Fractal Design Terra im Test: Edles Mini-Gehäuse mit smartem Innenraum

Die perfekte Wahl für ein cleanes Setup?

Mit dem aus CNC-gefrästen Aluminiumkleid und einem Holzelement aus Walnuss eignet sich das Fractal Design Terra wunderbar für ein dezentes Setup. Aber sieht das Mini-Gehäuse einfach nur gut aus oder kann der „Flügeltürer“ mit verschiebbarem Mainboard-Tray auch in der Praxis überzeugen? Wir haben den Test für euch gemacht.

Das Fractal Terra wurde zur Computex 2023 in Taipei vorgestellt und ist seitdem in den drei Farben Jade (Grün), Silber sowie Graphite (Schwarz) verfügbar. Mit einem Preis ab 200 Euro ist das Mini-Gehäuse aber definitiv kein Schnapper. Dennoch: Trotz kompaktem Design hat Fractal ein paar praktische Funktionen unterbringen können, die vor allem für eine hohe Flexibilität sorgen.

Im Lieferumfang befinden sich eine Zubehörbox mit allen wichtigen Schrauben, drei Klettbändern sowie einem Mikrofaser-Reinigungstuch. Dazu gibt es eine gut bebilderte Bedienungsanleitung, die ihr hier auch digital öffnen könnt. Im Inneren befindet sich zudem ein vormontiertes PCIe 4.0 Riser-Kabel.

Design & Verarbeitung

Fractal Design hat besonders im letzten Jahr so richtig aufgedreht und einige, neue Gehäuse an den Start gebracht. Ein Highlight ist da ganz klar das North mit eleganter Holzfront, welches besonders in Weiß wirklich schick aussieht. Auch das neue Terra setzt auf Echtholz, in diesem Fall dunkles Walnuss – das besonders gut zur grünen Variante passt. Dort findet ihr dann auch den Powerbutton sowie zwei USB-Anschlüsse.

Generell gefällt uns der Look des Fractal Terra außerordentlich gut. Die minimalistische Linienführung sorgt für einen schlichten, aber eleganten Look. Damit eignet sich das Terra auch eher für dezente Setups, wo nicht direkt die volle RGB-Party abgeht – außer ihr wünscht überall bunte Beleuchtung, dann geht das natürlich auch.

Das Äußere ist komplett aus eloxiertem Aluminium gefertigt, im Inneren steckt hingegen schwarz lackierter Stahl. Die Verarbeitung ist erste Sahne, da gibt es rein gar nichts zu meckern. Alle Elemente sind hochwertig verarbeitet, die Metallteile haben keine scharfen Kanten und auch die Spaltmaße passen. Zudem sind alle Elemente verschraubt, was bei Bedarf den Austausch erleichtert. Das Terra gehört definitiv zu den edelsten Mini-ITX-Cases auf dem Markt.

Video-Test: Fractal Design Terra

Innenraum

Doch nicht nur das: Es gehört vermutlich auch zu den cleversten Modellen, denn um in den Innenraum zu kommen, zieht ihr einfach den Deckel an der Kunstlederlasche (übrigens auch ein nettes Detail) nach hinten, legt ihn beiseite und macht die beiden Flügeltüren auf. So sieht das Terra dann ein wenig aus wie ein imperiales Shuttle aus Star Wars, auch wenn es in Jade farblich eher zu Boba Fett passen würde.

Das Ziel bei Small Form Factor Gehäusen ist ja immer: Möglichst viel Leistung auf so wenig Platz wie möglich unterbringen. Und da spielt das Terra durchaus in hart umkämpften Markt. Konkurrenten sind da z.B. die DAN Cases, aber auch ein Cooler Master NR200P oder ein Sunny Side Up Design Meshlicious.

Das Fractal Terra bietet etwas mehr als 10 Liter Volumen und kann neben einem Mini-ITX-Mainboard und einem SFX- oder SFX-L-Netzteil auch eine Grafikkarte mit bis zu 322 mm Länge aufnehmen. Der Clou: Fractal hat dem Case einen verschiebbaren Mainboard-Tray spendiert. Ihr könnt die Halterung um 30 mm versetzen und da Platz schaffen, wo er gebraucht wird – je nachdem, ob ihr eine dicke Grafikkarte oder einen dicken Kühler einbauen wollt.

Ein paar Daten:

Die vier Schrauben für die Verstellung sind ab Werk mit knallorangenen Transportsicherungen versehen, die ihr erst lösen müsst. Eigentlich schade, denn der bunte Akzent passt ganz gut zum restlichen Style. Und falls ihr das Terra mal mitnehmen wollt, lassen sich die beiden Seitenteile mit Schrauben sichern. Darüber hinaus gibt es zum Diebstahlschutz noch einen Slot für ein Sicherheitsschloss auf der Rückseite.

Durch die verschiebbare Halterung gibt es mehrere Größenangaben, die im Handbuch sehr übersichtlich erklärt werden. So kann der CPU-Kühler zum Beispiel maximal 48 bis 77 mm hoch sein. Die Grafikkarte darf hingegen bis zu 322 mm lang, 72 mm dick und 131 mm breit sein. Allerdings kann sie auch maximal 145 mm breit sein, was jedoch die maximale Dicke verringert, da hier die Seitenteilscharniere im Weg sind.

Selbst eine 4090 Founders Edition passt rein!

Effektiv bedeutet das: Selbst eine RTX 4090 Founders Edition mit 3-Slot-Design passt in das Terra, nur die oftmals größeren Custom-Modelle eben nicht. Was genau hineinpasst, solltet ihr vor dem Kauf nochmal selbst checken und eine geeignete Kombination aus CPU sowie GPU wählen.

Das Netzteil darf übrigens bis zu 130 mm lang sein. Mit den beiliegenden Abstandshaltern lässt sich dieses dann für eine bessere GPU-Kühlung noch etwas nach außen setzen. Für Speicher gibt es zwei Plätze für 2,5 Zoll Laufwerke. Eine SSD könnt ihr hinter der Front ganz easy mit den Klettbändern installieren, eine weitere lässt sich per Halterung auf dem Boden platzieren. Beide nehmen jedoch auch Platz für GPU und Kabelmanagement weg.

Kühlung

Bei solch einem kompakten Format ist natürlich auch die Kühlung wichtig. Zwar gibt es keine vorinstallierten Lüfter im Terra, doch dafür bieten Seitenteile, Boden und Deckel viele Lüftungsschlitze für möglichst viel Airflow. Beachtet aber, dass hier keine Staubfilter vorhanden sind. So müsst ihr das Innenleben zwar etwas öfter reinigen, doch ein Filter würde den Airflow auch etwas abschwächen.

Wer ein kompaktes SFX-Netzteil eingebaut, kann optional einen 120 mm Lüfter auf dem Boden installieren. Wobei hier schon etwas fraglich ist, wie gut ein Lüfter dort seinen Airflow – so ganz eingequetscht – entfalten würde. Allerdings gibt es auch vier Montagelöcher unter dem Mainboard. Bedeutet: So rein theoretisch könntet ihr hier unter dem Boden einen Slim-Lüfter (z.B. von Arctic den P12 Slim) installieren, der für zusätzlichen Durchzug sorgt. An sich sind 20 mm Platz vorhanden, ein 15 mm dicker 120 mm Lüfter könnte also passen (auch wenn das von Fractal so vielleicht nicht vorgesehen ist).

Wer statt einem Luftkühler lieber eine Wasserkühlung verwenden möchte, kann diese mit einem max. 120 m großen Radiator hinter dem Netzteil installieren – sofern die GPU max. 200 mm lang ist und keine SSDs verbaut sind.

Hardware-Einbau

Für den Praxischeck haben wir ein Testsystem mit einem Intel Core i7-13700K und einer Asus TUF RTX 4070 Ti in das Terra eingebaut. Als Platine kommt ein B760-I Gaming von Asus ROG zum Einsatz, auf dem noch 32 GB Kingston Fury Renegade RGB DDR5-6000 und eine Samsung 990 Pro 2 TB SSD sitzen. Für die Stromversorgung ist ein Asus ROG Loki Platinum mit 850W verantwortlich. Gekühlt wird die CPU vom be quiet Pure Rock LP.

Durch das offene Design und die abnehmbaren Elemente ließ sich die Hardware wirklich angenehm einsetzen. Das Handbuch erklärt alle wichtigen Schritte und ist dahingehend auch super bebildert. Natürlich ist besonders das Kabelmanagement bei so wenig Platz eine Herausforderung, weswegen ihr hier vermutlich etwas mehr Zeit investieren müsst. Am Ende hat aber alles wunderbar geklappt.

Eine Empfehlung: Nutzt die beiliegenden Klettbänder, um mehrere Stränge ordentlich bündeln zu können. Der Boden lässt sich zudem perfekt zum Befestigen nutzen. Führt aber keine Kabel durch den Tray zwischen Mainboard und Netzteil, da die Grafikkarte – besonders wenn eine Backplate vorhanden ist – nicht richtig hereinpasst.Apropos Grafikkarte, hier könnt ihr die gesamte Halterung super einfach herausnehmen, die GPU darauf installieren, und dann beides zusammen im Terra installieren.

Temperaturen & Lautstärke

Für die Temperaturmessungen haben wir den Adaptive Boost des Core i7-13700K, der mit bis zu 253 Watt Maximum Turbo Power nicht unbedingt die perfekte Chip für das Terra ist, auf ein 90 °C Limit gesetzt. Im Leerlauf pendeln sich CPU und GPU bei 40 – 45 °C ein. Während die Grafikkarte ihre Lüfter ausgeschaltet hat, dreht der CPU-Kühler mit ruhigen 1.000 bis 1.200 rpm.

Bei einem 10-minütigen Durchlauf vom Cinebench R23 erreicht die CPU zwar 90 Grad Celsius, was zu erwarten war, taktet jedoch durchschnittlich mit 4,0 GHz auf den P-Kernen und verbraucht dabei durchschnittlich 115 Watt. Obwohl der CPU-Kühler dabei mit knackigen 2.500 rpm läuft, ist das System vergleichsweise leise.

Etwas stärker macht sich der Rechner dann im 30-minütigen Stresstest mit Prime95 und Furmark bemerkbar. Die CPU erreicht erneut 90 Grad Celsius und taktet mit durchschnittlich 3,5 GHz auf den P-Kernen etwas geringer, doch die Grafikkarte behält mit maximal 56 °C bei 1.000 rpm Lüfterdrehzahl einen deutlich kühleren Kopf.

Selbst beim Daddeln von Cyberpunk 2077 in 4K-Auflösung mit Raytracing Ultra Profil, DLSS 3.0 und Frame Generation wird die 4070 Ti maximal 66 Grad Celsius warm und ermöglicht durchschnittlich 97 FPS – Zocken geht also wunderbar mit dem Terra.

Aufgepasst: Das Alu wird warm!

Insgesamt scheint das Kühlkonzept aufzugehen! Frischluft wird von den Seiten angesogen und dann erwärmt nach oben rausgepustet. Das Terra ist daher auch für kompakte Powerhouse-Systeme geeignet, sowohl zum Zocken als auch für kreative Tätigkeiten .. oder eben als schicker Alltagsrechner. Bedenkt aber, dass sich das Alu nach durch die warme Luft schnell aufheizt – also nach dem Zocken besser nicht anfassen.

Die Lautstärke ging in unserem Fall vollkommen in Ordnung, auch wenn das Terra nun mal ein sehr offenes Gehäuse ist. Am Ende kommt es aber, wie auch bei den Temperaturen, darauf an, was für Hardware ihr verbaut habt und welche Lüfter dabei zum Einsatz kommen.

Fazit

Das Fractal Design Terra ist perfekt für alle, die keinen dicken, fetten Rechner auf dem Tisch stehen haben wollen und eher ein schön kleines, kompaktes Gehäuse suchen, das dennoch leistungsstarke Hardware aufnehmen kann.

Euch erwartet nicht nur ein sehr hochwertiges Design mit schickem Echtholz in der Front, sondern auch eine verschiebbare Hardware-Halterung, mit der ihr das System perfekt auf die von euch gewählte Hardware anpassen könnt. Ein PCIe 4.0 Riser ist direkt inkludiert, auch Klettbänder zum Kabelmanagement sind mit dabei. Nur Staubfilter fehlen, was unserer Meinung nach aber zu verschmerzen ist.

Temperaturen und Lautstärke sind Formfaktor-bedingt natürlich nicht super, besonders in Kombination mit hitzköpfiger Hardware, doch durch die sehr luftigen Elemente bekommt vor allem die Grafikkarte viel Frischluft. Optional lässt sich sogar ein Lüfter oder eine 120er-Wasserkühlung installieren.

Mit einem Preis von knapp 200 Euro (179,99 US-Dollar) ist das Fractal Terra definitiv kein Schnapper, ist für uns diesen Preis aber wert. Klar, es gibt deutlich günstigere Konkurrenz, die bieten dann aber nicht immer einen inkludierten Riser, sind womöglich nicht ganz so hochwertig und haben vermutlich auch nicht den verstellbaren Mainboard-Tray.

Gehäuse
Allround-PC.com Award
07/2023
Fractal Design Terra
Empfehlung

Pro

  • edles Design mit hochwertiger Verarbeitung
  • hohe Flexiblität durch verstellbaren MB-Tray
  • gutes Kabelmanagement möglich (mit Geduld)
  • Platz für 120er Lüfter und AiO-Wakü
  • kann auch größere Grafikkarten aufnehmen
  • PCIe 4.0 Riser inkludiert
  • modernes Frontpanel

Contra

  • (keine Staubfilter)
  • Lüfter nur in Verbindung mit kurzem Netzteil möglich
  • akkurate Hardware-Wahl vor Kauf notwendig

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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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