrechungsfreie Stromversorgung), womit sich das Ganze nicht als Back-Up-Akku im Fall eines Blackouts eignet. Besonders im Vergleich zur Konkurrenz wäre eine solche Funktion wünschenswert gewesen.

Temperaturen

Überraschenderweise arbeitet die Powerstation zum Großteil fast geräuschlos, im niedrigen dreistelligen Watt-Bereich ist sie gar nicht wahrnehmbar. Erst bei einer Leistungsabgabe von über 400 Watt springt der interne Lüfter an. Bei höheren Außentemperaturen kann dies schon früher der Fall sein.

In der Regel wird dieser jedoch durch die Umgebungsgeräusche übertönt. Somit handelt es sich um eine eher ruhige Powerstation, die sehr angenehmem im Betrieb ist. Die Temperaturen bewegen sich gleichermaßen in einem sehr guten Bereich. Mit der Wärmebildkamera des CAT S62 Pro (Test) konnten wir an der wärmsten Stelle 43,4 °C messen.

Fazit

Bei der BlackBee 2000 handelt es sich wohl um die aktuell potenteste Powerstation aus dem Hause AlphaESS. Mit knapp 2 kWh gehört der Energiespeicher zu den leistungsfähigsten auf dem Markt, wobei sie mit 1.600 Watt genügend Strom für die meisten Haushaltsgeräte bereitstellt.

In der Praxis kann das Modell mit einer guten Performance, einer ausgezeichneten Lautstärke und mit einer schnellen Ladefunktion überzeugen. Besonders in Kombination mit dem Solarmodul bildet die Powerstation einen interessanten Begleiter für den nächsten Campingtrip. Das ansonsten positive Gesamtbild wird allerdings durch die Verarbeitungsqualität getrübt. Vor allem die Lüftungsgitter fallen an dieser Stelle besonders negativ auf.

Aktuell werden für die BlackBee 2000 ohne zusätzliches Solarmodul etwa 2.099 Euro bei Amazon fällig, womit sie derzeit teurer ist als die Anker Powerhouse 767. Letztere ist des Öfteren für unter 2.000 Euro zu haben und somit der sichtlich bessere Deal. Besonders die USV-Funktion, die höhere Ausgangsleitung, die LFP-Zellen sowie die bessere Verarbeitung machen hierbei den Unterschied. Das AlphaESS SP300 Solarmodul wandert außerdem für 699 Euro über die Ladentheke.

Noch bis zum 20. Juli erhaltet ihr die Powerstation nochmals deutlich günstiger, wenn an der Kasse der Gutscheincode „BB2000X3612“ aktiviert wird. Hierdurch reduziert sich der Preis um 630 Euro und somit auf 1.469 Euro. Das SP300 Solarmodul ist durch den Code „SP300X3612“ bereits für 559 Euro zu haben.

Pro

  • intuitive Bedienung
  • drei Arten zum Aufladen (Ac, PV, AC + PV)
  • 1.6 kW Dauerleistung
  • geräuschloser Betrieb
  • 15 Anschlussmöglichkeiten
  • „kompaktes“ Design

Contra

  • hoher Preis
  • Verarbeitung
  • Lithium-Ionen statt LFP

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Arian Krasniqi Profilbild Arian Krasniqi

…ist seit 2021 Teil des Teams und befasst sich vor allem mit Hardware-Komponenten sowie mit weiteren technischen Neuheiten. Auch aktuelle Spiele auf PC und Konsole gehören zu seiner Leidenschaft.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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