Test: JBL Quantum One – Das erste Gaming-Headset von JBL

Das Premium-Modell des Bluetooth-Speaker-Experten im Test
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JBL bringt mit dem Quantum One ein erstes Gaming-Headset auf den Markt. Das Gerät verspricht virtuellen Surround-Sound und mehr Features, als sich in diesem Einleitungs-Absatz aufzählen ließen. Wir haben den Erstversuch des Audioherstellers ausführlich getestet und verraten euch, ob er geglückt ist.

Übersicht

Im Marktsegment der Bluetooth-Lautsprecher ist JBL längst einer der Big Player, nun versucht sich der Hersteller am Gaming-Markt. Dabei macht der namhafte Hersteller keine vorsichtigen ersten Schritte, sondern legt einen groß angelegten Start mit zahlreichen Produkten der neuen Quantum-Reihe hin. Darunter fallen zahlreiche Modelle verschiedener Preisklassen und mit unterschiedlichen Funktionen sowie kabelgebundenem und kabellosem Betrieb. Das Quantum One bildet mit einem Preis von knapp 250 Euro UVP (erhältlich bei Amazon*, Saturn* und MediaMarkt*) die Spitze des Gaming-Line-Ups.

Lieferumfang

Design & Verarbeitung

So sehr das JBL Quantum One bei eingeschalteter RGB-Beleuchtung optisch „GAMING“ schreit, so unscheinbar sieht es ohne die Lichteffekte aus. In der U-Bahn getragen, könnte es als wuchtige Variante der Mitte des Jahres vorgestellten JBL Club Kopfhörer-Serie durchgehen. Spätestens der Blick auf die Rückseite, an der sich zahlreiche Bedienelemente eng aneinander drängen, verrät das tatsächliche Einsatzgebiet.

Rundum macht das Gaming-Headset einen hochwertigen Eindruck, einzig der Kunststoffgehalt kann in dieser Preisklasse einen leicht bitteren Beigeschmack hinterlassen. Der Vorteil macht sich sehr deutlich im Gewicht bemerkbar, mehr hierzu im Abschnitt „Tragekomfort“. Löblich sind die feinen optischen Akzente: Überall sehen wir Schraffierungen, die sich auch an den Bassmembranen aktueller Bluetooth-Lautsprecher von JBL wiederfinden. Sämtliche Kabel, darunter die am Kopfbügel verlaufenden, sind mit einem schwarzen Stoffsleeve mit Punkten in JBL-Orange versehen.

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In der Regel ist das Thema „RGB-Beleuchtung am Gaming-Headset“ am ehesten mit der Reaktion des Kollegen Tim zusammengefasst: „Uff, das hat RGB?“. Doch wo viele Hersteller links und rechts ein buntes Logo draufklatschen, um RGB auf die Verpackung schreiben zu können, hat sich JBL hier ein Paar mehr Gedanken gemacht. Das silberne JBL-Logo ist mit kräftigen LEDs im charakteristischen Schraffur-Stil hinterlegt, hinzu kommt eine eckige LED-Linie, die rings um den Kopfhörer verläuft.

Das Ergebnis ist ein cooler High-Tech-Look, der keineswegs zu dick aufträgt. Den bunten RGB-Farbwechsel haben wir dennoch bei der ersten Gelegenheit deaktiviert – denn eine statische Farbe steht dem Quantum One, unserem persönlichen Geschmack nach, immer noch am besten. Wer mag, kann die Beleuchtung natürlich auch vollständig deaktivieren.

Tragekomfort

Das JBL Quantum One bringt nicht allzu viel auf die Waage, die angegebenen 369 Gramm entsprechen in etwa dem Durchschnitt. Verglichen mit dem fliegengewichtigen HyperX Cloud Flight S (Test), das ich sonst nutze, liegt der JBL-Vertreter zwar merklich schwerer auf dem Kopf, was jedoch keinesfalls störend auffällt. Der Kopfhörer ist immer noch leicht genug, um bei schnellen Kopfbewegungen nicht herum zu schlackern. Auch die Polster sind angenehm weich. Besonders durch die an kritischen Stellen zusätzlich ausgeprägte Kopfbügel-Polsterung spüren wir zu keinem Zeitpunkt harte Komponenten am Kopf.

JBL-Quantum-ONE-Gaming-Headset-13Das Quantum One sitzt äußerst bequem, lässt nur nach einer Weile mächtig die Ohren glühen

Die Kopfhörer werden fest an den Kopf angedrückt und sitzen bombenfest. Damit geht jedoch auch eine ordentliche Wärmeentwicklung einher – gerade im Sommer empfiehlt sich hin und wieder eine Pause zum Durchlüften. Wenn das Quantum One nicht genutzt wird, drehen wir die Ohrmuscheln einfach und können es bequem um den Hals tragen.

Eigenschaften

Die Rückseite des linken Kopfhörers ist vollgepackt mit Bedienelementen, zwischen denen sich die Finger schnell mal verirren können. Das Lautstärkerad ist jedoch gut hervorgehoben und nach kurzer Eingewöhnungszeit sind die einzelnen Knöpfe schnell ertastet: Mikrofon-Stummschalten, Zentrieren für Head Tracking und ANC/TalkThru verteilen sich auf drei Tasten. An der Unterseite gibt es Anschlüsse für USB-C, 3,5-mm-Klinken und das Mikrofon. Bei der aktiven Geräuschunterdrückung sowie TalkThru kommen nach außen gerichtete Mikrofone zum Einsatz.

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Unten links seht ihr das Kalibrierungs-Mikrofon, rechts darüber das Klinkenkabel für Mobilgeräte, Playstation und Co. Den vollen Funktionsumfang gibt’s allerdings nur per USB-Verbindung (oben links)

Die Bedienelemente am Kopfhörer sowie die Beleuchtung funktionieren nur per USB-Verbindung mit dem PC. Das bedeutet allerdings auch, dass wir das Quantum One in Bus und Bahn mit einem Klinkenkabel tragen können, ohne durch bunte LEDs weiter aufzufallen. Durch das 3,5-mm-Klinkenkabel lässt sich das Headset auch mit Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch und VR-Geräten verwenden. Ein Großteil der Funktionen ist jedoch nur am PC via USB-Verbindung möglich.

Am PC fällt der Funktionsumfang sehr üppig aus, besonders sticht allerdings die aktive Geräuschunterdrückung heraus. Über ein mitgeliefertes Kalibrierungs-Mikrofon, das abwechselnd in beide Ohren gesteckt und unter dem Kopfhörer getragen wird, können wir das ANC für unser individuelles Gehör anpassen. Recht ungewöhnlich für ein Gaming-Headset.

Auch Head Tracking ist mit an Bord, wobei der Klang stets aus der Richtung des Bildschirms kommt – auch wenn wir den Kopf weg drehen. Damit wird ein besonders immersives Surround-Erlebnis simuliert, dessen Vorzüge mir persönlich jedoch fremd bleiben. Der erste Schritt zur Immersion sollte es sein, den Kopf nicht permanent vom Spielgeschehen abzuwenden. Interessanter könnte dieses Feature für VR-Anwendungen sein, allerdings funktioniert es nur per USB-Verbindung.

Doch auch ohne Head Tracking schafft das Quantum One bereits ein wunderbares Mittendrin-Gefühl. Wer gerne gemeinsam mit Freunden spielt, muss sich nicht auf eine Entscheidung zwischen immersivem Spielsound und gut verständlichen Mitspielern entscheiden. Nachdem die beiden Kanäle Quantum One „Chat“ und „Game“ in den Audiogeräte-Einstellungen richtig eingerichtet wurden (die Treiber-Software führt durch diesen Vorgang), kann das Mischverhältnis aus Spiel- und Chat-Lautstärke genauestens eingestellt werden. Hierzu gibt es eine eigene Steuereinheit am USB-Kabel, die rutschsicher auf dem Schreibtisch liegt.

Klangqualität

Der erweiterte Frequenzbereich von 20 Hertz bis 40 Kilohertz macht sich sofort bemerkbar. Das Klangbild lässt sich als sehr räumlich und detailreich beschreiben. Einzelne Instrumente setzen sich wunderbar vom Gesamtklang ab, besonders bei akustischer Musik können so Gitarre, Bass und Schlagzeug räumlich differenziert werden. Am Beispiel „Avanti“ von Biel Ballester hören wir zunächst die Leadgitarre von vorn, bevor die Rhythmusgitarre plötzlich von der Seite einsetzt. Mit geschlossenen Augen wirkt es, als säßen wir zwischen den Musikern und ließen uns bespielen. Auch leidet das Quantum One nicht unter der bei Gaming-Headsets sehr verbreiteten Krankheit der überbetonten Bässe. Die Tieftöner kommen in entsprechenden Genres knackig zur Geltung, sind aber nicht dröhnig.

JBL-Quantum-ONE-Gaming-Headset-10Die 50-mm-Treiber leisten ganze Arbeit

Natürlich kann das Gaming-Headset auch im Spiel überzeugen: Mit meinem bisherigen Headset bin ich die ohnehin schon beeindruckende Soundkulisse von Call of Duty: Modern Warfare bereits gewohnt. Das JBL Quantum One schafft es dennoch, mir den ursprünglichen „WOAH“-Effekt vom ersten Anspielen ein zweites Mal zu verschaffen. Donnernde Schüsse, entfernte Schlachtfeldgeräusche und Schritte werden atmosphärisch wiedergegeben und lassen sich einwandfrei orten.

Mit Standardeinstellungen macht das Flaggschiff-Headset von JBL sowohl bei Musik, als auch im Spiel eine sehr gute Figur. Noch besser wird der Klang sogar im DTS-Modus, dies ist meine bevorzugte Einstellung für alle Anwendungsbereiche. Der alternative JBL QuantumSPHERE 360 Modus nutzt ebenfalls die Messungen des Kalibrierungsmikrofon, um besonders glaubwürdigen, virtuellen Surround-Sound zu simulieren. Wie so oft bei simuliertem 7.1-Sound, leidet darunter jedoch die Soundqualität. Wer nicht auf absolut präzisen Surround-Sound beim kompetitiven Spiel angewiesen ist, wird vermutlich den DTS-Modus bevorzugen. Diese und andere Einstellungen nehmen wir in der herunterladbaren Software vor.

JBL QuantumENGINE: Coole Software-Lösung mit einfacher Handhabung

Die Software punktet gleich mit einer sehr stylischen SciFi-Aufmachung und übersichtlicher Menüführung. Die ANC-Kalibrierung und ähnliche Einstellungen gehen Dank eingeblendeter Anleitungen einfach von der Hand. Hier können wir auch einen Sidetone in unterschiedlicher Intensität einschalten, mit dem wir unsere eigene Stimme beim Sprechen hören. Die Mikrofonqualität ist ausgewogen, aber störungsfrei. Wer auf kristallklare Stimmübertragung Wert legt, kann den Mikrofongalgen abnehmen und ein Standmikrofon verwenden.

Die Farbeinstellungen erscheinen erst umständlich, sind aber sehr intuitiv, sobald man den Bogen raus hat. Unter dem Punkt „Spezialmodus“ verbirgt sich ein Editor, der ein wenig an geläufige Videoschnittprogramme erinnert. Es gibt drei Spuren für Logo, Ring und Einkerbung, die sich entweder einheitlich färben, oder in mehrere Farbsegmente einteilen lassen. Per Klick in die Spur erstellen wir ein neues Segment, das wir in die Länge ziehen und mit einer individuellen Farbe sowie Effekt versehen können.

Leider fehlt die Möglichkeit, Farben auf andere Segmente zu kopieren. Stattdessen müssen wir versuchen, im winzigen RGB-Farbrad einen ähnlichen Farbton zu erwischen. Als jemand, der sich mit dem klassischen RGB-Regenbogen nicht anfreunden kann, begrüße ich natürlich die Option, eine einheitliche Farbe einzustellen. Doch auch benutzerdefinierte, dezentere Farbeffekte wie ein kurzes, ungleichmäßiges Aufflackern in Rot – wie ein Warnhinweis zum kritischen Systemfehler – sind eine nette Abwechslung.

Preisvergleich

Allround-PC Preisvergleich

Fazit

Mit dem JBL Quantum One ist dem Audiohersteller zweifellos ein beeindruckender Start im Gaming-Segment gelungen. Das Headset punktet gleich auf den ersten Blick mit schickem Design und guter Verarbeitungsqualität. Auch die Beleuchtungsoptionen sind für ein Headset sehr gelungen – und das sage ich als überzeugter RGB-Kritiker. Der gute Eindruck setzt sich auch und sogar verstärkt beim Praxistest fort.

Das Quantum One sitzt äußerst komfortabel, wird nur leider schnell an den Ohren sehr warm. Auch der Liefer- und Funktionsumfang geht weit über die Standardkost hinaus – ein eigenes Kalibrierungsmikrofon haben wir so noch bei keinem Gaming-Headset gesehen. Die Soundqualität erfüllt ebenfalls die hohen Erwartungen, die wir an das hochpreisige Flaggschiff eines namhaften Herstellers stellen. Sowohl im Spiel als auch beim Musikgenuss überzeugt das Quantum One auf ganzer Linie, zumal jeder Nutzer seine bevorzugte Einstellung per Equalizer und verschiedener Raumklang-Modi finden kann.

Die verschiedenen Extra-Funktionen wie Head Tracking, ANC, TalkThru und der Game-Chat-Balance-Regler heben das Headset endgültig in den Premium-Bereich, auch wenn der Durchschnittsnutzer diese nicht alle benötigen mag. Allerdings wird der Durchschnittsnutzer auch nur ungern 250 Euro für ein Gaming-Headset ausgeben – denn wo JBL draufsteht, hängt auch ein JBL-Preisschild dran. In diesem Fall zahlen wir jedoch nicht ausschließlich für einen teuren Markennamen, sondern erhalten ein üppiges Feature-Paket. Das JBL Quantum One ist übrigens bei Amazon*, Saturn* und MediaMarkt* erhältlich.

Headsets
Allround-PC.com Award
09/2020
JBL Quantum One
Empfehlung

Pro

  • Design und Verarbeitung
  • Tragekomfort
  • hervorragende Klangqualität
  • Active Noise Cancelling
  • Virtueller Surround-Sound mit Kalibrierungs-Mikrofon und Head Tracking
  • Game-Chat-Balance-Regler
  • geräteübergreifende Kompatibilität

Contra

  • Wärmeentwicklung unter Ohrmuscheln

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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