Xiaomi Pad 6 im Test: Schlankes Tablet mit leichten Schwächen

Mehr Downgrades als Upgrades?
Xiaomi Pad 6 Android Tablet

Vor knapp zwei Jahren brachte Xiaomi mit dem Pad 5 das erste eigene Tablet auf den deutschen Markt. Mit dem Xiaomi Pad 6 geht nun die nächste Generation an den Start, die einige Verbesserungen mit sich bringen soll – allen voran das neue Display mit 144 Hz. Was hat das Tablet noch zu bieten? Und kann es im Test überzeugen?

Bereits im April hatte Xiaomi das Pad 6 und dessen Pro-Variante zusammen mit dem Xiaomi 13 Ultra für den chinesischen Markt angekündigt. Kurze Zeit später bestätigte der Hersteller, dass zumindest das „kleine“ Tablet-Modell auch in Europa erscheinen wird. Inzwischen ist das Xiaomi Pad 6 hierzulande regulär ab 399 Euro erhältlich, womit es knapp 80 Euro teurer ist als sein Vorgänger. Doch lohnt sich der Aufpreis im Vergleich zum Xiaomi Pad 5? Wir haben uns das neue Tablet genauer angeschaut!

Neben dem Tablet selbst findet ihr im Lieferumfang ein Ladekabel samt Adapter. Daneben gibt es die übliche „Bettlektüre“, welche jedoch schnell wieder in der Schachtel verschwinden kann. Zwar wird das Pad 6 seitens Xiaomi vor allem als Produktiv-Tablet für Studenten beworben, einen Stift sucht man in der Verpackung aber vergeblich. Der Smart Pen 2 muss separat für 99 Euro (hier kaufen) erworben werden, während das Tastatur Cover noch auf sich warten lässt. Letzteres soll gegen Ende August in Deutschland starten. Und wichtig: Das Zubehör des Vorgängers ist nicht mit dem Pad 6 kompatibel.

Design: Kaum Änderungen zum Vorgänger

Wie schon das Pad 5 zeigt sich auch das Xiaomi Pad 6 in einem modernen Gewand. Tatsächlich hat sich optisch nur wenig geändert, lediglich das Kameramodul auf der Rückseite wurde an die Designsprache der Xiaomi 13-Serie angepasst. Entsprechend befindet sich in der oberen linken Ecke ein quadratisches Kameramodul, dessen Schein jedoch trügt– doch dazu später mehr. Leider steht die Kamera relativ stark aus dem Gehäuse hervor, wodurch das Tablet nicht flach auf Oberflächen aufliegt.

Der Xiaomi-Schriftzug auf der Rückseite liegt in einer Linie mit drei Pogo-Pins, die für das Tastatur-Cover bestimmt sind. Das wirkt prinzipiell ganz schick, die Kontaktflächen hätten dennoch eleganter untergebracht werden können. Eine Positionierung im unteren Rahmen wie beim Xiaomi Pad 5 wäre aus unserer Sicht schöner gewesen.

An der Position der Tasten hat sich hingegen nichts geändert, so befinden sich weiterhin oben links die Lautstärketaste und der Power-Button. Insgesamt wirkt das Tablet sehr wertig, wobei vor allem das Aluminiumgehäuse einen guten und robusten Eindruck hinterlässt. Mit einem Gewicht von 490 Gramm fällt das 253,95 x 165,18 x 6,51 mm große Tablet außerdem vergleichsweise leicht aus.

Links und rechts im Rahmen sitzen zudem jeweils zwei Lautsprecher, die zusammen für einen kräftigen Sound sorgen. Dem Serienmarathon am Abend steht also nichts im Weg. Dass es sich um ein eher günstigeres Gerät handelt, zeigt sich jedoch beim Display. Das Panel ist nicht in den Rahmen eingelassen, sondern sitzt leicht auf dem Rahmen. Zudem ist der Fingerabdrucksensor dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dieser war allerdings schon beim Vorgänger dem Pro-Modell vorbehalten.

Display: Erstmals mit 144 Hz Bildrate

Apropos Display: Xiaomi verbaut ein 11 Zoll großes LCD-Panel im 16:10-Format mit abgerundeten Ecken und einer Auflösung von 1.800 x 2.880 Pixel. Inhalte werden gestochen scharf dargestellt, die Farbgebung ist zudem vergleichsweise natürlich eingestellt. Wer möchte, kann in den Anzeigeoptionen zwischen vier Farbprofilen (Lebendig, Gesättigt, Pro und Erweitert) auswählen, um das Bild an die eigenen Wünsche anzupassen. Standardmäßig ist der Pro-Modus aktiviert, welcher realistischere Farbtöne zu bieten hat.

Spannend ist darüber hinaus die Bildwiederholrate, denn beim Pad 6 handelt es sich um das erste Tablet mit 144 Hz – in Kombination mit der hohen Auflösung ein wahrer Augenschmaus. Doch zugegeben, einen wirklichen Unterschied zu 120 Hz merkt man im Alltag eher nicht. Laut Xiaomi erreicht das Display eine Helligkeit von 550 Nits, was wir so auch bestätigen können. In Innenräumen ist das durchaus ausreichend, draußen lassen sich Inhalte bei direkter Sonneneinstrahlung allerdings nicht mehr ganz so gut erkennen.

Performance: Alte Plattform mit solider Performance

Für ordentlich Power sorgt ein Qualcomm Snapdragon 870, bei dem es sich um einen 7 nm Flaggschiff-SoC von vor vier Jahren handelt. Der Chip besitzt acht Kerne, darunter einen ARM Cortex-A77 mit bis zu 3,2 GHz. Daneben enthält das Cluster drei weitere Cortex-A77 mit bis zu 2,42 GHz sowie vier sparsame Cortex-A55.

Dazu gibt es insgesamt 6 GB Arbeitsspeicher sowie 128 GB internen Speicher. Alternativ bietet Xiaomi das Pad 6 auch noch mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher an. Eine Speichererweiterung per MicroSD-Karte ist jedoch nicht möglich.

Im Geekbench 6 erreicht die Hardware einen Single-Core-Score von 1.288 Punkten, während im Multicore 3.191 Punkte erzeilt werden. Der Snapdragon 860 des direkten Vorgängers kann somit um knapp 30 % respektive 18 % geschlagen werden. Anders sieht es im 3D Mark Wild Life Benchmark aus, hier beläuft sich der Performancezuwachs auf gerade einmal 4 %.

In jedem Fall zeigte sich das Tablet im Alltag als sehr performant. Apps laden schnell und bleiben lange im Hintergrund offen, während Spiele wie etwa Genshin Impact flüssig laufen. Die weichen Animationen runden das Gesamtpaket weiter ab. Insgesamt macht es wirklich Spaß, das Gerät im Alltag zu nutzen. Natürlich kann die etwas betagte Plattform nicht mit den aktuellen Flaggschiff-Modellen von Samsung & Co mithalten, die Leistung ist jedoch völlig ausreichend.

Theoretisch bietet der Snapdragon sogar ein X55-Modem mit 5G-Unterstützung, das Pad 6 kann aber nur per Wi-Fi 6 auf das Internet zugreifen. Des Weiteren gibt es Bluetooth 5.2 sowie einen USB-Typ-C-Anschluss auf Basis von USB 3.2. Auf ein GPS-Modul zur Standorterkennung verzichtet Xiaomi leider.

Software: MIUI 14 mit leichten Anpassungen

Natürlich wird das Tablet mit Xiaomis eigener MIUI-Benutzeroberfläche ausgeliefert. Bei MIUI 14 handelt es sich um eine stark angepasste Oberfläche auf Basis von Android 13. Erfreulicherweise weist das OS deutlich weniger Bloatware auf, als es früher der Fall war. Lediglich einige Xiaomi-Apps sowie Netflix sind vorinstalliert. Vor allem letzteres ist verkraftbar, da das Tablet potenziell sowieso zum Streamen genutzt wird. Passend dazu bietet es eine Widevine L1 Zertifizierung, durch die HD-Streams möglich sind.

Die Oberfläche wirkt aufgeräumt und bietet einige Anpassungsmöglichkeiten. Optional kann etwa eine App-Übersicht für den Startbildschirm aktiviert werden, wie man sie von Android eigentlich kennt. Zusätzlich gibt es eine dynamische Taskleiste, welche aber eher wie eine Spielerei wirkt. Xiaomi hat es abgesehen davon verpasst, einige Tablet-spezifische Features wie einen Desktop-Modus zu integrieren. Zumindest schwebende und parallele Fenster sind mit an Bord, genauso wie ein Konferenz-Tool.

Hierbei handelt es sich um eine Tool-Box, die nur während Meetings aufgerufen werden kann. Daneben gibt eine Geräuschunterdrückung sowie einen FocusFrame für Aufnahmen. Hiermit zoomt die Frontkamera auf euer Gesicht und setzt gleichzeitig den Fokus.

Akku & Laden

Ausgerechnet beim Akku gibt es beim Xiaomi Pad 6 kein Up-, sondern ein Downgrade. Die Kapazität schrumpft im Vergleich zum Pad 5 um 280 mAh auf 8.440 mAh. Vor allem in Hinblick auf das stromhungrige Display mit seinen 144 Hz lässt das etwas Böses vermuten, da die restlichen Komponenten nicht wirklich sparsamer geworden sind.

Wie erwartet, fällt das Tablet hinter seinen Vorgänger zurück und erreicht im PCMark Akkutest (300 nits Helligkeit, 144 Hz adaptiv, WLAN aktiviert) eine Laufzeit von etwa 10 Stunden und 22 Minuten. Das Pad 5 konnte hier noch mit knapp 13 Stunden aufwarten. Sobald das Tablet leer ist, kann es mit dem mitgelieferten 33 Watt Netzteil wieder aufgeladen werden. Dabei dauert der Ladevorgang etwa 90 Minuten, womit das Pad 6 besser abschneidet als etwa ein Galaxy Tab S8.

Kamera: Mehr Schein als Sein

Bereits am Anfang haben wir erwähnt, dass auf der Rückseite ein relativ großes Kameramodul sitzt. Augenscheinlich handelt es sich hierbei um ein Dual-Kamera-Setup samt LED-Blitz. Bei genauerer Betrachtung fällt allerdings auf, dass hier tatsächlich nur ein Sensor verbaut ist. Dieser löst mit 13 MP auf und besitzt eine f/2.2-Blende.

Die Bildqualität ist für ein Tablet ausreichend, aber nicht weiter besonders. Realistisch betrachtet wird man hiermit kaum Bilder machen, da die Kamera bei einem solchen Gerät eher zweitrangig ist. Überrascht hat uns zumindest, dass es einen 10-fachen Digitalzoom gibt.

Als Selfie-Kamera dient ein 8-MP-Sensor mit f/2.2-Blende. Erfreulicherweise ist die Kamera nun mittig im länglichen Rand platziert, womit sie vor allem im Landscape-Modus besser nutzbar ist. Die Bildqualität ist für Meetings durchaus brauchbar, wobei der Bildausschnitt relativ weitwinklig wirkt.

Fazit

Xiaomi hat mit dem Pad 6 ein durchaus interessantes Tablet auf den Markt gebracht, welches mit einer soliden Ausstattung aufwartet. Vor allem das schicke Display mit seiner knackig scharfen Auflösung und der flüssigen Bildrate von bis zu 144 Hz weiß zu überzeugen. Auch die Performance fällt – trotz des etwas älteren Prozessors – gut aus. Im Alltag legt das Gerät keinerlei Denkpausen ein, wodurch alles schnell und flüssig wirkt. Lobenswert sind zudem die vier Lautsprecher, mit denen ihr entspannt Musik oder einen Film genießen könnt.

Im Vergleich zum Vorgänger wurden einige fragwürdige Design-Entscheidungen getroffen. Vor allem der leicht geschrumpfte Akku und die damit einhergehende geringere Akkulaufzeit sorgen für Fragezeichen. Auch das Fehlen eines Fingerabdrucksensors ist ärgerlich, aber verkraftbar. Die Kamera macht zwar einen ordentlichen Job, die vorgetäuschte zweite Kamera hätte aber nicht sein müssen.

Das Tablet ist empfehlenswert für alle, die nach einem günstigen Tablet für die Uni oder für die Schule suchen. Besonders in Kombination mit Stift und Tastatur (leider nicht im Lieferumfang) handelt es sich um ein solides Gesamtpaket. Aktuell werden für die 128-GB-Version des Xiaomi Pad 6 rund 399 Euro fällig, womit es deutlich günstiger ist als ähnlich ausgestattete Modelle. Wer nochmals etwas sparen möchte, sollte sich das Pad 5 genauer anschauen. Das Tablet bietet kaum weniger Funktionen, ist jedoch schon ab 310 Euro verfügbar.

Tablets
Allround-PC.com Award
07/2023
Xiaomi Pad 6
Empfehlung

Pro

  • modernes Design mit guter Verarbeitung
  • ordentliche Leistung
  • gutes Display mit flüssigen 144 Hz
  • starke Stereo-Lautsprecher
  • Stylus-Support (optional verfügbar)
  • mit Tastatur-Cover nutzbar (optional verfügbar)

Contra

  • kein Fingerabdrucksensor
  • kleinerer Akku als beim Vorgänger
  • keine Kompatibilität zu altem Zubehör
  • herausstehendes Kameramodul mit Fake-Dual-Kamera
Allround-PC Preisvergleich

Mit * markierte Links sind Affiliate-Links. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.

Arian Krasniqi Profilbild Arian Krasniqi

…ist seit 2021 Teil des Teams und befasst sich vor allem mit Hardware-Komponenten sowie mit weiteren technischen Neuheiten. Auch aktuelle Spiele auf PC und Konsole gehören zu seiner Leidenschaft.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

^