Audeze Maxwell im Test: Das beste kabellose Gaming-Headset?

Toller Klang, ordentliches Mikro - Der König der Kabellosen?

Audio-Experte Audeze will mit dem Maxwell Wireless zeigen, dass kabellose Gaming-Headsets auch den Anforderungen anspruchsvoller Spieler gerecht werden können. Wir haben das 400 Euro teure und ein halbes Kilo schwere Headset für euch getestet.

Audeze ist vor allem für seine Studio- und Hifi-Kopfhörer bekannt, hat mit Modellen wie dem Mobius jedoch auch einige Modelle speziell für Gaming im Angebot. Günstig wird es dabei nicht, denn für Preise ab 399 Euro sollen die Käufer weiterhin Hifi-Qualität erwarten können. Das neue Maxwell Wireless ist ein geschlossenes Gaming-Headset mit Doppelkammer-Design, bei dem Audezes charakteristische planar-magnetische 90-mm-Treiber von der übrigen Elektronik der Ohrhörer getrennt werden.

Wer das Maxwell an der Konsole einzusetzen gedenkt, sollte beachten, dass es zwei Versionen für die beiden Konsolero-Lager gibt: Beide sind zwar über den Klinkenanschluss universell kompatibel (mit entsprechenden Limitierungen der Funktionen), aufgrund unterschiedlicher Hardware-, Firmware- und Lizenzanforderungen ist die Playstation-Variante jedoch nicht mit einer Xbox kompatibel und umgekehrt.

Design, Verarbeitung & Tragekomfort

Das Audeze Maxwell Wireless ist groß. Sehr groß. So groß, dass es uns von den Ohren zu rutschen beginnt, sobald wir den Kopf senken. Das liegt auch an dem stolzen Gewicht, denn die wuchtigen Kunststoff-Ohrmuscheln sind voll bis unters Dach mit Technik und werden von einem robusten Bügel samt Gabel aus Aluminium sowie einem Federstahl-Kopfband zusammengehalten. Insgesamt schleppen wir gut ein halbes Kilo Headset mit uns herum.

Design ist wie üblich Geschmackssache, Audeze hat sich – anders als beim auffälligen Mobius – hier für einen sehr schlichten Ansatz entschieden. Meinen persönlichen Geschmack trifft die eher klobige Optik mit ausladenden Ohrmuscheln nicht unbedingt, aber auch dieser Look könnte bei einigen Nutzern sicher Anklang finden.

Groß, aber dennoch komfortabel

Komfortabel sind die Maxwell Wireless trotzdem, denn die Ohren sind weich gepolstert und das elastische Kopfband liegt leicht auf dem Kopf auf. Leider sind die Polster nicht sehr tief, sodass die Ohren hin und wieder auf harte Komponenten im Inneren stoßen. Der Bügel passt sich automatisch an die Kopfform an, schnelle Feinanpassungen sind dadurch jedoch nicht möglich und das Headset sitzt recht locker auf.

In Kombination mit dem hohen Gewicht schlackern die Ohrmuscheln bei schnellen Kopfbewegungen. Das Kunstlederband lässt sich zwar relativ einfach entfernen und in drei Stufen lockerer oder fester spannen, das Problem lässt sich auf diesem Weg jedoch nur bedingt beheben.

Bei längerem Tragen fällt dieser Umstand nur selten negativ auf. Gerade während des besonders schwülen Testzeitraums wird es unter den gewaltigen Ohrmuscheln mit Kunstlederbezügen dafür unangenehm warm. Zum Glück lassen sich letztere abnehmen und ersetzen.

Zeitloser Look mit guter Verarbeitung

Das Headset selbst ist sauber verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck, wie man es von einem Gaming-Headset für 400 Euro erwarten würde. Das Gleiche gilt leider nicht für den Lieferumfang: Wo andere Hersteller wie JBL, Asus oder Beyerdynamic ihren Klinken- und sogar Ladekabeln schon in niedrigeren Preisbereichen wertige und farblich passende Stoffummantelungen verpassen, legt Audeze dem Maxwell sehr schlichte und weniger wertig wirkende Kabel ohne Sleeve bei. Beim 400-Euro-Modell eines renommierten Premium-Herstellers hätten wir an dieser Stelle deutlich bessere Qualität erwartet.

Eine Bedienungsanleitung wird nicht mitgeliefert, sondern muss online bzw. über einen QR-Code abgerufen werden. Ein Pappdeckel des Kartons ist mit einigen Hinweisen zur Anwendung und den Tasten bedruckt, die jedoch einige Fragen offenlassen und sogar Fehler enthalten. Der Regler für Game-Chat-Balance wird fälschlicherweise der Mikrofonlautstärke zugeschrieben, wie es beispielsweise beim Mobius der Fall wäre.

Alle Bedienelemente befinden sich an der linken Ohrmuschel, während die rechte vollkommen blank bleibt. Im ersten Moment wirkt diese Verteilung etwas verschwenderisch und überladen, die unterschiedlichen Knöpfe lassen sich jedoch gut ertasten.

Eigenschaften und Software

Das Maxwell steckt voller Funktionen und Features, die schon an den Außenseiten der Ohrmuscheln anfangen: Über zwei Räder werden Lautstärke und Game-Chat-Balance geregelt, daneben gibt es zwei weitere Tasten sowie einen separaten Schieberegler zum Stummschalten des Mikrofons. Zwei Klinkenanschlüsse dienen zum Verbinden des Ansteckmikrofons und von Audioquellen via 3,5-mm-Klinke. Denn wie viele aktuelle Headsets bietet auch das Audeze Maxwell gleich mehrere Verbindungsoptionen.

Neben der AUX-Variante lässt sich das Headset per USB-C-Kabel oder kabellos per Bluetooth 5.3 oder USB-Dongle verbinden. Auch der Dongle nutzt einen USB-C-Anschluss, kann also an Nintendo Switch, Steam Deck und Co. verwendet werden, im Lieferumfang befindet sich jedoch auch ein Adapter auf USB-A.

Flexibel einsetzbar mit Bluetooth & Dongle

Per Bluetooth Multipoint kann das Maxwell via Bluetooth und Dongle gleichzeitig mit zwei Geräten verbunden sein, die Wiedergabe wechselt beispielsweise nahtlos vom Handy- auf den PC-Ton. Anwendungsszenarien sind etwa eingehende Anrufe am Handy, die mitten im Spiel und ohne Störung über die Kopfhörer sowie deren integrierte oder angesteckte Mikrofone angenommen werden.

Bei mehreren Audiosignalen wird 3,5-mm-Klinke vor Bluetooth priorisiert, Bluetooth hat Vorrang vor Dongle-Audio und der USB-Dongle kommt schließlich vor der USB-Kabelverbindung. Beide Kabeloptionen können gleichzeitig Musik wiedergeben, während die Bluetooth-Verbindung verwendet wird.

Viele Bedienelemente am Ohrhörer nehmen alternative Rollen ein, mit denen das Maxwell auch unterwegs ein voll funktionsfähiger Musik-Kopfhörer ist: Der Powerbutton dient beispielsweise zur Kopplung und als Play/Pause-Taste, das Lautstärkerad zum Ändern des Songs und der Balance-Regler wird zum Anpassen des Mikrofon-Monitoring (Sidetone) genutzt. Eine kleine LED zeigt je nach Farbe an, ob der Dongle oder Bluetooth verbunden sind, sowie ob der Akku einen niedrigen Stand hat, geladen wird oder voll geladen ist.

Per Bluetooth 5.3 unterstützt das Maxwell Bluetooth LE Audio sowie die Codecs LC3plus und LDAC für hochauflösende Audioinhalte. Im kabellosen 2,4-GHz-Modus bleibt die Verbindung stets stabil und latenzfrei, auch über größere Distanzen und durch mehrere Räume hinweg.

Software

Am PC muss zum Aktualisieren der Treiber die Software Audeze HQ heruntergeladen werden, für alle weiteren Anliegen sollte hingegen die mobile App-Version dieser Software verwendet werden. Die Desktop-Variante wirkt, als sei sie zugunsten der App aufgegeben worden: Das Design ist nicht zeitgemäß, die Funktionen reagieren langsam oder fehlen gänzlich.

Die mobile App ist in jeder Hinsicht deutlich besser geraten, sowohl optisch als auch funktional: Hier gibt es mehr Funktionen als am PC, neben einem zusätzlichen Regler für die Mikrofonlautstärke findet sich darunter auch ein 10-Band-Equalizer. Presets können in beiden Versionen ausgewählt werden, EQ-Anpassungen lassen sich aber ausschließlich in der Mobilansicht vornehmen und auch nur während der Bluetooth-Wiedergabe. Beide Optionen zeigen den Akkustand in Prozent an, am Smartphone lässt er sich sogar noch praktischer über die Verbindungsanzeige in den Bluetooth-Einstellungen einsehen.

Akkulaufzeit

Der Hersteller verspricht 80 Stunden Akkulaufzeit, eine in unseren Augen zutreffende Angabe. Das sind noch keine 300 Stunden wie beim Rekordhalter HyperX Cloud Alpha Wireless, aber ein sehr ordentlicher Wert für eine lange, ungestörte Nutzung ohne allzu viele Ladepausen.

In nur 20 Minuten Ladezeit soll per Fast Charging ausreichend Akkuladung für den ganzen Tag wiederhergestellt werden. Tatsächlich lädt das Headset über das mitgelieferte USB-C-Kabel sehr schnell, die angegebenen 20 Minuten konnten die Akkuanzeige jedoch nur um knapp 5 Prozent voranbringen.

Diese Anzeige erscheint allerdings ohnehin wenig vertrauenswürdig, denn während des Ladens schießt die Prozentanzeige – sowohl in der Desktop- als auch Mobil-App und beim Laden mit Netzteil oder USB – binnen weniger Sekunden in die Höhe, nur um dann beim Abstecken langsam wieder auf den – vermutlich – richtigen Wert zu fallen. Auch dieses Problem fällt in die Kategorie der Software- und Komfortmängel, tut der langen Akkulaufzeit aber nichts ab.

Klangqualität

Gaming-Headsets neigten gerade in der Vergangenheit dazu, die Bässe hervorzuheben, um Schüsse, Explosionen und sonstige Spielsounds besonders druckvoll und immersiv abzubilden. Das Resultat war nicht selten ein für das reine Musikhören weniger geeignetes, weil unausgeglichenes Klangbild. In den letzten Jahren hat sich dieser Zustand bei vielen Modellen deutlich gebessert, mehr und mehr Gaming-Headsets wollen sowohl Gamer als auch Musikliebhaber zu ihrer Zielgruppe zählen.

Das Audeze Maxwell Wireless gehört zu jenen Gaming-Headsets, die beide Zielgruppen zufriedenstellen dürfte. Kopfhörerexperte Audeze setzt seine charakteristische planar-magnetische Treibertechnologie ein, die beim Abnehmen der Ohrpolster in Form von zwei 90-mm-Treibern zum Vorschein kommt. Diese Treiber liefern einen weiten Frequenzbereich von 10 bis 50.000 Hertz, der den durchschnittlichen Wert von etwa 20 Hz bis 20 kHz der meisten Gaming-Headsets in den Schatten stellt.

Beeindruckende Klangqualität, per Funk und Bluetooth

Der nach oben ausgeweitete Frequenzbereich kommt nicht nur beim Musikhören zu tragen, sondern sorgt auch im Spiel für knackigere Töne in diesem Frequenzspektrum. Schüsse, Schritte oder Nachladegeräusche werden klar und deutlich wiedergegeben und lassen sich auf der sehr breiten Klangbühne des Maxwell punktgenau orten. In Shootern wie Battlefield 1 fielen mir solche hörbaren Hinweise auf die Position meines Gegners deutlich häufiger und prägnanter auf, als mit meinem regulären Headset.

Beim Musikhören per Bluetooth traten während unseres Tests kleinere Probleme auf: Mehr als einmal wurde ein Song trotz Kopplung nicht über die Kopfhörer abgespielt, bis wir die BT-Verbindung trennten und neu einrichteten. Beim Einschalten des LDAC-Modus wurde die Wiedegabe anfangs durch Knackgeräusche gestört, eine Neuinstallation der App behob dieses Problem. Nach dem Überwinden dieser Probleme liefert das Maxwell Wireless auch im Bluetooth-Modus eine beeindruckende Klangqualität.

Mikrofon

Das Audeze Maxwell Wireless ist mit einem integrierten Mikrofon ausgestattet, das für spontane Anrufe via Bluetooth genutzt werden kann, gegenüber dem ansteckbaren Mikrofonarm aber deutlich den Kürzeren zieht. Ohne Rauschunterdrückung ist die interne Lösung fast unbrauchbar, mit niedriger bis hoher Unterdrückung können zumindest in Innenräumen verständliche Gespräche geführt werden.

Testaufnahmen – integrierter Mikro:

Ohne Noise Supression
Low Noise Supression
High Noise Supression

Das Ansteckmikrofon mit Hypercardioid-Richtcharakteristik hingegen kann unsere Erwartungen – nach vielen enttäuschenden Mikrofontests mit kabellosen Gaming-Headsets – übertreffen. Natürlich ersetzt auch dieses Modell kein ordentliches Standmikrofon, dürfte als Alternative für viele Nutzer jedoch mehr als ausreichend sein. Ein eingebauter Rauschfilter sorgt auch hier für eine verständliche Stimmwiedergabe und blendet andere Stimmen im Hintergrund oder das Knarzen des Bürostuhls effektiv aus, weitere Abhilfe schafft in Extremfällen die Geräuschunterdrückung. Mit dieser sind Tastaturen und Co. auch nicht dann zu hören, wenn wir während des Sprechens tippen – allerdings leidet der Klang unserer Stimme ein wenig.

Testaufnahmen – Ansteckmikro:

Ohne Noise Supression
Low Noise Supression
High Noise Supression

Ich bin ein großer Verfechter des Mithörtons, der mich meine eigene Stimme trotz stark abdichtender Ohrpolster hören lässt. Insofern kommt mir die Option sehr gelegen, dieses Mikrofon-Monitoring per Knopfdruck am Gerät einzuschalten und über den Regler in der Lautstärke anzupassen. Schon bei mittleren Sidetone-Lautstärken fällt ein unschönes Rauschen auf, das im Spiel-Sound jedoch untergeht.

Fazit

Nach einem anfänglich negativen Eindruck – hervorgerufen durch das klobige, schwere Design und die umständliche bis nervige Software- und App-Steuerung sowie allgemeine softwareseitige Patzer, konnte das Audeze Maxwell Wireless zum Ende des Tests doch noch mit einer sehr positiven Bilanz überzeugen.

Denn in den entscheidenden Punkten liefern die Audioexperten ab: Die Akkulaufzeit fällt mit knapp 80 Stunden mehr als ausreichend lang, die Mikrofonqualität für ein Ansteckmikrofon ausreichend klar aus. Seine größte Stärke spielt das Maxwell in der Königsdisziplin aus, dem Klang. Die planar-magnetischen Treiber helfen mit einem weiten Frequenzbereich und einer großen Klangbühne bei der Ortung von Geräuschquellen im Spiel, machen aber auch beim Musikhören ordentlich Laune. Per LDAC liefert das Maxwell auch via Bluetooth eine beeindruckende Klangqualität.

Das Audeze Maxwell ist mit Windows, Mac, Nintendo Switch, Android und iOS kompatibel, beim Kauf wird jedoch zwischen einer Version für PlayStation und Xbox unterschieden. Beide Varianten kosten derzeit etwa 399 Euro, die Xbox-Version enthält jedoch eine Dolby Atmos Lizenz. Mit einem brauchbaren Mikrofon und hervorragendem Klang an PC, Konsole und per Bluetooth mit LDAC übers Smartphone erfüllt das Maxwell Wireless mühelos die Rollen eines Multi-Plattform-Gaming-Headsets und HiFi-Kopfhörers, macht den Kauf mehrerer Kopfhörer für die meisten Anwender also überflüssig.

Headsets
Allround-PC.com Award
08/2023
Audeze Maxwell Wireless
Empfehlung

Pro

  • Hervorragender Klang für Musik und kompetitives Gaming
  • LDAC per Bluetooth 5.3
  • Lange Akkulaufzeit
  • Gutes Ansteckmikrofon mit anpassbarem Mithörton
  • Stabile Funkverbindung
  • Anschlussmöglichkeiten
  • Viele Steuerungsoptionen direkt am Gerät

Contra

  • umständliche Equalizer-Anpassung
  • Wärmeentwicklung
  • Gewicht
  • Interferenzen bei Mithörton

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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