OnePlus 9 Pro im Test – Top-Smartphone mit Warp-Antrieb

Kann das neue Flaggschiff überzeugen?
Das OnePlus 9 Pro ist das neueste Flaggschiff des chinesischen Smartphone-Herstellers und legt den Fokus erneut auf der Geschwindigkeit. Erstmals soll jedoch auch die Kamera mit Hasselblad-Abstimmung beeindrucken. Wir haben das Smartphone über einen Monat ausführlich für euch getestet und verraten euch in diesem Artikel die Vor- und Nachteile.

OnePlus bietet das 9 Pro in drei verschiedenen Farben an, darunter Morning Mist (Silber), Stellar Black sowie Pine Green. Preislich (UVP) liegt das Smartphone bei 899 Euro (8+128 GB) bzw. 999 Euro (12+256 GB). Trotz einer fehlenden Speichervariante mit 512 GB liegt das OnePlus 9 Pro deutlich unter der unverbindlichen Preisempfehlung von Konkurrenten, wie etwa dem Samsung Galaxy S21 Ultra (Test), Apple iPhone 12 Pro oder Xiaomi Mi 11 Ultra.

Für unseren Test haben wir die silberne Variante mit der größeren Speicherausstattung erhalten. Im Lieferumfang sind ein WarpCharge 65T Ladegerät, ein USB-C auf USB-C Kabel sowie eine Bedienungsanleitung enthalten. Auch eine Schutzhülle sowie OnePlus-Aufkleber sind mit dabei. Nicht fehlen darf natürlich auch das kleine Werkzeug für den SIM-Karten-Einschub.

Design & Verarbeitung

Bevor es an die technischen Daten geht, folgt ein kurzer Blick auf das Design und die generelle Verarbeitung. Das Motto: „Weg vom OnePlus-Design der letzten Jahre und hin zum 2021er-Trend“. Während die Kameras beim OnePlus 8 (Pro) noch mittig auf der Rückseite saßen, sind sie beim OnePlus 9 (Pro) nun in die obere linke Ecke gewandert. Statt schlicht und minimalistisch, wird die Kamera von zwei herausstehenden Objektiven geprägt. Besonders die Haupt- und Ultraweitwinkelkamera heben sich aufgrund ihrer Größe etwas von der Rückseite ab, wohingegen die Tele- und Monochromkamera im unteren Bereich sehr diskret platziert wurden.

Auf der Vorder- und Rückseite setzt OnePlus beim 9 Pro auf Corning Gorilla Glass, der Rahmen besteht aus robustem Aluminium. Beim normalen OnePlus 9 kommt stattdessen ein Rahmen aus Kunststoff zum Einsatz. Dieser fühlt sich zwar immer noch sehr „metallisch“ und hochwertig an, ist für diese Preisklasse aber etwas ungewöhnlich. Neben Powerbutton und Lautstärkewippe gibt es auch wieder den OnePlus-typischen Alert-Slider, ein nettes Feature für den Alltag.

Bei der Farbe hat man sich ein wenig von der Konkurrenz inspirieren lassen. Zur Auswahl gibt es Morning Mist, Stellar Black und Pine Green. Während Morning Mist einen glänzenden Silber-Farbverlauf hervorbringt, geht es mit dem matten und Fingerabdruck-resistenten Black und Green etwas schlichter zur Sache. Mit Stellar Black hat OnePlus versucht, das charakteristische Design des OnePlus One wiederzubeleben. Die Textur der Rückseite in Stellar Black soll nämlich an die Sandstone-Oberfläche des ersten Modells erinnern. Übrigens ist das Smartphone gemäß IP68 vor Wasser geschützt und übersteht demnach Untertauchen für 30 Minuten in bis zu 1,5 Metern Tiefe.

Display

Ein großes Highlight des OnePlus 9 Pro ist das hervorragende Display. Das 6,7 Zoll große AMOLED-Panel bietet mit WQHD+ (3.216 x 1.440 Pixel) eine gestochen scharfe Auflösung und es unterstützt eine Bildwiederholrate zwischen 1-120Hz (adaptiv) sowie HDR10+. Die Spitzenhelligkeit beträgt laut Hersteller bis zu 1.300 Nits. Mit einem Display-Profiler (X-Rite i1 Display Pro) konnten wir bei 20 % APL (= Average Picture Level) maximal 1.030 Nits erreichen. Mit einer vollständig weißen Darstellung, also 100 % APL, waren bis zu 740 Nits möglich.

Während im oberen Bereich eine kleine Punch-Hole-Frontkamera vorzufinden ist, sitzt im unteren Bereich ein optischer Fingerabdrucksensor, der das Smartphone zügig entsperrt. Ein besonderes Merkmal des OnePlus 9 Pro ist der im Display integrierte MEMC-Chip. Im eingeschalteten Zustand sorgt dieser dafür, dass Videos auf YouTube oder der Galerie, die mit 24 bzw. 30 fps aufgenommen wurden, auf 60 fps hochskaliert werden (siehe OnePlus 9 Tipps & Tricks). Videos mit 60 fps können dank MEMC wiederum auf 120 fps hochgerechnet werden, sodass das 120 Hz Display komplett ausgereizt werden kann. Dies geschieht nahezu in Echtzeit mittels künstlicher Intelligenz.

Prozessor & Speicher

Unter der Haube werkelt der Snapdragon 888, Qualcomms neuester Top-Prozessor. Gaming sowie die alltägliche Nutzung des Smartphones funktionieren flüssig und ohne Einschränkungen. Wie einige Kollegen jedoch berichten, soll es Probleme mit der Wärmeentwicklung geben, besonders beim Aufnehmen von hochauflösenden Videos über mehrere Minuten. Dieses Problem konnten wir in unserem Test allerdings nicht feststellen. Je nach Ausstattungsvariante stehen 8 oder 12 GB LPDDR5 Arbeitsspeicher sowie 128 oder 256 GB UFS-3.1-Massenspeicher zur Verfügung.

Ergebnis des OnePlus 9 Pro in Geekbench 5

Auch in diesem Jahr werden alle Geräte der OnePlus-9-Serie wieder ohne ein Slot für MicroSD-Karten ausgeliefert. Laut OnePlus-internen Quellen wurde darauf verzichtet, weil MicroSD-Karten zu langsam seien. Schließlich wirbt der Hersteller mit der besonders hohen Smartphone-Geschwindigkeit. Durch den Wegfall eines MicroSD-Slots spart der Hersteller allerdings auch Kosten und kann mehr Gewinn durch teurere Varianten mit mehr Speicher erzielen. Des Weiteren unterstützt das OnePlus 9 Pro Wi-Fi 6, NFC und Bluetooth 5.2 sowie den 5G-Mobilfunkstandard. Als Benutzeroberfläche dient OxygenOS 11.2, basierend auf Android 11. Praktische Tipps und Tricks dazu haben wir euch im verlinkten Artikel zusammengefasst.

Akku & Laden

Während Samsung und Apple auf ein Ladegerät in der Verpackung verzichten und auch die Ladegeschwindigkeit vernachlässigen, übertrifft sich OnePlus mit jeder Generation um ein weiteres Mal. Konnte das OnePlus 7 Pro (Test) damals schon mit maximal 30 Watt schnell aufgeladen werden, sind zwei Jahre später Ladevorgänge schon mit 65 Watt möglich. Der Warp Charge 65T Ladeadapter, der im Lieferumfang des OnePlus 9 Pro enthalten ist, bringt den 4.500 Milliamperestunden starken Akku von 0 bis 100 Prozent in unglaublichen 29 Minuten. Der separat erhältliche Warp Charge 50 Wireless Charger (69,95 Euro) kann das Smartphone ebenfalls in nur 43 Minuten komplett aufladen.

Bei der Ausdauer sah es in den ersten zwei bis drei Wochen eher mau aus. Nach zwei bis drei Stunden, bei eingeschaltetem Display wohlbemerkt, musste das Smartphone wieder an die Steckdose. Das Gerät war zu diesem Zeitpunkt jedoch mit nicht finaler Software ausgestattet. Erst nachdem OnePlus das entsprechende Update ausgerollt hatte, verdoppelte sich die Screen-On-Time fast. Unseren Erfahrungen nach sollte eine Akkuladung im Alltag für einen ganzen Tag ausreichen, zwei volle Tage sind aber nicht drin. Dank der Schnellladetechnolgie ist der Akku aber immerhin ratzfatz wieder aufgeladen. Im PCMark Akkutest hielt das OnePlus 9 Pro bei adaptiven 120 Hz (ca. 50% Helligkeit, WLAN + GPS, 10 % Lautstärke) knapp 10 Stunden durch, ehe die Restladung nur noch 20% betrug. Das Oppo Find X3 Pro hat in unserem Test hingegen knapp 11 Stunden durchgehalten.

Ergebnis des OnePlus 9 Pro im PCMark Akkutest

Kamera & Beispielfotos

Die Kamera stand beim diesjährigen OnePlus-Flaggschiff definitiv im Mittelpunkt. Bereits Monate vor dem offiziellem Launch sind immer wieder Gerüchte aufgetaucht, dass OnePlus eine Kooperation mit einem Kamerahersteller eingehen könnte. Diese Gerüchte haben sich bereits vor der Produktvorstellung durch etliche Teaser von OnePlus bewahrheitet. Hasselblad ist ab 2021 für drei Jahre lang Partner von OnePlus, das wird auch im Design der Kamera auf der Rückseite deutlich. Des Weiteren lässt sich in den Kameraeinstellungen ein Wasserzeichen aktivieren, das dann auf allen Fotos zu sehen ist. Der schwedische Kamera-Pionier ist besonders für die Entwickelung der Kameras bekannt, die Astronauten für die erste Mond-Mission (Apollo 11) im Juli 1969 nutzten.

OnePlus zeigt recht eindrucksvoll, wie viel Potential in dieser Kooperation steckt. Während das Augenmerk bei der OnePlus-9-Serie auf der Farbwiedergabe liegt, sollen in den kommenden Jahren auch Veränderungen an der Software und sogar der Hardware vorgenommen werden. Die Fotos der Hauptkamera können sich sehen lassen. Die Aufnahmen des Ultraweitwinkelsensors sind besonders überraschend. Bei vielen anderen Smartphones merkt man, dass die Farben und auch die Qualität von Haupt- und UW-Sensor recht unterschiedlich sind. Die 50 MP starke UW-Kamera im OnePlus 9 Pro fällt definitiv nicht unter diese Kategorie.

Haupt- und Ultraweitwinkelkamera gefallen, das andere Duo hinterlässt eher gemischte Gefühle

Die Haupt- und die Ultraweitwinkelkamera schießen im Allgemeinen sehr gute Bilder, die Telekamera mit 8 MP und dreifach optischem Zoom sowie die Monochromkamera sorgen jedoch eher für gemischte Gefühle. Die Telefotokamera kann bei guten Lichtverhältnissen ganz zufriedenstellende Bilder machen. Die Resultate sind nicht überragend aber auch nicht unterirdisch schlecht. Wenn es etwas dunkler wird, nimmt die Qualität jedoch entsprechend ab.

Unserer Meinung nach sollte ein aktuelles Flaggschiff in dieser Preisklasse eine gute Haupt-, Weitwinkel- und Telefotokamera besitzen, alle weiteren Sensoren sind aus unserer Sicht eher überflüssig – oder ein Gimmick. Eine Makrokamera ist vielleicht noch eine coole Spielerei, aber eine Monochromkamera – wie sie im OnePlus 9 Pro sitzt – ist schlichtweg unnötig und nicht zu gebrauchen. Möchte man Schwarz-Weiß-Aufnahmen erstellen, kann im späteren Verlauf auch einfach ein Filter genutzt werden.

Die Farbwiedergabe der Haupt- und Ultraweitwinkelkamera ist dank der Partnerschaft mit Hasselblad überraschend akkurat. Gerade bei Samsung Smartphones sieht man immer wieder, dass Farben teilweise übersättigt sind und dadurch zwar ansprechender wirken, dafür aber weniger der Realität entsprechen. Im OnePlus 9 Pro hingegen werden die Farben sehr präzise aufgenommen. Dank HDR10+ haben die Kameras auch einen sehr hohen Dynamikumfang. Bei teilweise schwierigen Motiven oder beim Fotografieren gegen das Sonnenlicht zeigen die Aufnahmen, dass die Kamera auch solche Situationen meist hervorragend bewältigen kann.

Auch bei Nacht oder besonders schlechten Lichtverhältnissen können mit dem 9 Pro wirklich gute Bilder geknipst werden. Hier ist es jedoch empfehlenswert den entsprechenden Nachmodus zu nutzen oder das Smartphone sogar auf einem Stativ zu befestigen. Das Smartphone regelt dann die Belichtungszeit automatisch, meist variiert die Dauer zwischen fünf und zehn Sekunden.

Bei der Frontkamera im OnePlus 9 Pro handelt es sich genau um denselben Sensor, der bereits seit dem OnePlus 7 Pro zum Einsatz kommt. Die Bilder wirken leicht verwaschen und die Qualität ist auch nicht wirklich überzeugend. Nachdem über drei Jahre hinweg die gleiche Frontkamera verbaut wird, hätte OnePlus in der 9er-Reihe durchaus einen neuen Sensor verwenden können. Obwohl die Frontkamera nicht unter die Partnerschaft mit Hasselblad fällt, wäre es schön gewesen, auch hier Verbesserungen anzutreffen.

Preisvergleich

Allround-PC Preisvergleich

Fazit

Das OnePlus 9 Pro spielt gewiss in der oberen Smartphone-Klasse mit. Die Verarbeitung ist erstklassig und auch das Display zählt zu den Spitzenreitern auf dem Markt. Erfreulicherweise hat OnePlus mit der neuen Flaggschiffreihe die Haupt- und Ultraweitwinkelkamera spürbar verbessert und kann mit natürlichen Farben und guter Qualität punkten. Der Qualcomm Snapdragon 888 sorgt für eine reibungslose Nutzung und flüssiges Gaming.

In Sachen Akkuleistung lief es zu Beginn ein wenig holprig, doch dank einiger Software-Updates konnten die Fehler zügig ausgebügelt werden. Kabelgebundenes Laden mit 65 W und Wireless Charging mit 50 W bringen den Akku schnell wieder auf 100 Prozent. Bereits 15 Minuten Laden per USB-C genügen, um das Smartphone zu 65 Prozent aufzuladen. Bei moderater Nutzung reicht diese Akkuladung mindestens für einen Tag aus.

Mit einem Preis von 899 Euro mit 8 + 128 GB bzw. 999 Euro für 12 + 256 GB unterbietet das OnePlus 9 Pro einige Konkurrenten. Zwar gibt es kleinere Abstriche bei der Kamera, dafür kann das Smartphone mit einem sonst guten Gesamtpaket auf sich aufmerksam machen. Auch OxygenOS ist eine gute Abwechslung.

Pro

  • sehr hochwertige Verarbeitung
  • eines der besten Displays auf dem Markt
  • schnelles Laden sowohl mit Kabel als auch kabellos
  • Haupt- und Ultraweitwinkel gefallen sehr
  • leistungsstarker Prozessor unter der Haube
  • übersichtliche und flüssige Software

Contra

  • veraltete Frontkamera
  • keine Speichererweiterung per MicroSD-Karte
  • mittelmäßige Telefotokamera und entbehrliche Monochromkamera

Mit * markierte Links sind Affiliate-Links. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

^