JBL Authentics 500 im Test: Retro-Optik trifft auf starken Sound

WLAN-Lautsprecher fürs Wohnzimmer
JBL Authentics 500 Lautsprecher

Mit der Authentics-Reihe läutet JBL eine neue Ära ein: Statt Outdoor-tauglichen und tragbaren Bluetooth-Boxen gibt es diesmal edel anmutende Smart-Lautsprecher für WLAN-Streaming und Smart-Home-Integration. Wir haben das größte Modell, den Authentics 500, ausgiebig getestet und teilen unsere Eindrücke.

Vor wenigen Monaten hat JBL den Bluetooth-Lautsprecher Charge 5 mit einem WiFi-Upgrade für die komfortable Wiedergabe per WLAN aufgerüstet. Teil dieses Upgrades ist auch die neue App JBL One, über die Musikstreamingdienste und Smart-Assistenten eingebunden werden.

Mit der brandneuen Authentics-Reihe stockt JBL nun die junge Sparte für WLAN-Speaker auf. Die Modelle Authentics 500, 300 und 200 grenzen sich nicht zuletzt durch ihr gediegenes, an die legendären L100-Lautsprecher der 70er Jahre angelehntes Design von den eher jugendlich anmutenden Bluetooth-Boxen für unterwegs ab.

Design & Verarbeitung

Anstelle von wetterbeständigem Stoffmesh, griffigen Gummielementen und einem flotten Look, der sich bestens zum etwas zu lauten Beschallen von Fußgängerzonen, Parkanlagen und der hintersten Sitzreihe im Bus eignet, geht es bei der neuen Authentics-Reihe von JBL deutlich gediegener zu. Auf den Produktseiten der drei Newcomer ist keine Spur von skatenden, breakdancenden und im VW-Bus auf Roadtrip befindlichen Mittzwanzigern zu sehen, stattdessen strahlen goldene Skulpturen, teure Möbel und warmes Licht Ruhe und Gemütlichkeit aus – und einen tiefen Griff ins Portemonnaie, versteht sich.

Anders als seine überwiegend auf den Outdoor-Gebrauch ausgelegten Verwandten der Reihen Flip, Xtreme, Go, Charge und Co. sind die Authentics-Geräte nicht explizit vor dem Eindringen von Wasser und Schmutz geschützt. Die kleineren Varianten Authentics 200 und vor allem der mit einem Handgriff bestückte Authentics 300 lassen sich immerhin durch ihre integrierten Akkus herumtragen, der große Authentics 500 ist mit seiner festen Stromverbindung dagegen weniger flexibel.

Wenn unschlüssige Käufer ihren Lautsprecher trotzdem regelmäßig von A nach B bewegen wollen, heben sie sich dabei immerhin keinen Bruch: Denn die schwarz-goldene Box wiegt keine acht Kilogramm und damit deutlich weniger, als man ihr zutrauen würde.

Tschüss Stoffmesh, hallo Retro-Look

An der Oberseite sind sehr wertig implementierte Bedienelemente gelegen, darunter ein Lautstärkerad und zwei Drehknöpfe für Bass- und Höhenanpassung. Alle drei sind von kreisrunden LED-Anzeigen umgeben, der große Lautstärkeregler bietet zudem eine Taste für Play/Pause. Doppeltes oder dreifaches Drücken der Taste springt zum nächsten oder vorherigen Song. Dazwischen befinden sich zwei kleinere Tasten für die Bluetooth-Kopplung und die Momente-Funktion, mit der auf Knopfdruck beispielsweise eine eigene Playlist gestartet wird.

An der Rückseite befinden sich zwei Bassreflexröhren sowie die Anschlüsse. Da wären der Stromanschluss, ein LAN-Port für Einsatzorte mit weniger stabiler WLAN-Abdeckung, ein Klinkeneinfang und ein USB-C-Anschluss. Letzterer kann in den USA zur Musikwiedergabe per USB-Stick genutzt werden, hierzulande bleibt er ein uninteressanter Service-Port. Am oberen Rand – und damit gut erreichbar – liegt ein Schieberegler für die Mikrofon-Stummschaltung. Ob der Sprachassistent gerade mithört oder nicht, zeigt eine verborgene Status-LED an der Vorderseite an.

Eigenschaften

Neben den erwähnten Verstell- und Anschlussmöglichkeiten sind die meisten Funktionen des JBL Authentics 500 vor allem über das Smartphone zugänglich. Um das volle Potential des 630-Euro-Lautsprechers auszuschöpfen, wird eine ganze Sammlung an Streaming- und Smart-Home-Apps benötigt. Neben mindestens einem Musikstreaming-Dienst empfiehlt sich der Download der Google Home und Alexa Apps, denn durch eine Kooperation mit Amazon und Google können die Sprachassistenten Alexa und Google Assistant simultan genutzt werden.

Smartphone mit Spotify auf JBL Authentics 500

Die Status-LED in der Quadrex-Stofffront leuchtet blau oder weiß, je nachdem, welcher der beiden Smart-Assistenten gerade adressiert wird. Eine dienstübergreifende Gerätesteuerung ist nur bedingt möglich: In Google Home eingerichtete Geräte können nicht per Alexa-Befehl gesteuert werden und andersherum, Universalbefehle zum Stoppen, Abbrechen und Annehmen/Ablehnen können jedoch per Sprachsteuerung auf Funktionen des jeweils anderen Assistenten angewandt werden. Wer sich über die Jahre mit Smart-Home-Produkten für Google Home und Alexa-kompatiblen Geräten eingedeckt hat, kann nun also beide Systeme recht komfortabel über die Mikrofone des Lautsprechers bedienen.

JBL One App – Eine für alle oder für alles eine eigene?

Wer mit dem auf WLAN-Streaming ausgelegten Smart-Speaker liebäugelt, hat einen Teil der benötigten Smart-Home-Anwendungen womöglich bereits auf seinen Mobilgeräten installiert und muss lediglich den neuen Lautsprecher einbinden. Selbst langjährige JBL-Kunden wird dagegen eine App fehlen, die für die Nutzung des Authentics 500 nahezu unabdingbar ist.

Denn die neuen WLAN-Geräte von JBL nutzen eine eigene, frisch ins Leben gerufene App, mit der sich die neuen Funktionen steuern lassen. Besitzer eines Bluetooth-Speakers und Kopfhörers des Herstellers dürfen mit dem Kauf des Authentics 500 und der neuen JBL One App nun eine dritte Anwendung zur Steuerung von JBL-Geräten herunterladen. Natürlich ist diese nicht mehr mit PartyBoost, Connect+ oder gar Connect kompatibel, sodass eine Kopplung mit anderen JBL-Produkten nicht möglich ist.

Screenshots von JBL Authentics 500 im Multiroom Multiroom-Setup mit Google Home und Alexa

Ganz allein steht der neue Edel-Speaker jedoch nicht da, denn die JBL One App kennen wir bereits vom Charge 5 WiFi und der Boombox 3 WiFi, den beiden WLAN-Pionieren des Herstellers. Im Multiroom-Setup per Alexa oder Google Home können zumindest die neuen WiFi-Lautsprecher untereinander synchronisiert werden, auch wenn es sich nicht um baugleiche Modelle handelt.

Screenshots von JBL One App mit JBL Authentics 500

Die App ist übersichtlich gestaltet, lediglich die Einbindung externer Dienste benötigte bei unserem Test zuweilen mehrere Anläufe. Verbundene Geräte lassen sich separat steuern, auf einen Blick sehen wir, welcher Song gerade über welches Gerät wiedergegeben wird. Ein Tippen auf den Authentics 500 ruft ein Menü auf, welches weitere Anpassungen zulässt. Der integrierte Equalizer fällt mit nur drei Frequenzbändern sehr überschaubar aus, tritt aufgrund der Bass- und Höhenregler direkt am Gerät jedoch in den Hintergrund.

Momente-Funktion: Praktisch*

Neben den erwähnten Smart-Home-Funktionen gibt es auch wieder die Momente-Funktion. Hier kann ein Musikdienst, Internetradio oder eine spezifische Playlist hinterlegt werden, die dann durch einen simplen Druck der Herz-Taste am Lautsprecher sofort mit der festgelegten Lautstärke abgespielt werden. Auch ein Timer zur automatischen Abschaltung lässt sich einstellen. Was auf dem Papier sehr praktisch klingt, wird durch die sehr kurze Liste kompatibler Dienste stark eingeschränkt. Marktführer Spotify ist weiterhin nicht mit der Momente-Funktion kompatibel, womit die Herz-Taste für viele Nutzer uninteressant wird. Zu den unterstützten Diensten zählen Amazon Music, Calm Radio, iHeartRadio, Napster, Qobuz, Tidal und TuneIn.

Screenshots von Momente-Funktion des JBL Authentics 500 in JBL One App

Sehr praktisch ist hingegen die Option, Musik von allen Geräten im gleichen WLAN-Netzwerk zu Streamen. Auf Wunsch kann beim Einschalten des Lautsprechers automatisch die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone wiederhergestellt werden, die WLAN-Funktion empfiehlt sich jedoch für bessere Klangqualität und Komfort. In der App wird praktischerweise auch die WLAN-Signalstärke angezeigt, damit der Speaker optimal platziert werden kann.

Klangqualität

Spätestens bei der gemeinsamen Wiedergabe im Multi-Room-Setup wird ein weiterer bedeutender Unterschied zwischen den bislang erschienenen WLAN-Modellen von JBL deutlich: Wo die Varianten Charge und Boombox bereits alles andere als schlecht klingen, legt die neue Authentics-Reihe noch eine ganze Schippe zu: Der Authentics 500 hat mit seinem 270 Watt starken 3.1-System keinerlei Probleme, große Räume schon bei gesenkter Lautstärke effektiv zu beschallen. Drei 2,5-mm-Hochtöner, drei 2,75-Zoll-Tiefmitteltöner und ein nach unten abstrahlender 6,5-Zoll-Tieftöner bilden eine überraschend große Klangbühne ab, die über die Grenzen der eher kleinen Soundbox hinauswächst. Der Downfire-Subwoofer legt ein wummerndes Bassfundament, aus dem sich Stimmen und Instrumente auch bei gezügelter Büro-Lautstärke noch eindrucksvoll herausschälen können.

Bei jedem Einschalten soll eine automatische Kalibrierungsfunktion die Audioleistung an den jeweiligen Standort anpassen, die genauen Änderungen dieses Features lassen sich jedoch nur schwer ausmachen. Deutlich ist dagegen der Unterschied bei der Wiedergabe per Bluetooth oder WLAN, sowie zwischen Streaming-Diensten mit abweichender Audioqualität. Wie schon beim Charge 5 WiFi – angesichts der Preise jedoch mehr denn je – gilt auch bei den Authentics-Geräten: Je besser das Streaming-Abo, desto lohnender der Kauf.

Smartphone mit Spotify auf JBL Authentics 500, nah

Darüber hinaus wirbt JBL mit Dolby Atmos Music für besonders klaren Raumklang. Diese Option wird jedoch bei weitem nicht von allen geläufigen Musik-Streamingdiensten unterstützt und steht erst bei kostspieligen Angeboten wie dem teuersten Tidal HiFi Plus Abonnement zur Verfügung. Einen eigenen Kaufgrund stellt Dolby Atmos in jedem Fall nicht dar, denn das Gehäuse der kompakten All-in-One-Box bringt zu wenig Volumen mit, um einen deutlichen Unterschied zum “regulären” Streaming in guter Qualität erkennbar werden zu lassen.

Fazit

Wer am Retro-Look in Anlehnung an die JBL L100-Lautsprecher aus den 70ern gefallen findet, erhält mit der Authentics-Reihe endlich eine stilvolle Alternative zum Jugendzimmer-Look des übrigen JBL-Sortiments. Das größte Modell, Authentics 500, muss zwar dauerhaft über ein Netzteil mit Strom versorgt werden, bietet dafür aber herausragende Klangqualität im verhältnismäßig kompakten Gehäuse mit.

Das 3.1-Soundsystem mit je drei Hoch- und Tiefmitteltönern sowie einem leistungsstarken, abwärts strahlenden Subwoofer schafft über WLAN und vor allem im Zusammenspiel mit Streaming-Diensten in besserer Qualität eine eindrucksvolle Klangbühne, die sowohl auf Partys als auch beim entspannten Kaffeetrinken viel Spaß bereitet.

Highlight ist die sehr komfortable Bedienung per Sprachsteuerung und Momente-Taste, denn mit simultan nutzbaren Alexa- und Google Assistant-Sprachdiensten sowie zum Schnellzugriff hinterlegbaren Playlists und Radios fallen die Möglichkeiten hier sehr umfangreich aus. Treue JBL-Fans ärgern sich über die fehlende Kompatibilität zu Partyboost und Co., vergessen diesen Ärger jedoch spätestens bei der Integration in Smart-Home- und Multiroom-Systeme wieder.

Trotz der gebotenen Vorzüge schmerzt der Blick auf das Preisschild, denn mit 630 Euro UVP ist der Authentics 500 selbst für JBL-Verhältnisse sehr teuer geraten. Insbesondere die Abhängigkeit von teuren Premium-Abos bei diversen Streaming-Diensten sollte beim Kauf unbedingt bedacht werden.

Audio
Allround-PC.com Award
12/2023
JBL Authentics 500
Empfehlung

Pro

  • hochwertiges Design
  • tolle Klangqualität
  • Alexa und Google Assistant simultan nutzbar
  • hochauflösende Wiedergabe per WLAN
  • praktische Momente-Funktion

Contra

  • teuer
  • Eingeschränkte Musikdienst-Auswahl für Momente-Funktion

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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