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Dreame L10 Pro im Test: Saugroboter mit 3D-Hinderniserkennung

Besser als der Dreame D9?
Mit dem Dreame L10 Pro steht ein neuer Saugroboter der Oberklasse bereit, der technisch auf dem überzeugenden Dreame D9 aufbaut. Mit 3D-Hinderniserkennung und mehr Saugkraft hat der Hersteller den Neuling ausgestattet. Im Testbericht erläutern wir alle Details und ob sich die Unterschiede in der Praxis bemerkbar machen.

Übersicht

Der im Mai gestartete Dreame L10 Pro folgt auf den Dreame D9 (Test) aus Herbst 2020 und ordnet sich eine Klasse darüber ein. Da der Hersteller uns das neue Modell vor Marktstart zur Verfügung gestellt hat, lag uns leider kein finaler Europreis zum Veröffentlichungszeitpunkt vor. Auf der Pre-Launch-Produktseite gab Dreame 399 US-Dollar als regulären Preis und 349,99 US-Dollar als Early-Bird-Preis an. Zum Marktstart ist der Saugroboter zuerst bei AliExpress* erhältlich. Dort beträgt die Preisempfehlung 549,99 US-Dollar, der Early-Bird-Preis wiederum 379,49 US-Dollar und zusätzlich ist ein Coupon einsetzbar, was letztendlich 359,49 US-Dollar ergibt – ganz schön verwirrend. Abseits der Währungsunterschiede fällt so die preisliche Einordnung nicht leicht.

Technisch ist er dem Dreame D9 leicht überlegen, welcher für 329 Euro startete* und mittlerweile rund 290 Euro kostet. Zugleich platziert der Ausstattungsvergleich den Dreame L10 Pro aber auch klar unter Premium-Modelle wie dem Roborock S7 (Test) und Ecovacz Deebot T9(+). Wir schätzen demnach den endgültigen Europreis auf rund 400 Euro, denn ein Aufpreis von 100 Euro gegenüber dem ähnlichen D9 scheint realistisch. Folgendes bietet der Saugroboter dafür.

Lieferumfang

Design und Eigenschaften

Bis auf vier Veränderungen stimmt das Design des L10 Pro mit dem D9-Modell überein. Der Roboter misst also 35 x 35 x 9,7 Zentimeter und bringt 3,8 Kilogramm auf die Waage. Er ist allerdings nicht mehr in Weiß, sondern in Schwarz gehalten und auf der glänzenden Oberseite, die Staub und Kratzer direkt sichtbar macht, sind die beiden Zierleisten in Alu-Optik verschwunden. Die hinteren Auslässe für die Abluft und den Lautsprecher sind zudem nicht mehr Schlitze, sondern Löcher. Verändert hat sich außerdem die Front, denn dort ist der schmale Sensorstreifen des D9 auffälligen 3D-Sensoren gewichen. Laut Hersteller handelt es sich dabei um Doppellaser-LiDAR-Sensoren mit einer Erkennungsreichweite von acht Metern.

Sie sollen Kabel, Schuhe und sonstige Objekte als Hindernis erkennen, noch bevor der Saugroboter mit der Stoßstange dagegen kommt oder sie sogar überfährt. Den Boden extra für den Saugroboter vorab freizuräumen, soll dadurch der Vergangenheit angehören. Ergänzt wird die Laser-Navigation wie gehabt durch einen Kantensensor, der rechts in der druckempfindlichen Stoßstange sitzt.

Wie beim Dreame D9 (Test) befinden sich auf der Oberseite drei Tasten und ein kleiner Turm für den Laserdistanzsensor. Die mittlere Taste dient zum Ein- und Ausschalten des Saugroboters bei dreisekündigem Drücken sowie zum Start einer Reinigung durch kurzes Drücken. Mit der Taste daneben, die ein Haussymbol aufweist, lässt sich der Dreame L10 Pro jederzeit wieder zur Ladestation zurückschicken. Zu guter Letzt gibt es noch die Spot-Reinigungs-Taste, womit ein 1,5 Quadratmeter großer Bereich rund um den L10 Pro gesaugt wird.

Die Abdeckung hinter dem Laserturm ist hochklappbar und offenbart die Reset-Taste, eine WLAN-Statuslampe, ein Reinigungswerkzeug und den Staubbehälter inklusive waschbarem HEPA-Filter. Der Staubbehälter hat erneut ein Volumen von 570 Millilitern, was beispielsweise 100 Milliliter mehr im Vergleich zum Roborock S7 sind. Auf der Unterseite gibt es sechs Infratorsensoren, sogenannte Kliffsensoren, die den Roboter davor bewahren sollen, eine Treppe herunterzustürzen. Zwei Ladekontakte, eine Seitenbürste, die Hauptbürste sowie ein omnidirektionales Rad und die zwei gefederten Haupträder befinden sich ebenfalls unten. Die Federung der gummierten Haupträder ermöglicht es dem Saugroboter bis zu zwei Zentimeter Hindernisse wie Türschwellen oder gar einen Wäscheständer zu überwinden.

Ebenfalls gummiert ist die entnehmbare Hauptbürste, direkt dahinter lässt sich der Wassertank einschieben, auf den per Klettverschluss das Mikrofaserwischtuch befestigt wird. Insgesamt 270 Milliliter fasst der Wassertank, dessen Durchfluss in drei Stufen elektronisch regelbar ist. Gegenüber Premium-Alternativen wie den Roborock S7 (Test) oder das erwähnte Ecovacz-Modell bietet der Dreame L10 Pro allerdings keine speziellen Wischeigenschaften, zieht also lediglich das nasse Tuch hinter sich her. Bodenreinigungsmittel darf bei vorsichtigem Gebrauch laut Hersteller auch in den Wassertank gefüllt werden. In der Anleitung des Vorgängers ist dies noch ausdrücklich verboten.

Bei der zugehörigen Ladestation handelt es sich um das vom D9 bekannte Modell, nur eben komplett in Schwarz. Rechtsseitig gibt es einen Anschluss für das zweipolige Kaltgerätekabel, aber ein Kabelmanagement ist nicht vorhanden. Mit einer Leistung von 19,8 Watt lädt es den 5.200 Milliamperestunden großen Li-Po-Akku des L10 Pro laut Dreame in sechs Stunden wieder auf. Da der Saugroboter aber schätzungsweise ab 15-prozentiger Restladung automatisch zur Ladestation zurückkehrt, beträgt die effektive Ladezeit eher vier Stunden. Der Hersteller gibt eine Laufzeit von bis zu 2,5 Stunden im Standardmodus an, was im Optimalfall für circa 250 Quadratmeter Reinigungsfläche genügen soll.

Die bereits überdurchschnittliche Saugkraft des Dreame D9 wurde beim L10 Pro von 3.000 Pascal auf 4.000 Pascal erhöht. Entsprechend ist die maximale Leistung von 40 Watt auf 46 Watt angestiegen. Mehr Saugkraft schadet zwar nicht, garantiert aber nicht unbedingt ein besseres Reinigungsergebnis – schließlich erzielt etwa der Roborock S7 mit maximal 2.500 Pascal bereits eine fast perfekte Reinigung, die dem Dreame D9 in nichts nachsteht.

Einrichtung und Software

Die Einrichtung des Saugroboters erfolgt über die App Xiaomi Home, welche einen Xiaomi-Account voraussetzt. Sie erkannte das Testexemplar automatisch und nach Eingabe des WLAN-Passworts war der Dreame-Roboter einsatzbereit. Der Funktionsumfang ist gegenüber dem D9-Modell quasi unverändert, allerdings steht nun auch das Multi-Etagen-Mapping zur Verfügung und die 3D-Hinderniserkennung lässt sich auf Wunsch deaktivieren. Getestet haben wir den Saugroboter mit der Firmware 3.5.8_1052. Die Bedienung ist intuitiv, eine Prozentangabe zur Akkuladung oder eine grobe Ladezeit zeigt die App jedoch nicht an und nach dem Öffnen benötigt sie meist einige Sekunden zum Anzeigen der Karte. Folgende Funktionen bietet die App:

Praxistest und Eindrücke

Der Dreame L10 Pro benötigte während der ersten Fahrten circa 50 Minuten, um eine Drei-Zimmer-Wohnung zu saugen. Dabei machte sich die 3D-Hinderniserkennung sowohl positiv als auch negativ bemerkbar. Positiv ist, dass der Saugroboter automatisch vor Hindernissen verlangsamt und somit so gut wie kaum an Möbel oder Türen stieß. Auch unter Tischen liegende Kabel ließ er erfreulicherweise in Ruhe. Negativ fiel allerdings auf, dass einige Bereiche in der Wohnung außen vor gelassen wurden, etwa ein Wohnzimmerabschnitt unter einem Sideboard oder die Hälfte des Badezimmers, da er einen Teppich (wenige Millimeter hoch) wohl als Hindernis erkannte. Stuhlbeine am Esstisch verwirrten den Dreame-Roboter ebenso, sodass er den entsprechenden Bereich nur in willkürlichen Mustern reinigte.

Probehalber haben wir den L10 Pro mit deaktivierter Hinderniserkennung fahren lassen – er fuhr dann die komplette Wohnung anstandslos in nur 43 Minuten ab. Gravierende Unterschiede gab es nicht, aber er navigierte zielstrebiger in Bahnen und war etwas weniger kontaktscheu gegenüber Möbeln. Rund 40 Quadratmeter Reinigungsfläche beziehungsweise 50 Minuten Reinigungszeit verbrauchten etwa 40 Prozent an Akkuladung. Dabei befand sich der Saugroboter im Standardmodus (Leistungsstufe zwei von vier) und der automatische Teppich-Boost war aktiviert. Der Stromverbrauch fällt also erwartungsgemäß leicht höher im Vergleich zum Dreame D9 aus, da auf Teppichen mehr Saugkraft aufgewendet wird.

Einen Unterschied beim Reinigungsergebnis konnten wir in der Wohnung nicht feststellen, da sich bereits der D9 auf einem sehr guten Niveau befindet. Im Standardmodus arbeitet der Dreame L10 Pro recht leise und stört nicht weiter, nur bei höheren Leistungsstufen beziehungsweise mit Teppich-Boost röhrt er mit bis zu 66 Dezibel. Die Wischfunktion ist genauso unbeeindruckend wie beim Vorgänger, denn mehr als oberflächliches Befeuchten kann der Roboter bauartbedingt nicht.


Die Fahrt durch einen Abschnitt des Redaktionsbüros veranschaulicht, dass der Sauger in der Regel knapp vor Wänden stehen bleibt und diese nicht berührt. Er hat 99 Prozent der verteilten Konfettischnipsel aufgesaugt, genau wie kürzlich auch der Roborock S7. Der Dreame D9 ließ seinerzeit geringfügig mehr auf dem Büro-Teppichboden liegen, allerdings hatten wir damals noch Styropor anstatt Konfetti verwendet.

Fazit

Insgesamt schneidet der Dreame L10 Pro sehr gut für einen Saugroboter ab, nur kann er sich nicht wirklich von seinem günstigeren Vorgänger absetzen. Die 3D-Hinderniserkennung und die erhöhte Saugkraft sind nette Verbesserungen, nur erwies sich ersteres als fehleranfällig und letzteres als kaum ausschlaggebend. Wo sich die zusätzlichen Sensoren auf jeden Fall bezahlt machen dürften, ist etwa bei Haushalten mit Kleinkindern oder Tieren, wo entsprechend Spielzeug regelmäßig herumliegt. Der Dreame L10 Pro verteilt diese dann im Zweifelsfall nicht durch die Räume, sondern umfährt sie direkt.

Ansonsten bietet der nahezu identische Dreame D9* schlichtweg das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Für einen Aufpreis von mindestens 100 Euro hätte der Hersteller ruhig noch einen zusätzlichen Mehrwert integrieren können. Besonders beim Wischen sehen wir Verbesserungspotenzial, wenn sich Dreame weiter in teurere Preisklassen wagt. Zu einem guten Angebotspreis lohnt sich der L10 Pro aber dennoch.

Aktuell ist der Dreame L10 Pro zu einem Preis von knapp 400 Euro* erhältlich.

Pro

  • gute Laser-Navigation
  • umfährt herumliegende Objekte kontaktlos
  • hohe Saugleistung
  • solide Akkulaufzeit

Contra

  • schwarze Hochglanzoberfläche zeigt Schmutz und Kratzer deutlich
  • Hinderniserkennung fehleranfällig
  • kaum Unterschiede im Vergleich zum Dreame D9

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger Redakteur

Schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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