JBL Charge 5 WiFi im Test: WLAN-Upgrade für 100 Euro Aufpreis?

Solide Bluetooth-Box, jetzt auch mit WLAN!

JBL spendiert dem Charge 5 ein WiFi-Upgrade, mit dem der Bluetooth-Lautsprecher auch per WLAN Musik wiedergeben kann. Die Einsatzmöglichkeiten im (smarten) Zuhause erhöhen sich damit immens, doch rechtfertigt das einen Preis von 250 Euro?

Das JBL-Sortiment an Bluetooth-Lautsprechern deckt mit Serien wie Pulse, Xtreme oder Clip bereits seit Jahren so ziemlich jeden Anwendungsbereich ab, der für einen tragbaren Lautsprecher infrage käme. Selbst die wuchtigeren Partybox-Lautsprecher sind bereits in verschiedenen Größen und Ausführungen, mit unterschiedlichen Funktionspaketen erhältlich.

Mit den neuen WiFi-Modellen der Charge 5 und Boombox 3 schließt der Hersteller nun eine der wenigen Lücken im Portfolio: Per WLAN-Funktion können die ansonsten zum Original baugleichen Lautsprecher auch ohne direkte Bluetooth-Kopplung genutzt und in Smart Home-Systeme integriert werden. Klingt gar nicht mal übel, doch beim Preis müssen wir uns erst einmal die Augen reiben: Der neue Charge 5 WiFi kostet satte 250 Euro UVP und ist damit aktuell mehr als 100 Euro teurer als das fast baugleiche Original für knapp 150 Euro (179,00 Euro UVP).

Video: Vergleich mit Charge 5

Design und Verarbeitung

Machen wir es kurz: Beim äußeren Design des Charge 5 WiFi handelt es sich um eine nahezu baugleiche Kopie des Originals. Dennoch bringen die neuen WLAN-Funktionen auch einige, wenn auch geringfügige, optische Änderungen mit sich. Zum Testzeitpunkt ist der Charge 5 WiFi nur in Schwarz erhältlich, während der reguläre Charge 5 – und die meisten anderen JBL-Lautsprecher – in mehreren Farboptionen von schlicht bis auffällig angeboten werden. Diese Farbauswahl kann sich natürlich noch ändern.

Der Charge 5 WiFi hebt sich von einem schwarzen Charge 5 vor allem durch goldene Akzentfarben ab, die grundlegenden Designelemente wie das große, metallene JBL-Logo, die gummierten, als alternative Standfüße herhaltenden Seiten oder die weiß leuchtende Batterieanzeige sind geblieben. Klar unterscheidbar ist die neue Version durch den goldenen Mix aus JBL-Ausrufezeichen und WLAN-Symbol auf den seitlichen Passivmembranen, sowie durch die neuen Tasten.

JBL hat die Anordnung der Standard-Tasten (Play/Pause, Lauter, Leiser) ein wenig umgekrempelt und die PartyBoost-Schleife durch eine neue Herz-Taste ersetzt. Warum wir die verschwundene Taste und ihre Funktion schmerzlich vermissen werden, erfahrt ihr im nächsten Kapitel. Einen AUX-Eingang hat JBL dem Charge 5 WiFi nicht spendiert, Musik kann also ausschließlich kabellos abgespielt werden.

Die Verarbeitungsqualität entspricht erneut dem hohen JBL-Standard, zudem ist der Charge 5 WiFi wieder nach IP67 staubfest und wasserdicht. Konkret kann er bis zu einen Meter für maximal 30 Sekunden unter Wasser getaucht werden. Übrigens: Die Gummi-Lamellen, auf denen unser Charge 5-Testmodell von 2021 steht, haben sich über die Jahre ohne unser Zutun bereits zur Hälfte verabschiedet. Da die WiFi-Variante auf weniger, dafür jedoch dickere Gummi-Füße setzt, könnten derlei unschöne Abnutzungserscheinungen nicht oder zumindest später auftreten. Ob die Verklebung diesmal auch über längere Zeit bestehen bleibt, muss sich erst zeigen.

Eigenschaften & Klangqualität

Die WiFi-Variante verwendet den neuesten Bluetooth-Standard 5.3 und ist mit WiFi 6 kompatibel. Wie jeder JBL-Lautsprecher lässt sich auch der Charge 5 WiFi also fix per Bluetooth mit Smartphone, Tablet oder Computer verbinden und gibt auf Knopfdruck Musik wieder. Dank WLAN-Funktionalität lassen sich nun einer oder mehrere dieser Schritte überspringen.

Hierzu muss zunächst die neue JBL One App heruntergeladen werden, die zur Einrichtung der neuen WiFi-Speaker und Soundbars von JBL dient. Die Einrichtung geschieht relativ flott, allerdings wird der Lautsprecher beim späteren Öffnen der App nicht immer sofort als aktiv, bzw. mit dem WLAN verbunden angezeigt. Der Fehler scheint allerdings auf Seite der Software zu liegen und könnte durch spätere Updates behoben werden.

Die JBL One App zeigt unter anderem endlich den Akkustand präzise in Prozent an, sodass wir uns nicht nur auf die vage LED-Anzeige am Gerät verlassen müssen. In der App können Konten diverser Musikstreaming-Dienste verknüpft werden, darunter Amazon Music, Tidal, Napster oder Qobuz. Außerdem unterstützt der Charge 5 WiFi die Wiedergabe via Apple Airplay, Chromecast und Spotify Connect sowie Amazon Multi-Room Music. Per Chromecast-built-in können wir beispielsweise mit wenigen Klicks den Ton von YouTube-Videos oder Musikstreaming-Apps über Smartphones, Notebooks, Tablets oder Desktop-PCs im gleichen Netzwerk auf dem Charge 5 WiFi wiedergeben.

Ein Vorteil der direkten WLAN-Verbindung ist die Befreiung des Smartphones von seinen Pflichten als primäre Wiedergabequelle. Das Smartphone kann also genutzt werden, ohne die Musikwiedergabe zu unterbrechen – beispielsweise beim Ansehen von Medieninhalten auf dem Handy, aber auch bei eingehenden Anrufen.

Musik via WLAN ohne Bluetooth-Kopplung des Smartphones abzuspielen, ist sehr praktisch. Den Speaker ohne Smartphone zu bedienen – etwa, wenn die Wiedergabe über die Momente-Taste am Gerät gestartet wurde – ist weniger praktisch. Denn die Play-Taste kann zwar doppelt gedrückt werden, um einen Song zu überspringen, doch eine Taste zum Wiederholen oder Zurückkehren zum vorherigen Song fehlt leider. Bei dem Aufpreis wäre eine Fernbedienung oder wenigstens eine zusätzliche Taste locker drin gewesen, denn anders als beim günstigeren Charge 5 soll der große Vorteil der WLAN-Version ja darin liegen, dass wir das Smartphone nicht permanent zur Hand haben müssen.

Auch eine Freisprecheinrichtung, mit der sich die Wiedergabe steuern ließe, fehlt beiden Charge-5-Versionen. Insofern wird auch das Klingeln eines verbundenen Telefons nicht laut über die Lautsprecher wiedergegeben. Per JBL One App kann der Charge 5 WiFi immerhin mit anderen Smart-Home-Geräten verbunden und per Alexa oder Google Home gesteuert werden.

PartyBoost adé – keine Stereo-Verbindung mit älteren JBL-Speakern

Die Freude, nach ständigem Wechsel der untereinander nicht kompatiblen Stereo-Standards mit PartyBoost endlich einen über mehrere Generationen gültigen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben, währte nur kurz: Zwar können zwei JBL Charge 5 WiFi Modelle miteinander verbunden und als Stereo-Lautsprecher verwendet werden, die Kopplung geschieht jedoch über die neue JBL One App. PartyBoost, und damit auch die Kopplung mit anderen JBL-Speakern, wird nicht mehr unterstützt.

Das PartyBoost-Symbol auf der Oberseite des Speakers weicht einem neuen Herz-Symbol, mit dem sich auf Knopfdruck die Wiedergabe eines zuvor gespeicherten Online-Radios oder einer Playlist gestartet werden kann. Diese „Momente“-Funktion kann in der JBL One App verwaltet werden, allerdings lassen sich hier nur die zuvor erwähnte begrenzte Zahl an Musikdiensten hinzufügen, darunter Amazon Music, Calm Radio, iHeartRadio, Napster, Qobuz, Tidal und TuneIn. Andere Dienste wie Spotify stehen nicht zur Auswahl.

Gleiche Technik wie Charge 5, dennoch besserer Klang?

Der JBL Charge 5 WiFi verwendet die gleichen Lautsprecher wie sein Non-WiFi-Vorgänger, und auch die Ausgangsleistung ist identisch. Mit der letzten JBL-Generation erhielten die meisten größeren Bluetooth-Lautsprecher – einschließlich des Charge 5 – ein klangliches Upgrade in Form einer Trennung der Breitbandlautsprecher in Mittel- und Tieftöner sowie einen separaten Hochtöner. Die Folge ist eine verbesserte Stimmwiedergabe, die besonders bei höheren Lautstärken zu Tragen kommt. Trotz gleicher Treiberausstattung bringt die neue WiFi-Version dennoch mehr Verbesserungen mit, als ein kurzer Blick auf das Datenblatt vermuten lässt.

In der JBL One App lässt sich der Klang per Equalizer ein wenig anpassen, dessen Möglichkeiten mit nur drei Frequenzbändern für Tiefen, Mitten und Höhen jedoch etwas begrenzt ausfallen. Dieselbe Funktion bietet seit einem App-Update inzwischen auch der reguläre Charge 5. Bereits ohne EQ-Anpassungen liefert der Charge 5 WiFi einen satten und für seine Größe lauten Klang.

Besserer Klang per WLAN – das richtige Abo vorausgesetzt

Wer die neue WLAN-Funktion nutzt, schöpft das Potenzial voll aus, denn so gewinnt die Wiedergabe gegenüber einer Bluetooth-Verbindung noch ein ganzes Stück an Klarheit. Mit Spotify und Co. fällt dieser Unterschied weniger stark auf, erst bei Streamingdiensten mit Unterstützung für Lossless Audio wie Apple AirPlay oder Tidal HiFi wird die bessere Detailwiedergabe wirklich bemerkbar.

Unabhängig von der Umgebungslautstärke soll der Charge 5 WiFi dank neuer Selbstoptimierungsfunktion und integrierten Mikrofonen immer den bestmöglichen Klang liefern. Genauere Hinweise zu dieser Funktion liefert JBL weder auf der Website noch in der überwiegend aus Bildern bestehenden Kurzanleitung. Bei unserem Test sind uns diese automatischen Veränderungen am Klang jedoch nicht wirklich aufgefallen, egal, ob wir uns mit der Box im ruhigen Büro oder auf dem windigen Balkon aufhielten.

Starker Akku und nützliche Powerbank-Funktion

Die für die Serie charakteristische Powerbank-Funktion, mit der Smartphones und andere Geräte über den Akku des Bluetooth-Lautsprechers mit Strom versorgt werden können, bleibt auch dem Charge 5 WiFi erhalten. Externe Geräte werden über den USB-A-Anschluss geladen, ein zusätzlicher USB-C-Anschluss dient zum Laden der Bluetoothbox selbst.

JBL hat die Akkukapazität des Charge 5 WiFi deutlich erhöht, wodurch der Bluetooth-Lautsprecher selbst zwar knapp zwei Stunden länger für eine volle Akkuladung braucht als das Non-WiFi-Modell, angeschlossene Mobilgeräte jedoch auch über eine längere Zeit mit Strom versorgt werden können. Die maximale Wiedergabedauer des Charge 5 WiFi liegt weiterhin bei soliden 20 Stunden. Der Schnellladefunktion eines ordentlichen Netzteils kann die integrierte Powerbank per USB-Kabel mit kümmerlichen 10 Watt Ausgangsleistung nicht das Wasser reichen. Für den Notfall reicht die Ladefunktion des Charge 5 WiFi allemal.

Fazit

Der JBL Charge 5 WiFi greift die hochgelobten Stärken des Charge 5 auf und liefert einen ordentlichen Klang, starke Akkulaufzeit und praktische Features wie das wasserdichte Gehäuse und die Möglichkeit, Mobilgeräte per integrierter Powerbank aufzuladen. Ergänzt wird dieses solide Funktionspaket um die WLAN-Funktion, mit der Musik auch ohne direkte Bluetooth-Verbindung zum Smartphone von diversen Geräten über das WLAN-Netzwerk abgespielt wird. Per WLAN können auch hochauflösende Inhalte wiedergegeben werden, der Unterschied zu Bluetooth ist mitunter enorm.

Das Upgrade zur WiFi-Variante des Charge 5 lohnt sich jedoch vor allem für Abonnenten eines Musikstreaming-Dienstes mit Lossless-Audio, denn hier wird der Qualitätsunterschied gegenüber einer reinen Bluetooth-Wiedergabe erst wirklich bemerkbar. Auch lässt sich die eigentlich sehr praktische “Momente”-Funktion, bei der auf Knopfdruck eine hinterlegte Playlist oder Radio per WLAN gestreamt wird, nur in Kombination mit einer begrenzten Zahl an Musikdiensten nutzen. In jedem Fall empfiehlt es sich also vor dem Kauf zu prüfen, ob die eigenen Streaming-Abos ausreichen, um das volle Potenzial des Charge 5 WiFi auszuschöpfen.

Wer Musik dagegen hauptsächlich über Spotify und Co. streamt, sollte sich den Kauf gut überlegen. Denn mit 250 Euro ist der JBL Charge 5 WiFi deutlich teurer als sein Non-WiFi-Vorgänger, der aktuell schon um die 150 Euro zu haben ist und bis auf die WLAN-Funktion die gleichen Vorzüge zu bieten hat. Ohne weitere Verbesserungen oder Extras wie eine Fernbedienung ist die aktuelle UVP des Charge 5 WiFi ohnehin noch ein wenig zu hoch angesetzt.

Sehr ärgerlich für Besitzer anderer JBL-Lautsprecher ist außerdem die erneute Abkehr von einem gerade etablierten Kopplungs-Standard: Nach Connect, Connect+ und zuletzt PartyBoost wird die JBL One App als neue Möglichkeit eingeführt, baugleiche Speaker zu Stereo-Systemen und kompatible Modelle zur synchronisierten Wiedergabe zusammenzuschließen. Das neue System ist wieder mal nicht abwärtskompatibel mit PartyBoost-Speakern, die fast baugleichen Charge 5 und Charge 5 WiFi können also ironischerweise nicht gekoppelt werden.

Pro

  • hochauflösende Wiedergabe per WLAN
  • WiFi 6 Unterstützung
  • Wasser- und staubdicht nach IP67
  • praktische Momente-Funktion
  • lange Akkulaufzeit
  • Powerbank-Funktion

Contra

  • Eingeschränkte Musikdienst-Auswahl für Momente-Funktion
  • Ohne PartyBoost keine Kompatibilität zu älteren JBL-Lautsprechern
  • hoher Preis

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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