Test: Corsair K60 RGB Pro – mit Cherry Viola Switches

Gute Gaming-Tastatur mit einem großen Schwachpunkt
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Die Corsair K60 RGB Pro ist erstmals mit den brandneuen mechanischen Cherry Viola Tastenschaltern ausgestattet, welche Budget-Lösungen wie Rubberdome oder Hybrid-Schalter ablösen sollen. Trotz günstigerer Cherry-Schalter kostet die Tastatur hierzulande knapp 140 Euro. Im Test haben wir herausgefunden, ob sich der Kauf dennoch lohnt.

Übersicht

Die Cherry Viola-Tastenschalter wurden auf der CES 2020 in Las Vegas vorgestellt, erscheinen jedoch erst jetzt auf dem Markt. Cherry kündigte die Schalter als ihren ersten mechanischen Tastenschalter für den sogenannten „Value Market“ an. Unter diesem selbstdefinierten Begriff versteht der deutsche Schalterexperte das Marktsegment unter 100 Dollar, in dem sonst Hybridschalter angeordnet sind.

Cherry-Viola

Bild: Cherry

Die mechanischen Cherry Viola-Schalter sollen nun derlei Budget-Lösungen auf Rubberdome-Basis ersetzen. Um Kosten zu sparen, wird jeder Viola-Schalter aus vier Einzelteilen gefertigt, während es beim Cherry-Standardschalter acht Teile sind. Um ein gutes, mechanisches Tippgefühl zu erhalten, wird jedoch nach wie vor eine Feder anstelle von Rubberdomes verwendet. Weitere Vorteile der Schalter sowie deren Performance in Aktion haben wir in diesem Beitrag festgehalten.

Lieferumfang

Design & Verarbeitung

Corsair-typisch kommt auch die K60 RGB Pro mit einem hochwertigen Grunddesign daher: Die Hintergrundplatte ist aus schwarz eloxiertem Aluminium, der Rest aus Kunststoff. Auf dieser Aluminium-Fläche wird die schicke Beleuchtung der freiliegenden RGB-LEDs reflektiert, was in dunklen Umgebungen einen schicken Effekt erzielt. Auch das milchige Kunststoff-Gehäuse der Schalter setzt die RGB-Beleuchtung so eindrucksvoll wie nur möglich in Szene.

Die Tastatur bietet das volle Tastenfeld samt Nummernblock, verzichtet aber ansonsten auf jegliche Dreingaben. Weder Makrotasten noch eine Handballenauflage sind mit von der Partie. Corsair-Kenner werden auch die üblicherweise sehr hochwertig implementierten Multimedia-Elemente schmerzlich vermissen. Anstelle eines Lautstärkerads und dedizierten Knöpfen zur Wiedergabesteuerung müssen wir uns mit Tastenkombinationen über die Funktionstasten zufriedengeben. Eine Besonderheit sind die flachen ABS-Tastenkappen, welche die kompakte Formgebung der Tastatur unterstreichen.

Zur Verbindung dient ein sehr simples Kabel in Standardlänge ohne Sleeve, das aber mit einem deutlich markierten Corsair-Kabelende versehen ist. Die Corsair K60 RGB Pro ist gut verarbeitet und nimmt auf dem Schreibtisch dank ihrer sparsamen Abmessungen eine verhältnismäßig geringe Fläche ein.

Eigenschaften

Optisch bleibt die Corsair K60 RGB Pro also eher zurückhaltend, doch wie sieht es technisch aus? Mit den neuen Cherry Viola-Switches schlägt Corsair einen neuen Weg ein, der irgendwo zwischen Rubberdome und mechanischen Cherry MX-Schaltern liegen dürfte. Mit der K55 und dem kabellosen Pendant K57 (zum Test) hat Corsair bereits zwei Rubberdome-Modelle im Sortiment, deren Preis inzwischen bei knapp 50 respektive 100 Euro angekommen ist.

Die K60 RGB Pro fällt mit rund 140 Euro ein ganzes Stück teurer aus. Zumal sie, im Gegensatz zu K55 und K57, ohne Handballenauflage sowie Makro- und Multimediatasten auskommt. Die Cherry Viola-Tastenschalter stellen sich als sehr gute Alternative zu Hybrid-Schaltern und vielleicht sogar zu den bewährten Cherry MX-Schaltern heraus.

Corsair-K60-RGB-Pro-Gaming-Keyboard-Test-9Dreh- und Angelpunkt der K60 sind die neuen Cherry Viola Switches

Die Schalter gleichen auf dem Papier sehr stark den belieben MX Red Schaltern, zumindest was die grundlegenden Spezifikationen angeht. So liegen bei beiden Modellen der Auslöseweg bei 2,0 Millimetern und der Gesamthubweg bei 4,0 Millimetern. Auch die benötigte Auslösekraft wird mit jeweils 45 cN angegeben. Doch während der Widerstand bei den linearen MX Red zu jeder Zeit gleich bleibt, erhöht er sich beim neuen Viola-Switch nach Erreichen des Auslösepunktes auf 75 cN. Der Vorteil dieser „CrossLinear“ genannten Schaltcharakteristik liegt in einer schnelleren Rückschaltung nach jedem Anschlag.

Corsair-K60-RGB-Pro-Gaming-Keyboard-Test-8Dank Cross-Stem-Design können auch kompatible Tastenkappen von Drittanbietern verwendet werden

Das Tippgefühl ist von der ersten Sekunde an spürbar anders, als wir es beispielsweise von Cherry MX Reds kennen. Beim ersten Antippen müssen wir unweigerlich an Rubberdomes denken, was wohl auf die ungewohnte zweistufige Betätigung zurückzuführen ist. Allerdings fühlen sich die mechanischen Viola deutlich weniger wackelig als andere Budget-Schalter an. Nach längerer Nutzung erinnert das Tippverhalten eher an MX Blacks, bei denen versehentliche Auslöser durch eine stärkere Feder weniger oft vorkommen, als es bei den roten Schaltern der Fall ist. Zum Spielen taugen die Viola-Schalter allemal, beim Schreiben gefallen sie uns sogar fast besser als das MX Red Pendant, zumal es sich auf ihnen deutlich leiser tippen lässt.

Die Schalter können nach dem Hot Swap-Prinzip einfach mit leichtem Druck auf die Seiten des Sockels aus dem Gehäuse entfernt und ausgetauscht werden. Bislang sind die Viola-Schalter nur als lineare Version verfügbar, Nutzer können diese so jedoch später ganz einfach durch taktile oder akustische („clicky“) Varianten ersetzen. Durch das standardisierte Cross-Stem-Design sind die Schalter zudem mit vielen Drittanbieter-Tastenkappen kompatibel. Unterm Strich bietet die K60 RGB Pro durch ihre Viola-Tastenschalter deutlich mehr Individualisierungsmöglichkeiten als man annehmen mag.

Corsair-K60-RGB-Pro-Gaming-Keyboard-Test-4Media- und ähnliche Zusatztasten sind nur als Zweitbelegung der Funktionstasten verfügbar, in der Software lässt sich immerhin die Tastenbeleuchtung anpassen

Individualisierung ist das Stichwort: Natürlich wird auch die Corsair K60 RGB Pro in das iCUE-Ökosystem eingebunden. Die Software erlaubt wie gehabt umfangreiche Optionen bei der Anpassung der RGB-Beleuchtung, die mit anderen iCUE-kompatiblen Komponenten synchronisiert werden kann. Auch Macro-Befehle können wieder programmiert werden, ansonsten fallen die Optionen vergleichsweise spärlich aus.

Fazit

Bei der Corsair K60 RGB Pro* handelt es sich um eine sehr gute Gaming-Tastatur mit einem unglücklichen Fehler. Denn mit einem Preis von 139,99 Euro widerspricht Corsair ironischerweise dem Grundgedanken hinter den neuen Cherry Viola-Schaltern, die speziell für den Markt unter 100 Euro entwickelt wurden. Die Tastatur selbst ist hochwertig verarbeitet und schlicht, bietet jedoch abseits der neuen Tastenschalter wenig spannende Features.

In der Praxis schlagen sich diese Viola-Schalter außerordentlich gut und können Gamer wie Schreiberlinge mit einer interessanten Schaltcharakteristik und leisem Tastenanschlag überzeugen. Doch die Schalter und schicke RGB-Beleuchtung alleine sind schlichtweg ein zu mageres Gesamtpaket. Insbesondere, da die hauseigene K70 LUX* für den gleichen Preis noch mit einer Handballenauflage und schicken Multimedia-Tasten ausgestattet ist.

In den USA wird die K60 RGB Pro für 109,99 Euro angeboten, hierzulande hat Corsair den Preis noch einmal ordentlich angehoben. Wir freuen uns darauf, die Viola-Schalter in Zukunft öfter auf tatsächlichen Budget-Tastaturen anstelle Rubberdome-Lösungen zu sehen.

Pro

  • RGB-Beleuchtung
  • gute Cherry Viola Tastenschalter
  • hochwertiges Aluminium-Gehäuse

Contra

  • hoher Preis für geringes Funktionsaufgebot

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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