Test: Beyerdynamic Lagoon ANC Traveller

Beyerdynamic Lagoon ANC - kann der Bluetooth-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung punkten?

Kopfhörer mit einer aktiven Geräuschunterdrückung sorgen besonders beim Reisen für ein angenehmeres Sound-Erlebnis. Die integrierte „Noise Cancelling“-Technologie filtert störende Geräusche heraus und kann so den Klang des Kopfhörers hervorheben. Neben Bose und Sony will nun auch die deutsche Audio-Schmiede Beyerdynamic auf dem Markt der ANC-Kopfhörer mitmischen. Der Lagoon ANC ist der erste Versuch – wir sind gespannt, wie sich der kabellose Kopfhörer im Test schlagen wird!

Übersicht

Beyerdynamic hat den Lagoon ANC auf der IFA 2018 vorgestellt, ein paar Monate später ist der Kopfhörer endlich bei uns in der Redaktion angekommen. Preislich liegt das Modell bei einer UVP von 399,00 Euro und reiht sich so neben der Konkurrenz von Sony und Bose ein. Der deutsche Hersteller hat ein paar spannende Features dazugepackt, unter anderem eine Klangpersonalisierung, das „Light Guide“-System und eine Touch-Steuerung. Neben dem komplett schwarzen Modell „Traveller“ steht auch noch das graue Modell „Explorer“ mit braunen Lederbezügen zur Auswahl.

Lieferumfang

Design & Features

Der Lagoon ANC ist einer der ersten Produkte, auf denen das neue Markenlogo „y“ von Beyerdynamic zu sehen ist. Der Over-Ear Kopfhörer ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, die Verarbeitung ist jedoch auf einem sehr hohen Niveau. Natürlich könnten wir uns mehr Metall-Elemente wünschen, allerdings würde sich dann vermutlich auch das Gewicht erhöhen. Im Inneren sitzt ein Federstahl-Bügel, der für einen straffen, aber dennoch sehr angenehmen Anpressdruck sorgt. Die ohrumschließenden Polster bestehen aus Memory-Schaum und sind mit Protein-Kunstleder bezogen. Beides zusammen sorgt schon ohne aktiviertes Noise Cancelling für eine gute Isolierung nach außen.

Der Beyerdynamic Lagoon ANC kommt im Modell "Traveller" in komplett schwarz daher.

Sicher transportieren im beiliegenden Hardcase!

Die Hörer lassen sich um 90 Grad drehen und einklappen, wodurch die Beyerdynamic Lagoon ANC besonders kompakt transportiert werden können. Hierfür ist passenderweise ein Hardcase im Lieferumfang dabei, was den Kopfhörer vor Schäden schützt. Leider nutzt dieses aber nicht die ganze Kompaktheit des Lagoon ANC aus, da wäre noch mehr drin gewesen! Allerdings hält das Material den Transport auch ohne Case sehr gut aus, selbst nach mehreren Wochen können wir keine Kratzer oder Beschädigungen feststellen.

Hält der Akku einen Langstreckenflug durch?

Im Inneren ist ein 1.100 mAh Stunden Akku verbaut, der laut Beyerdynamic für bis zu 45 Stunden (ohne ANC) bzw. 24,5 Stunden (mit ANC) durchhalten soll. Nach einem 12-stündigen Langstreckenflug nach Asien mit aktivierter Geräuschunterdrückung waren noch ca. 50% Restkapazität vorhanden. Geladen wird der Kopfhörer über USB Typ-C, endlich ein Kopfhörer mit diesem Anschluss! Eine volle Ladung dauert allerdings um die 3 Stunden.

Der Beyerdynamic Lagoon ANC wird primär per Bluetooth 4.2 verbunden, hierfür beherrscht der Kopfhörer die Codecs „aptX Low Latency“, „aptX“ sowie „AAC“ und „SBC“. Das qualitativ bessere „aptX HD“ ist leider nicht mit an Bord. Ganz klassisch kann der Kopfhörer aber auch über den 3,5 mm Klinkenanschluss verbunden werden, ein entsprechendes Kabel ist im Lieferumfang dabei. Obwohl die Entertainment-Systeme in Flugzeugen immer moderner werden, so nutzen manche Airlines weiterhin die doppelte Mono-Buchse. Ein entsprechender Adapter wäre also noch schön gewesen, um den bestmöglichen Klang auch im Flugzeug genießen zu können.

Bedienung & Software

Beyerdynamic hat den Lagoon ANC mit diversen Bedienungsmöglichkeiten ausgestattet, darunter beispielsweise per Touchpad oder App. Eingeschaltet wird der Kopfhörer ganz klassisch mit einem Schieberegler am rechten Hörer. Dieser dient gleichzeitig zum Aktivieren des Bluetooth-Pairings, darüber hinaus kann damit der Akku-Status abgefragt werden. Der Nutzer bekommt das Feedback dann per Sprachansage, hierzu stehen sowohl Deutsch als auch Englisch zur Verfügung.

Mit an Bord: eine intuitive Touchpad-Steuerung am rechten Hörer!

Direkt darüber befindet sich der ANC-Button, der die Geräuschunterdrückung in drei Stufen einstellen kann: Aus, Stufe 1 sowie Stufe 2. Der 3,5 mm Klinkenanschluss und USB Typ-C Port sind ebenfalls am rechten Hörer zu finden, dadurch ist der linke Hörer komplett „clean“ gehalten. Ist der Kopfhörer nun mit dem Smartphone verbunden, kann die Musikwiedergabe mit dem Touchpad gesteuert werden. Der Nutzer kann beispielsweise die Lautstärke regeln, den Song anhalten und wieder abspielen, oder auch Vor- sowie Zurückspulen. Darüber hinaus kann ein persönlicher Sprachassistent aufgerufen werden, beispielsweise der Google Assistant oder Apple Siri. Der Nutzer kann zudem Anrufe annehmen bzw. ablehnen, der Beyerdynamic Lagoon ANC hat hierfür ein Freisprechmikrofon mit an Bord.

Statt Status-LED gibt das neuartige „Light Guide“-System

Ein Highlight, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das neue „Light Guide“-System im Lagoon ANC. Statt einer externen Status-LED besitzt jeder Hörer einen LED-Ring im Inneren. Diese leuchten in unterschiedlichen Farben und zeigen so beispielsweise den Ladezustand an. Ein paar Beispiele: rotes Pulsieren bei 0-30%, gelbes Pulsieren bei 30-70% und grünes Pulsieren bei 70-99%. Ein grünes Dauerleuchten signalisiert, dass der Akku vollständig geladen ist. Beim Pairing blinken die Hörer abwechselnd blau, bei einer aktiven Bluetooth-Verbindung gibt es ein oranges Dauerleuchten. RGB-Fans werden zwar vom fehlenden Regenbogen-Modus enttäuscht sein, allerdings erfüllt das „Light Guide“-System durchaus seinen Zweck. Wir finden die „Beleuchtung“ sehr praktisch, zudem werden andere Leute nicht von einer blinkenden LED am äußeren Gehäuse genervt.

MIY-App mit Klangpersonalisierung, Hörstatistik und Mehr

Wenn der Kopfhörer per Bluetooth verbunden ist, stehen weitere Anpassungsmöglichkeiten in der „MIY“-App zur Verfügung. Primäres Feature ist hier ganz klar die MOSAYC-Klangpersonalisierung „by Mimi Defined“, die einen Hörtest (ca. 5 Minuten) durchführt und anschließend ein personalisiertes Nutzerprofil erstellt. Dieses wird auf dem Kopfhörer abgespeichert und kann in der App mit einem Regler angepasst werden. Es soll den Klang auf das eigene Gehör abstimmen, denn das Hörvermögen variiert je Nutzer und verändert sich über die Jahre.

Neben der MOSAYC-Klangpersonalisierung bietet die App beispielsweise Software-Updates für den Kopfhörer und eine Hörstatistik inklusive Dauer und Intensität zum Schutz des eigenen Gehörs. Dazu gibt es Einstellungen zur Intensität des Touchpads sowie zur Sprache der Sprachansagen. Die App ist für Apple iOS und Android verfügbar und kann im Apple App Store und Google Play Store heruntergeladen werden. Übrigens: die MOSAYC-Klangpersonalisierung ist auch für andere Kopfhörer von Beyerdynamic verfügbar, beispielsweise den Aventho Wireless (Test).

Klangqualität & Noise Cancelling

Beyerdynamic ist für seinen hochwertigen Klang bekannt, auch deswegen liegt ein großer Fokus des Lagoon ANC auf einem gelungenen Sound-Erlebnis. Hierfür setzt der Hersteller auf zwei 40mm-Treiber mit einem Frequenzgang von 10 – 30.000 Hz bei einer Nennimpedanz von 20 Ohm und einem max. Schalldruckpegel von 107 dB. Um einen möglichst detaillierten Eindruck zu bekommen, haben wir den Lagoon ANC die letzten Wochen ausgiebig zum Genießen von Musik und Filmen genutzt. Dazu zählen auch mehrere Bahnfahrten, zwei Langstreckenflüge aber auch ruhigere Umgebungen. Letztendlich ist und bleibt der Klang allerdings ein subjektiver Eindruck, der besonders von der Klangpersonalisierung nochmal verändert wird.

Der Kopfhörer besitzt ein schlichtes Design und sitzt dank Memory-Schaum und Kunstleder sehr angenehm auf dem Kopf.

Unser Klangeindruck vom Lagoon ANC

Ganz zu Beginn haben wir den Klang erst ohne Personalisierung getestet, schon da konnte der Kopfhörer mit einem sehr klaren und ausgewogenen Klang punkten. Höhen und Mitten sind gut abgestimmt, dazu gibt es einen dynamischen, jedoch nicht zu starken Bass. Für einige Nutzer wird da wohl der starke Tiefgang im untersten Frequenzbereich fehlen, wir finden den Bass jedoch sehr angenehm.

Mit der Personalisierung öffnet sich die Klangkulisse ein gutes Stück, der Sound wird kräftiger und (unserem Eindruck nach) etwas detaillierter. Wie aber bereits erwähnt, hängt der Sound mit aktiviertem Nutzer-Profil jedoch vom eigenen Hörvermögen ab. Insgesamt lässt sich jedoch sagen: der Beyerdynamic Lagoon ANC bietet ein hervorragendes Sound-Erlebnis, egal ob mit Musik oder bei Filmen. Zudem wird die Klangkulisse bei aktiviertem Noise Cancelling nur geringfügig verändert.

Kann das Noise Cancelling überzeugen?

Der Kopfhörer bietet eine 2-stufige aktive Geräuschunterdrückung, die mit einem Regler am rechten Hörer eingestellt wird. Die erste Stufe bietet nur eine mittelmäßige Filterung der Umgebungsgeräusche, wodurch ein Großteil der Umgebung noch gut wahrnehmbar ist. Zudem ist ein gewisses Rauschen bemerkbar, das sich nur durch Musik oder Filme kaschieren lässt. Soll also kein Inhalt abgespielt werden, ist die erste Stufe eher nicht zu empfehlen.

Um einiges besser ist die zweite Stufe, die deutlich effektiver arbeitet. Es werden deutlich mehr Geräusche gefiltert, was das Sound-Erlebnis in lauten Umgebungen stark verbessert. Wollten wir also Musik mit aktiviertem ANC genießen, haben wir stets auf Level 2 geschaltet. Ein Flugzeug-Triebwerk war damit nur noch geringfügig wahrnehmbar, auch konstante Geräusche wie bei einer Fahrt mit einem ICE wurden ausgesprochen gut gedämpft. Gespräche waren zwar gedämpft, aber weiterhin hörbar.

Das Active Noise Cancelling eignet sich besonders bei Zugfahrten oder längeren Flügen.

Gegenüber aktuellen Konkurrenten wie der Bose QuietComfort-Serie oder dem Sony WH-1000XM3 können wir die Leistung des Beyerdynamic Lagoon ANC leider nicht beurteilen. Erfahrungsberichte anderer Medien sprechen jedoch von einer leicht schlechteren Leistung im Vergleich zu Konkurrenzmodellen. Unserer Meinung nach ist die ANC-Technik im Lagoon ANC gelungen, wenngleich sie noch etwas präziser und stärker sein könnte. Durch die App sind jedoch Software-Updates möglich, Beyerdynamic könnte also noch an einigen Stellschrauben arbeiten und das „ANC“ verbessern.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen: ein gelungener erster Versuch von Beyerdynamic! Die Lagoon ANC Kopfhörer können besonders mit ihrem hochwertigen Klang punkten, der er eine detaillierte und ausgewogene Klangkulisse bietet. Besonders die Klangpersonalisierung kann beeindrucken und je nach Gehör für einen noch besseren Sound sorgen. Sehr praktisch sind dabei auch die Funktionen in der „MIY“-App. Abzüge gibt es für den fehlenden aptX HD Codec, der die Übertragungsqualität nochmal hätte steigern können.

Die aktive Geräuschunterdrückung ist auf einem hohen Niveau, kann aber nicht alle Störquellen herausfiltern. Die erste Stufe dämpft leider zu schwach, Stufe 2 sorgt dagegen für ein deutlich ruhigeres Sound-Erlebnis. Besonders bei Bahnfahrten und Flügen eignet sich der Lagoon ANC hervorragend.

Auch die Akkulaufzeit sowie die Touchpad-Steuerung können punkten. Der Kopfhörer ist zwar aus Kunststoff verarbeitet, dieses ist jedoch von einer hohen Qualität und sorgt für ein besseres Gewicht. Der Lagoon ANC ist zwar etwas schwerer als die Konkurrenz, trägt sich aber selbst bei Langstreckenflügen durch Kunstleder und Memory-Schaum sehr angenehm. Das „Light Guide“-System mag für viele ein Gimmick sein, erweist sich im Alltag allerdings als sehr praktisch.

Preislich liegt der Beyerdynamic Lagoon ANC bei knackigen 399 Euro (UVP), was nochmal ein gutes Stück mehr gegenüber der Konkurrenz von Sony und Bose ist. Besonders die gelungene Klang-Charakteristik kann punkten, das „Active Noise Cancelling“ ist noch optimierbar. Erhältlich ist der Kopfhörer unter anderem im Beyerdynamic-Shop oder bei Amazon.de*!

Kopfhörer
Allround-PC.com Award
06/2019
Beyerdynamic Lagoon ANC
Empfehlung

Pro

  • hervorragende, sehr detaillierte Klangkulisse
  • gelungenes Noise Cancelling
  • lange Akkulaufzeit
  • angenehmer Tragekomfort
  • USB Typ-C Anschluss
  • App-Anbindung mit Klangpersonalisierung

Contra

  • leider kein „aptX HD“-Codec

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Beitrag erstmals veröffentlicht am 28.06.2019

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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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