Mit dem Xiaomi Pocophone F1 verlässt erneut ein leistungsstarker Preiskracher die chinesischen Smartphone-Schmieden. Ob Samsung, Huawei und Co. vor dem nächsten Geheimtipp aus Fernost zittern sollten, erfahrt ihr in diesem Test.
Übersicht
Seitdem Huawei auf dem europäischen Markt vertreten ist, hat sich das Bild des günstigen, aber trotzdem gut ausgestatteten Smartphones aus Fernost in unseren Köpfen festgesetzt. Inzwischen wetteifert Huawei mit anderen Top-Marken um den Smartphone-Thron, Schnäppchenpreise hat das Unternehmen längst nicht mehr nötig. Den freigewordenen Platz als günstiger Newcomer scheint nun Xiaomi zu belegen, deren neuestes Werk, das Pocophone F1, mit starker Hardware verpackt in einem schmucklosen Kunststoffgehäuse zum niedrigen Preis den Markt erobern möchte.
Design & Verarbeitung
Das Xiaomi Pocophone F1 kann auf den ersten Blick mit einem schmucken, modernen Design punkten, das allerdings dem reinen Branchenstandard entspricht und darüber hinaus keine bahnbrechenden Neuerungen bietet. Eine matte Kunststoffplatte bedeckt die Rückseite, bei einem solchen Preispunkt wäre ein Aluminiumgehäuse in Anbetracht der restlichen Ausstattung womöglich auch zu viel erwartet.
Der Bildschirm ist nicht ganz so randlos wie bei teureren Geräten, kann aber trotzdem mit einer guten Bilddarstellung überzeugen.
Durch den Verzicht auf rückseitiges Glas liegt das günstige Smartphone immerhin weniger rutschig in der Hand und quittiert einen Sturz nicht sofort mit einem Bruch der Rückseite. Auch die drei Seitentasten inklusive Lautstärkewippe und Powerbutton sind aus gleichfarbigem (in unserem Fall rotem) Kunststoff gefertigt, auf der Rückseite sticht die mittig platzierte Hervorhebung von Dual-Kamera und Fingerabdrucksensor durch ein tiefes Schwarz hervor.
Das Gehäuse besteht aus Kunststoff und ist somit robuster als vergleichbare Smartphones mit Glasrückseite.
Jeder Smartphone-Hersteller, der etwas auf sich hält, muss seinem neuesten Werk derzeit eine „Notch“ am oberen Bildrand verpassen, somit ist auch das Pocophone F1 mit einer solchen Aussparung versehen, die sich auf Wunsch auch verbergen lässt. In diesem Fall ist der auf diese Weise gewonnene Platz noch relativ überschaubar, hinzukommt, dass das Konzept der Notch bislang bei weitem nicht nur Fans gewinnen konnte.
Der obere Bildschirmbereich wird von einer Notch unterbrochen.
Relativ eindeutiger dürften die Reaktionen dagegen hinsichtlich des recht breiten und wenig ansehnlichen Randes unterhalb des Bildschirmes ausfallen. Der Bildschirm selbst überzeugt mit knackigen Farben, löst gestochen scharf in Full HD+ (2.246 x 1.080 Pixel) auf und erreicht eine hohe maximale Helligkeit. Bei unserem Test konnten wir eine durchschnittliche Leuchtdichte von 423 cd/m² messen.
Das Pocophone F1 verfügt über einen USB Typ C-Anschluss und unterstützt Quick Charge 3.0
Durch die gute Verarbeitungsqualität erweckt das Xiaomi Pocophone F1 einen recht wertigen Eindruck, insbesondere wenn man das Preissegment im Hinterkopf behält. Löblich ist zudem der moderne USB Typ-C Anschluss, hinter dem sich zwar nur der Standard USB 2.0 verbirgt, dafür aber die Quick Charge 3.0-Technologie für schnelle Ladevorgänge sorgt.
Leistung & Kamera
Nachdem der obligatorische äußere Eindruck – wie es bei einem rund 360 Euro teuren Smartphone zu erwarten wäre – weder uns noch den Leser vom Hocker gerissen haben dürfte, wenden wir uns nun dem wahrlich interessanten Teil zu. Wer unseren Test zum nur rund 80 Euro teureren Xiaomi Mi 8 gelesen hat, weiß bereits, was nun folgt: Der chinesische Hersteller versteht sich offenbar sehr darauf, an den richtigen Stellen zu sparen, um einen niedrigen Preis mit überraschend starker Leistung zu vereinbaren. So ist das Pocophone F1 mit dem kräftigen Snapdragon 845 Octa-Core Prozessor sowie 6 Gigabyte RAM ausgestattet und bewältigt Alltagsaufgaben, aktuelle Mobile-Games und schnelles, verzögerungsfreies Navigieren durch verschiedene Apps und Menüs mit Leichtigkeit.
Die Dual-Kamera setzt sich aus einem 12- sowie 5-Megapixel-Sensor zusammen.
Auch die Akkulaufzeit kann sich sehen lassen: Mit einem 4.000-mAh-Akku hält das Pocophone F1 – je nach Leistungsbedarf der Anwendungen – problemlos den ganzen Tag durch und lässt sich anschließend per QuickCharge-Adapter schnell wieder aufladen. Ein besonders interessantes Feature ist zudem die Gestensteuerung der MIUI, Xiaomis eigener Benutzeroberfläche: Ähnlich wie beim iPhone lassen sich so die Funktionen der Navigationsleiste, also der Homebutton, die Zurück-Taste und die App-Übersicht, per Wischbewegungen steuern. Bei der rückseitigen Kamera kommen zwei Sensoren zum Einsatz, die mit zwölf sowie fünf Megapixel auflösen. Ein zweifarbiger LED-Blitz kann zum Aufhellen von dunklen Motiven genutzt werden. Videos lassen sich in 4K-Auflösung mit maximal 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen.
Gute Dual-Kamera mit Abzügen
KI-Kamerafunktionen kurbeln die Farbeinstellungen an
Die Kamera des Xiaomi Pocophone F1 bietet alle Funktionen, die man von einem aktuellen Smartphone erwarten kann – nur jeweils dem Preis entsprechend abgeschwächt. So gibt es beispielweise einen Portrait-Modus, der den Hintergrund unscharf erscheinen lassen soll, allerdings wird der Unschärfeeffekt zuweilen mehr schlecht als recht gesetzt und lässt das Ergebnis zu stark verfälscht wirken. Die allgemeine Fotoqualität allerdings muss sich nicht verstecken, gerade die Farbwiedergabe sorgt für schicke Bilder. Als Modeerscheinung der aktuellen Smartphone-Generation ist auch KI-Fotografie dabei, also ein Kameramodus, der automatisch bestimmte Motive vor der Linse erkennt und die Farben dementsprechend anpasst. Bei unseren Tests in Taiwan und der Bonner Innenstadt konnte der Modus überzeugen und lässt schnell vergessen, welchen geringen Preis man für das Gerät in seinen Händen bezahlt hat.
Fazit
Das Xiaomi Pocophone F1 gehört zu einer wachsenden Zahl von verhältnismäßig preiswerten Smartphones mit ordentlicher Ausstattung. Zwar macht das Gerät auf den ersten Blick einen allenfalls mittelmäßigen Eindruck, doch die allgemeine Qualität der sonstigen Eigenschaften kann mit Geräten der Oberliga mithalten. Wieviele Smartphones zum Einstiegspreis bieten schon Luxusfeatures wie Gestensteuerung à la iPhone und – ob man sie nun mag oder nicht – eine „Notch“-Aussparung? Leistungsstarke Hardware, eine gute Dual-Kamera und ein ausdauernder Akku machen das Pocophone F1 für gerade einmal 360 Euro zum absoluten Preisschlager – Kunststoffrückseite hin oder her.
Pro
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- flotte Performance durch Snapdragon 845
- fähige Dual-Kamera
- Akkulaufzeit und Quick Charge 3.0
Contra
- Kunststoffgehäuse
- kein NFC
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