AMD Radeon RX 7600 XT im Test: WQHD-Gaming für unter 400 Euro?

Sapphire Pulse Custom-Karte mit Dual-Lüfter-Kühler
Sapphire Pulse AMD Radeon RX 7600 XT Gaming OC Grafikkarte stehend auf Tisch

Mit der RX 7600 XT hat AMD eine neue Mittelklasse-Grafikkarte veröffentlicht. Zum Marktstart testen wir ein relativ kompaktes Custom-Modell aus dem Hause Sapphire, die Pulse AMD Radeon RX 7600 XT Gaming OC. Wie schneidet sie im Vergleich zur RX 7700 XT und RX 6600 XT ab?

Preis und Einordnung

Die AMD Radeon RX 7600 XT tritt in einem hart umkämpften Marktsegment an, positioniert zwischen der RX 7600 und RX 7700 XT sowie Nvidias RTX 4060. Mit dem Versprechen, Full-HD- und WQHD-Gaming zu einem erschwinglichen Preis zu liefern, will sie in der Preisklasse zwischen 300 und 400 Euro überzeugen. Zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Testberichts startet die Grafikkarte auf dem Markt zu Preisen ab 359 Euro. Das Sapphire-Pulse-Modell wird zum Referenzpreis angeboten. Anders als von der RX 7600 bietet AMD vom XT-Modell kein Referenzdesign an.

AMD Radeon RX 7000 Lineup Januar 2024
RX-7000-Serie, Stand: Januar 2024 (Bild: AMD)

Derzeit gibt es Custom-Modelle der RX 7600 ab rund 280 Euro und Modelle der RX 7700 XT ab circa 460 Euro. Nvidias RTX 4060 ist momentan für etwa 310 Euro erhältlich. In diesem Preissegment liegen aktuell zudem die RTX 4060 Ti (8 GB), Intel Arc A770 und die ältere RX 6750 XT. Rund 300 Euro kostet übrigens eine RTX 3060, die laut Steam-Hardwareumfrage (Dez. 2023) die von PC-Gamern meistgenutzte Grafikkarte ist, dicht gefolgt von der GTX 1650 ab circa 150 Euro.

AMD bewirbt die neue RX 7600 XT primär für Full-HD-Gaming, mit Leistungsreserven für WQHD und großem Grafikspeicher. Von der aktuellen GPU-Generation bietet nämlich für unter 400 Euro nur die Intel Arc A770 ebenfalls 16 Gigabyte GDDR6-Speicher.

Sapphire Pulse Radeon RX 7600 XT OC Bild vor weißem Hintergrund
Bild: Sapphire

Sapphire Pulse Radeon RX 7600 XT OC

Das Sapphire-Pulse-Modell der RX 7600 XT kommt mit einem kompakten Dual-Lüfter-Design daher und bietet eine nennenswerte Übertaktung ab Werk. Sie eignet sich für kompromissloses FHD-Gaming und oft auch für WQHD.

359,00 € zzgl. Versand

Design und Kühler

Gänzlich ohne ausgefallene RGB-Beleuchtung präsentiert sich die Sapphire-Karte schlicht und funktional. Die Kühlerabdeckung besteht aus robustem Kunststoff, während die Rückplatte aus Aluminium gefertigt ist und zusätzliche Stabilität bietet. Sapphire hat sich für ein überwiegend schwarzes Design mit roten Akzenten entschieden. An den Seiten fallen die Schriftzüge Sapphire (Pulse) und Radeon auf, auf der Backplate findet sich zusätzlich die namensgebende Pulslinie als Designelement.

Mit Abmessungen von 25 × 11,65-12,9 × 4,45 Zentimetern (ohne und mit PCIe-Interface) fällt die Grafikkarte für heutige Verhältnisse ziemlich kompakt aus – sie nimmt im Gehäuse 2,2 Slots ein. Des Weiteren bringt die Karte ein Gewicht von genau 800 Gramm auf die Waage. Zum Reinigen der Lüfter lässt sich die Kunststoffabdeckung leicht entfernen, dazu müssen lediglich die beiden Lüfterkabel absteckt und vier Schrauben gelöst werden.

Kompakter Kühler mit zwei Lüftern!

Die doppelt kugelgelagerten Lüfter haben einen Durchmesser von circa 95 Millimetern und jeweils neun Lüfterblätter. Inzwischen machen Designs mit drei Lüftern die Mehrheit aus, doch dieses Dual-Lüfter-Modell stellt eine willkommene Abwechslung dar. Insgesamt bleibt die Sapphire Pulse RX 7600 XT optisch relativ unauffällig.

Anders als bei der Sapphire Pulse RX 7600 sind hier zwei Acht-Pin-Stromanschlüsse vorhanden. Mit nur einem Stromanschluss wäre maximal eine Leistungsaufnahme von 225 Watt möglich. Kurz vorweg: Diese RX 7600 XT genehmigt sich unter Volllast teilweise etwas mehr, weshalb ein zweiter Stromanschluss vonnöten ist. Bei den hinteren Videoanschlüssen unterstützt die Grafikkarte mit HDMI 2.1 und DisplayPort 2.1 aktuelle Standards in jeweils doppelter Ausführung.

Technische Eigenschaften

Das neueste Radeon-Modell basiert wie gehabt auf der RDNA-3-Architektur. Die Navi-33-GPU kommt ebenfalls bei der RX 7600 zum Einsatz und hat anders als Navi 32 noch einen monolithischen Aufbau anstelle eines Chiplet-Designs. Gegenüber der RX 7600 hat AMD jedoch den Grafikspeicher von 8 auf 16 Gigabyte beim XT-Modell verdoppelt. Auch die Leistungsaufnahme steigt von 165 Watt auf 190 Watt (Referenzangaben).

Die Anzahl der Shader-Einheiten, das Speicherinterface und der Cache bleiben unverändert. Um von dem Non-XT-Modell abseits vom Speicher zu differenzieren, hat AMD bei der RX 7600 XT den Game-Takt um etwa 10 Prozent und den Boost-Takt um etwa 4 Prozent angehoben.

AMD Radeon RX 7600 XT 16 GB Spezifikationen
Spezifikationen (Bild: AMD)

AMD gibt als Stromverbrauch (Total Board Power) für das Modell zwar 190 Watt an, doch das Sapphire-Modell bietet eine werksseitige Übertaktung. Statt einem Game-Takt von 2.470 MHz und einem Boost-Takt von 2.760 MHz zeigt GPU-Z Taktraten von 2.539 MHz und 2.810 MHz an. Entsprechend erklärt sich der höhere Stromverbrauch unter Volllast, wie ihr weiter unten in den Diagrammen ablesen könnt.

Wie bei der RX 7600 und vergleichbaren Nvidia-Karten in dieser Klasse gibt es leider nur ein PCIe-4.0-Interface mit acht Lanes. In dieser Leistungsklasse dürfte es beim Einsatz auf einem alten PCIe-3.0-Mainboard allerdings nicht nennenswert zum Flaschenhals werden.

Testsystem

Grafikkarten

Getestete Benchmarks und Spiele

Benchmark-Leistung

In den synthetischen Benchmarks landet die RX 7600 XT natürlich deutlich hinter leistungsstärkeren Karten wie der RX 7800 XT und der RTX 4070, allerdings ist der Abstand von durchschnittlich fast 50 Prozent zur schnelleren RX 7700 XT angesichts des Preisunterschieds beachtlich.

Die RX 7600 XT zeigt eine moderate, aber merkliche Leistungsverbesserung gegenüber der RX 6600 XT von durchschnittlich rund 15 Prozent. Bei den DX11-Tests in UHD ist der Unterschied zwischen den beiden Modellen am geringsten, bei Raytracing-Tests zeigt die neuere Architektur in der RX 7600 XT wiederum ihre Vorteile. Der Vergleich mit einer RTX 4060 wäre natürlich besonders interessant, doch diese stand uns nicht rechtzeitig zur Verfügung, da die AMD-Karte erst kurz vor dem Marktstart in der Redaktion eintraf.

Spiele-Leistung

Bei den Gaming-Tests zeichnet sich ein ähnliches Bild wie bei den synthetischen Benchmarks ab. Durchschnittlich unterliegt die RX 7600 XT der RX 7700 XT um rund 45 Prozent. Verglichen mit dem Namens-Vorgänger (RX 6600 XT) kann die neue Grafikkarte ihren Vorsprung jedoch auf durchschnittlich circa 30 Prozent ausbauen. In den synthetischen Tests war die RX 7600 XT nur etwa 15 Prozent schneller.

Dies hängt jedoch stets vom ausgewählten Spiel und Szenario ab, denn bei Tomb Raider ohne Raytracing sind es wieder nur etwa 15 Prozent Vorsprung, während die Leistung mit Raytracing knapp 27 Prozent besser als bei der RX 6600 XT ausfällt.

Insgesamt liefert die RX 7600 XT in Full-HD eine hervorragende Leistung ab und meist auch sehr akzeptable FPS-Werte in WQHD. Die Ausnahme stellt Cyberpunk 2077 dar, einer der anspruchsvollsten Titel aktuell. Für flüssige Bildraten mit Raytracing muss dabei Upsampling (FSR) genutzt oder alternativ die Grafikqualität gesenkt werden.

Stromverbrauch und Temperaturen

Mit einem Stromverbrauch von bis zu 227 Watt unter Gaming-Last verbraucht die Sapphire Pulse RX 7600 XT fast so viel wie die RX 7700 XT und übertrifft nennenswert den AMD-Referenzwert von 190 Watt. Dies ist auch auf die Werks-Übertaktung von Sapphire zurückzuführen. Die 227 Watt wurden nur ganz kurz angezeigt, überwiegend blieb der Verbrauch unter Last zwischen 190 und 200 Watt. Im Vergleich bietet die RX 7700 XT wesentlich mehr Leistung pro Watt. Das Vorgängermodell (RX 6600 XT) genehmigt sich wiederum nur bis zu 145 Watt. Im Gaming-Last-Szenario erreicht die RX 7600 XT einen effektiven Takt von maximal 2.879 MHz, unter Extremlast waren es sogar bis zu 2.922 MHz.

Unter den verglichenen Karten sind die Temperaturen der RX 7600 XT unter Last am höchsten, aber sie ist auch das einzige Modell mit zwei statt drei Lüftern. Knapp über 70 Grad unter anhaltender Volllast sind für ein solches Kühlerdesign absolut im Rahmen, die Hotspot-Temperatur erreichte kurzzeitig jedoch 90 Grad. Akustisch bleibt das Sapphire-Pulse-Modell recht unauffällig, die Sapphire Pure RX 7700 XT und die TUF RX 7800 XT sind mit ihren drei Lüftern allerdings merklich leiser. Alle Modelle schalten ihre Lüfter im Idle-Betrieb bzw. bei geringer Last ab.

Fazit

Die Sapphire Pulse AMD Radeon RX 7600 XT Gaming OC liefert eine gute Leistung für Gamer, die nicht ihr Bankkonto sprengen und hauptsächlich in Full-HD mit Ultra-Einstellungen spielen wollen. Sie stellt eine spürbare Verbesserung gegenüber der RX 6600 XT dar, verbraucht aber auch wesentlich mehr Energie. Im Duell mit der RX 7700 XT zeigt die RX 7600 XT eine deutlich geringere Performance trotz vergleichbarer Leistungsaufnahme. Persönlich würde ich daher eher den Aufpreis von aktuell knapp 100 Euro für die RX 7700 XT zahlen, zumal das stärkere Modell noch mehr Leistungsreserven für WQHD hat.

Die Wahl zwischen diesen Karten hängt letztlich von den spezifischen Gaming-Anforderungen und dem Budget ab. Für preisbewusste Gamer, die hauptsächlich in Full-HD oder gelegentlich in WQHD spielen, könnte die RX 7600 XT angesichts des großen Grafikspeichers eine gute Option sein. AMD hätte die Grafikkarte mit einem etwas niedrigeren Preis allerdings besser in diesem Segment positionieren können. Dennoch dürfte sie trotz ihrer Makel derzeit die zukunftssicherste Wahl für unter 400 Euro sein.

Das Custom-Modell von Sapphire punktet in unserem Test mit einer guten Temperatur und einer wertigen Verarbeitung inklusive Metall-Backplate. Das Design ist vergleichsweise schlicht gehalten und kommt ohne RGB-Blingbling daher. Lediglich die Lüfter könnten noch einen Tick leiser arbeiten. Zum Referenzpreis von 359 Euro bietet sie eine ordentliche Übertaktung ab Werk.

Pro

  • hohe FHD-Leistung, anständige WQHD-Leistung
  • keine Grafikspeicherlimitierung mit 16 GB
  • kompaktes Design mit hochwertiger Metallrückplatte
  • unterstützt DisplayPort 2.1 und HDMI 2.1

Contra

  • weniger effizient als stärkere Nvidia-GPUs
  • relativ niedrige Raytracing-Leistung
  • deutlich langsamer als RX 7700 XT

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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