Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test – Klappe, die Zweite

Wir haben das Smartphone der Zukunft für euch getestet!
Nachdem Smartphones bereits sehr ausgereift sind, versuchen sich Hersteller immer wieder an neuen, ausgefallenen Ideen. Eine der spannendsten Innovationen der letzten Jahre sind flexible Displays. Nachdem Samsung bereits im letzten Jahr mit dem Galaxy Fold eins der ersten Foldable-Smartphones auf den Markt gebracht hat, folgt nun mit dem Samsung Galaxy Z Fold 2 die nächste Generation. Hat der koreanische Hersteller auf das letztjährige Nutzerfeedback gehört und die Kinderkrankheiten ausgebügelt? Die Antwort gibt es in diesem Test!

Übersicht

Samsung hat das Galaxy Z Fold 2 bereits Anfang September vorgestellt, die UVP liegt bei 1.949 Euro. Mittlerweile ist der Preis schon recht stark gesunken, einige Shops bieten das faltbare Smartphone schon für um die 1.500-1.600 Euro an (Stand: 25.10.2020). Damit ist das faltbare Smartphone weiterhin eines der teuersten Modelle auf dem Markt, bleibt aber weiterhin auch eines der einzigartigsten Geräte.

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Das Samsung Galaxy Z Fold 2 ist ein sehr elegantes und durchdachtes Smartphone. Der Rahmen ist aus gebürstetem Aluminium gefertigt, auf der Vorder- und Rückseite kommt gehärtetes Gorilla Glas zum Einsatz. Die beiden Hälften werden vom Scharnier zusammengehalten, dessen Abdeckung aus Metall gefertigt ist und den Samsung-Schriftzug trägt. Bei unserem Testgerät in „Mystic Black“ ist das Scharnier schwarz, je nach Geschmack lassen sich auch vier weitere Farben auswählen – Metallic Silver, Metallic Gold, Metallic Red und Metallic Blue.

Feine Bürsten sorgen für ein sauberes Scharnier

Wirklich erstklassig ist die Verarbeitung des Galaxy Z Fold 2, Samsung ist hier auf einem sehr hohen Niveau. Das Smartphone fühlt sich nicht nur wertig an, es hat unseren vierwöchigen Alltagstest auch ohne Probleme überstanden. Einen großen Beitrag scheint hier auch das verbesserte Scharnier zu leisten. Samsung hat feine Bürsten unter der Scharnierabdeckung gesetzt, die kleine Staubpartikel vor dem Eindringen hindern sollen.

Beim Aufklappen werden diese dann sozusagen „rausgebürstet“ und fungieren wie ein Miniatur-Besen. Ein etwaiges Knirschen konnten wir zu keinem Zeitpunkt feststellen, es scheint also wunderbar zu funktionieren. Darüber hinaus lässt sich das Foldable nun von 75 bis 115 Grad stufenlos einstellen und eröffnet so neue Einsatzzwecke –  doch dazu später mehr. Laut Samsung soll es mindestens 200.000 Faltvorgänge über fünf Jahre  problemlos überstehen, das entspricht ungefähr 100 Faltvorgänge pro Tag.

Ultra-Thin Glas und Schutzfolie schirmen das flexible Display ab

Im Inneren nutzt Samsung nun „Utra Thin Glass“, wie es schon beim Galaxy Z Flip zum Einsatz kommt. Das ultradünne Glas sitzt unter einer Kunststoffschicht, die wiederum von einer Displayfolie geschützt wird. Diese lässt sich beim Z Fold 2 zwar entfernen, doch ratsam ist das nicht. Leider ist die Schutzfolie ein wahrer Magnet für Fingerabdrücke und Staub, weswegen sich eine tägliche Reinigung durchaus empfiehlt.

Das Smartphone liegt besonders zugeklappt sehr angenehm in der Hand, auch die Bedienung mit einer Hand ist durch das schmale Format komfortabel. Mit einer maximalen Dicke von 16,8 mm im geschlossenen Zustand ist das faltbare Smartphone sicherlich kein schlankes Gerät. Allerdings passt es mit einer Länge von 159,2 mm und einer Breite von 68 mm trotzdem recht gut in die Hosentasche. Wird das faltbare Smartphone geöffnet, minimiert sich die „Dicke“ auf sehr angenehme 6,0 mm – die Kamera-Bump ausgeschlossen. Das Design der Kamera-Einfassung erinnert übrigens sehr an das Samsung Galaxy Note 20 Ultra (Test),  und das gefällt uns sehr gut.

Aufgeklappt erhält das Z Fold 2 eher Tablet-Format und benötigt eine zweite Hand. Auch das Gewicht von 282 Gramm kommt dann schon stärker in den Vordergrund. Wenn das faltbare Smartphone jedoch das zusätzliche Tablet im Rucksack einsparen kann, ist es das Mehrgewicht durchaus zu verschmerzen. Entsperrt wird das Foldable primär über einen Fingerabdrucksensor im Powerbutton. Dieser sitzt zwar recht gut auf der rechten Seite, arbeitet aber nicht immer präzise.

Technik und Features

Starten wir mit dem Prozessor, hier verbaut Samsung einen Qualcomm Snapdragon 865+ mit acht Kernen und bis zu 3,1 GHz Taktrate. Dazu gibt es 12 Gigabyte LPDDR5 Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte  internen Speicher (UFS 3.1). Eine Erweiterung per MicroSD-Karte ist leider nicht möglich. Dafür sind allerdings aktuelles Wi-Fi 6 (802.11ax), Bluetooth 5.0 sowie NFC und ein 5G-Modem mit an Bord. Der SIM-Kartenslot kann zwar nur eine Nano-SIM aufnehmen, durch eine integrierte eSIM ist jedoch auch Dual-SIM möglich. Das Samsung Galaxy Z Fold 2 ist insgesamt leistungstechnisch auf einem sehr hohen Niveau, neben alltäglichen Aufgaben sind auch grafikintensive Spiele keine wirkliche Herausforderung. Dabei lag die Temperatur niemals über 40°C, das Smartphone kann die Wärme also gut auf die Gesamtfläche verteilen (siehe Wärmebildaufnahmen).

Mehr Displayfläche und erhöhte Bildwiederholrate

Das Highlight, oder besser gesagt die Highlights, sind die beiden Displays des Z Fold 2. Auf der Außenseite kommt nun ein 6,2 Zoll AMOLED mit 2.260 x 816 Pixel und 60 Hz Bildwiederholrate zum Einsatz. Das Panel ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich angewachsen und füllt die „Front“ nun nahezu aus. Im Inneren dagegen ist das flexible 7,6 Zoll AMOLED mit 2.208 x 1.768 Pixel und einer maximalen Bildwiederholrate von 120 Hz installiert. Die Frequenz wird adaptiv eingestellt, wodurch das Displaypanel zwischen 11 und 120 Hz variieren kann – je nachdem, welcher Inhalt auf dem Panel zu sehen ist.

Lest ihr also einen Text, verringert das Galaxy Z Fold 2 die Bildwiederholrate. Wollt ihr jedoch ein Spiel zocken oder einen Film sehen, wird die Rate erhöht. Die recht große Notch des flexiblen Displays ist verschwunden und wurde durch eine kleine Punch-Hole ersetzt. Diese sitzt im ersten Drittel auf der rechten Seite und leider nicht ganz in der Ecke, dafür waren aber wohl einfach die rückseitigen Kamerasensoren im Weg.

Die Displayhelligkeit wurde bei beiden Displays verbessert und soll laut Samsung bei maximal 900 Nits liegen. Wir haben sowohl das äußere als auch das innere Display mit einem Display-Profiler getestet. Außen konnten wir bis zu 840 nits bei 20% APL (Average Picture Level) erreichen, bei 100% APL waren maximal 699 nits möglich. Das innere Display erreicht bis zu 797 nits bei ca. 10% APL, mit 100% erreichten wir maximal 635 nits. Für den Alltag sind diese Werte, sowohl außen als auch innen, eine mehr als ausreichend. Darüber hinaus konnte auch die Darstellung mit knackigen Farben und, für OLED typische, starken Kontrasten überzeugen. Die Falz in der Mitte des inneren Displays bleibt weiterhin ausgeprägt und ist vor allem beim Bedienen spürbar, fällt beim senkrechten Sehen auf den Bildschirm aber nicht auf.

Die Akkulaufzeit ist überraschend gut, nur das Aufladen dauert

Der Akku umfasst 4.500 mAh und wird über zwei Zellen in den jeweiligen Smartphone-Hälften realisiert. Im PCMark Work 2.0 Batterie-Test hält das Galaxy Z Fold 2 rund 7 Stunden und 9 Minuten durch ehe es 20% Restkapazität aufweist (inneres Display, adaptive Bildrate, WLAN + GPS aktiviert, 50% Helligkeit). Ein Benchmark spiegelt den persönlichen Alltag aber natürlich nicht ganz korrekt wider, zudem wird das Foldable nicht durchgehend mit dem inneren Display genutzt. Je nach Nutzungsverhalten hält das Galaxy Z Fold 2 also mindestens einen Tag durch und hat selbst am nächsten Morgen noch etwas Restkapazität für den anstehenden Tag.

Geladen wird das Samsung Galaxy Z Fold 2 mit bis zu 25 Watt, eine komplette Ladung dauert so etwa 65-70 Minuten. Für ein Super-Premium-Smartphone wäre da durchaus mehr Leistung drin gewesen. Die Konkurrenz, wie beispielsweise das Oppo Find X2 Pro (Test) mit bis zu 65 Watt und einer Ladedauer von unter 40 Minuten, zieht davon. Alternativ steht Wireless Charging mit maximal 15 Watt zur Verfügung, darüber hinaus ist noch Reverse Wireless Charging mit an Bord.

Ein oftmals viel zu vernachlässigtes Feature in einem Smartphone sind Lautsprecher. Beim Galaxy Z Fold 2 gibt es hingegen ein sehr gelungenes Stereo-Setup mit zwei separierten Lautsprechern. Diese sitzen auf der linken Smartphone-Hälfte jeweils auf Ober- und Unterseite. Für einen besseren Klang ist Dolby Atmos mit an Bord, zudem steht ein Equalizer zur Verfügung.

Spezielle Software-Features

Samsung setzt beim Betriebssystem auf Android 10 in Kombination mit der Benutzeroberfläche One UI 2.5. Neben einem aufgeräumten Design und einer intuitiven Bedienung bietet die Software auch ein paar Foldable-exklusive Funktionen. So gibt es durch das stufenlos einstellbare Scharnier den sogenannten Flex-Mode, bei dem die Software ein Falten erkennt und die App-Darstellung anpasst.

Schaut ihr beispielsweise ein Video auf YouTube und winkelt das Display zu 90 Grad an, dann verkleinert sich das Video auf die obere Hälfte und auf der Unteren werden Kommentare angezeigt. Auch die Kamera nutzt den Flex-Mode, beispielsweise wenn ihr Selfies knipsen wollt und das Z Fold 2 dafür auf einen Tisch stellt. So lässt sich das faltbare Smartphone im „Schminkspiegel“-Format ohne Stativ für ein „Groupie“ nutzen.

Flex-Mode, Dual-Preview und Mehr

Sehr spannend ist auch das Selfie mit der Hauptkamera sowie die Dual-Preview. Bei Ersterem lässt sich statt der Frontkamera auf dem äußeren Display einfach die Rückkamera hervorklappen und für ein Selfie mit mehr Auflösung oder der Ultraweitwinkel-Kamera nutzen. Die Dual-Preview kann, wenn ganz klassisch ein Foto mit der Hauptkamera gemacht wird, ein Live-Bild auf dem äußeren Display anzeigen. Während ihr auf dem inneren Display das Foto knipsen könnt, kann die Person vor der Kamera auf dem äußeren Display sehen, wie das Bild aussehen könnte.

Darüber hinaus ist das Samsung Galaxy Z Fold 2 aufgrund des großen Displays sehr gut für Multitasking geeignet. Es lassen sich drei Apps gleichzeitig nutzen, zudem kann eine App auch „fliegend“ als eigenes Fenster über einer anderen App genutzt werden. Es gibt außerdem verschiedene App-Layouts, ihr habt die Wahl zwischen dem Tablet-Modus mit einer effizienteren Anordnung oder dem vollen Zoom der App. Übrigens: Instagram hat es leider immer noch nicht geschafft, die App auf große Displays anzuschaffen.

Kameras

Das Samsung Galaxy Z Fold 2 setzt auf insgesamt fünf Kameras, allein zwei davon sind für Selfies gedacht. Die beiden Frontkameras, einmal außen und einmal innen, nutzen einen Sensor mit 10 Megapixel (f/2.2, 80° FOV). Auf der Rückseite sitzt eine Triple-Kamera mit drei 12 Megapixel Sensoren, allerdings drei unterschiedlichen Linsen. Samsung verbaut eine Hauptkamera (f/1.8, OIS), eine Ultraweitwinkel-Kamera (f/2.2) mit 123° FOV sowie eine Telefoto-Kamera (f/2.4, OIS) mit 2x optischem Zoom. Für den Autofokus nutzt das faltbare Smartphone einen „Super Speed Dual Pixel AF“, einen Laser-Sensor gibt es hingegen nicht.

Videos kann das Galaxy Z Fold 2 in bis zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen, sowohl über die Front- als auch Hauptkamera. Durch den OIS verfügt das faltbare Smartphone über eine recht gute, wenn auch nicht exzellente Bildstabilisierung. Zusätzlich gibt es noch den „Ultrastabil“-Modus mit der Ultraweitwinkelkamera, die das Bild zuschneidet und softwareseitig stabilisiert.

Beispielfotos

Natürlich liegt der Fokus beim Galaxy Z Fold 2 nicht auf der Kamera, die drei Sensoren knipsen aber durchwegs gute Fotos. Die Bilder der Hauptkamera können mit einer guten Helligkeit, einer gut abgestimmten Farbdarstellung und einer starken Dynamik punkten. Durch die drei unterschiedlichen Linsen sind vielseitige Aufnahmen möglich. Foto-Enthusiasten werden sich aber vermutlich den 108 Megapixel-Sensor und den höheren, optischen Zoom des Galaxy Note 20 Ultra (Test) wünschen.

Nicht nur bei Tag, auch bei Nacht liefert das Trio gute Bilder ab. Der Zoom ist für kleinere Vergrößerungen sehr brauchbar, je weitere (dann digitale) Vergrößerung erhält jedoch ein starkes Rauschen. Auch die Frontkamera(s) knipsen ansehnliche Fotos, alternativ lässt sich da auch die Hauptkamera für Selfies nutzen – ein recht einzigartiges Feature. Insgesamt eine gute Kamera-Leistung, andere Flaggschiff-Smartphones liefern da jedoch noch eine etwa bessere Qualität ab.

Fazit

Ein faltbares Smartphone, wer hätte das vor ein paar Jahren überhaupt für möglich gehalten. Letztes Jahr startete Samsung mit dem ersten Modell, gut ein Jahr später kommt mit dem Samsung Galaxy Z Fold 2 die zweite Generation auf den Markt. Der koreanische Hersteller hat einige Feinheiten verbessert, das Design angepasst und neue Software-Features hinzugefügt.

Das Smartphone ist hochwertig verarbeitet, besitzt ein sehr elegantes Design und erhält ein neues Scharnier. Es macht einen robusten Eindruck, nur das innere Display ist weiterhin empfindlich. Die Performance ist Top und auch die Akkulaufzeit geht mehr als in Ordnung. Das Aufladen mit 25 Watt ist allerdings noch etwas untypisch für ein Flaggschiff im Jahre 2020. Die Triple-Kamera ist auf einem hohen Niveau, sowohl bei Tag und Nacht, reizt die aktuellen Möglichkeiten jedoch nicht voll aus. Softwareseitig hat Samsung noch ein paar praktische Funktionen für den Alltag eingebaut, die besonders die Arbeit mit dem großen Display im Inneren noch effizienter gestalten.

Insgesamt lässt sich sagen: ein Smartphone, dass im Alltag unfassbar viel Spaß macht und die Blicke auf sich zieht. Kaum ein anderes Gerät wurde von Freunden und Passanten so bestaunt, wie das Galaxy Z Fold 2. Doch designtechnisch wie auch preislich hebt sich das Foldable vom restlichen Smartphone-Markt noch zu sehr ab, denn mit einer UVP von 1.949 Euro gehört es ganz bewusst zur Extraklasse. Der „Straßenpreis“ liegt zum Testzeitpunkt bereits bei etwa 1.500-1.600 Euro, doch selbst diese Preisklasse ist für viele noch in einer anderen Welt.

Das Z Fold 2 ist entweder für Nutzer mit großem Geldbeutel oder Tech-Enthusiasten, die als Early-Adopter viel Freude an innovativer Technik haben. Die zukünftigen Generationen dürften von Jahr zu Jahr günstiger werden, bis Foldables vielleicht auch für die Masse erreichbar werden. Doch wer weiß, welche ausgefallenen Konzepte mit flexiblen Displays es in der Zukunft zu sehen geben wird.

Smartphones
Allround-PC.com Award
10/2020
Samsung Galaxy Z Fold 2
Technologie

Pro

  • flexible Einsatzmöglichkeiten mit stufenlosem Scharnier
  • größeres Außendisplay und adaptives Innendisplay mit 120 Hz
  • hochwertiges Design
  • Top-Performance und gute Akkulaufzeit
  • Kameraqualität bei Tag und Nacht
  • Stereo-Lautsprecher

Contra

  • kein IP-Rating
  • „nur“ 25 Watt Laden
  • Faltdisplay weiterhin empfindlich

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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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