Asus ROG Strix Scope II 96 Wireless im Test: Kabellos, Hot-Swappable, Perfekt?

Anpassbare mechanische Tastatur im 96-Prozent-Format

So groß wie eine TKL, so viele Funktionen wie eine Fullsize: Das verspricht die Asus ROG Strix Scope II 96 Wireless, eine kabellose Gaming-Tastatur mit austauschbaren und vorgeschmierten Schaltern und vielen weiteren Funktionen, die wir nicht mehr missen wollen.

Als einer der ersten großen Hersteller hatte sich Asus mit der ROG Azoth einen Versuch gewagt, eine hochgradig anpassbare Tastatur mit Custom-Keyboard-Elementen für den Mainstream-Markt zu entwickeln. Die Azoth ist, wie die meisten ihrer DYI-Vorbilder,
kompakt und verwendet vorgeschmierte, austauschbare Tastenschalter, verzichtet dabei aber nicht auf Premium-Spielereien wie ein kleines LED-Display. Zudem ist sie mit 300 Euro UVP für das Mainstream-Segment äußerst teuer geraten.

Mit der ROG Strix Scope II 96 Wireless startet Asus einen weiteren Anlauf, mit knapp 200 Euro wird es diesmal sogar etwas günstiger. Auch die Scope II ist kabellos nutzbar und legt besonderen Fokus auf das Schreibgefühl. Neben geschmierten und gedämpften Hot-Swap-Schaltern ist jedoch vor allem die Form interessant, denn Asus versucht einen platzsparenden Spagat zwischen TKL und Fullsize. Auch die verbauten ROG NX Snow-Schalter feiern Premiere in der Scope II 96.

Design & Verarbeitung

Ich persönlich habe mit der Asus ROG Strix Scope II 96 Wireless mein nahezu perfektes Tastaturen-Format gefunden: Die superkompakten Modelle in 60-Prozent-Format und Co. sehen zwar schicker auf dem Schreibtisch aus als wuchtige Fullsize-Modelle, umständliche Doppelbelegungen gestrichener Tasten sowie das fehlende NumPad sind mir im Alltag jedoch ein Dorn im Auge. Das 96-Prozent-Format kombiniert ein großes Tastenfeld samt eingerücktem Ziffernblock, ohne die unterschiedlichen Tastenblöcke zu eng zusammenzuschieben.

Die üblicherweise breitere Num-Taste schrumpft und macht Platz für die Pfeiltasten, die im Gegensatz zu vielen kompakten Tastaturen einen kleinen Abstand zu den übrigen Tasten behalten. Vier Tasten des Sechserblocks sind ebenfalls noch am oberen Ende des Tastenfelds untergebracht. Beim Schreiben im Alltag und auch im Spiel ist mir das Layout zu keinem Zeitpunkt unvollständig oder unpraktisch vorgekommen.

Mit einer Breite von 377 Millimetern nimmt sie auf dem Schreibtisch kaum mehr Platz ein, als eine klassische TKL-Tastatur ohne Ziffernblock. Auch die sonstigen Abmessungen begünstigen einen aufgeräumten Arbeitsplatz, lassen sich aber bei Bedarf mit einer breiten und sehr komfortablen, magnetischen Handballenauflage erweitern.

Kompakt wie eine TenKeyLess-Tastatur, aber mit NumPad

Zum weiteren Lieferumfang gehören das USB-C-Ladekabel, eine alternative, durchscheinende ABS-Leertaste, ein Tool zum Entfernen von Tastenkappen und -schaltern, der „Omni-Receiver“ für kabellose Funkverbindungen sowie ein Adapter, mit der sich letzterer am USB-Kabel nutzen und ans Mauspad klemmen lässt. Wird der Funkempfänger nicht benötigt, kann er in einem magnetischen Fach am Kopfende der Tastatur verstaut werden.

Die ROG Strix Scope II 96 ist wahlweise mit PBT-Doubleshot-Tastenkappen oder ABS-Kappen mit einer UV-Beschichtung erhältlich, die glänzende Abnutzungserscheinungen verhindern soll. Auf den Schaltern unseres Testmodells saßen die rauen PBT-Varianten, die ein wenig LED-Leuchtkraft gegen ein deutlich hochwertigeres Tippgefühl eintauschen. Die RGB-Beleuchtung ist in den Abendstunden dennoch mehr als ausreichend hell, um ein schickes Lichtspiel abzugeben. In der Software oder per Tastenkombination können die Leuchteffekte umfangreich angepasst werden.

Die Helligkeit der Tastenbeleuchtung kann auch über das Multifunktionsrad in der rechten oberen Ecke angepasst werden. Denn dieses erfüllt nicht nur die Funktion eines klassischen Lautstärkerads samt Stummschalttaste, sondern kann auch zum Durchschalten von Songs und Pausieren der Wiedergabe oder für eigens festgelegte Funktionen genutzt werden. Die zusätzliche Taste mit beleuchtetem ROG-Logo dient zum Durchschalten der Funktionen, die durch Auf- und Abrollen sowie Eindrücken des Rads ausgelöst werden. Die Beleuchtung der Taste kann optional auf kritischen Akkustand hinweisen.

Viele Tasten wurden mit seitlichen Beschriftungen für Doppelbelegungen versehen, durch das ausgedehnte 96-Prozent-Format wirkt das Tastenfeld dabei aber nicht überladen. Über die Funktionstasten (F1-F12) verteilen sich alternative Tastenkürzel für die Mediensteuerung, die Tasten F1-F5 dienen als Hotkeys für die Xbox Game Bar und insbesondere deren Aufnahmefunktionen im Spiel.

Von den Tastenkappen über das Gehäuse mit einer Metall-Oberplatte bis hin zu den Extra-Elementen wie dem Multifunktionsrad sind alle Komponenten der ROG Strix Scope II sauber verarbeitet und geben einen rundum sehr hochwertigen Eindruck ab.

Tastenschalter

Neben dem unkonventionellen Formfaktor liegt eine große Besonderheit der ROG Strix Scope II 96 Wireless auch in den anpassbaren Tasten. Tastenkappen und -schalter sind mit dem erwähnten Tool schnell entfernt und können durch beliebige Alternativen von Drittanbietern ausgetauscht werden, falls die verbauten Modelle nicht ganz den eigenen Geschmack treffen. Zu beachten ist hierbei die North-Facing LED am oberen Schalterende, durch die die Wahl alternativer Tastenkappen ein wenig eingeschränkt wird. Das PCB unterstützt sowohl 3-Pin- als auch 5-Pin-Schalter, womit euch beliebige Schaltertypen offenstehen.

Ab Werk wird auf den hauseigenen ROG NX Snow oder NX Storm Schaltern getippt, die jeweils vorgeschmiert sind und zusammen mit der Tastatur erst zur Computex 2023 vorgestellt worden. Bei den NX Snow in unserem Testmodell handelt es sich um lineare mechanische Schalter, die NX Storm verwenden eine taktile Schaltcharakteristk mit clicky Feedback. Die benötigte Betätigungskraft der NX Snow liegt bei 45 gf (gram-force) und damit in etwa gleichauf mit den Cherry MX Red, dem wohl häufigsten linearen Schalter dieser Art. Vorlauf- und Gesamtweg fallen mit 1,8 mm und 3,6 mm minimal kürzer aus, dafür muss ein leicht stärkerer Anfangswiderstand beim Drücken der Taste überwunden werden. Das Resultat sind sehr schnelle Anschläge mit wenig Potenzial für versehentliche Tasteneingaben.

Präzise Anschläge garantieren zudem Stabilisatoren unter den längeren Tasten sowie die Box-Struktur der Schalter, die auch beim Drücken des Kappenrandes für eine gleichmäßige Tastenführung sorgen. Stabilisatoren und Schalter sind bereits ab Werk mit Schmiermittel versehen, um ein weicheres, reibungsloses Tippgefühl ohne kratzigen Klang zu garantieren. Zumindest bei unserem Testmodell hat Asus beim Vorschmieren einen ausreichend guten Job gemacht, auch wenn einige Tasten beim Schmieren etwas weniger Liebe als andere erfahren haben und beim genauen Hinhören leicht kratzen. Zusätzliches Schmiermittel zum Nachbessern wie im hochwertigen Lube-Kit der ROG Azoth liegt dem Lieferumfang der ROG Strix Scope II 96 Wireless nicht bei, wer sich wirklich daran stört, hat entsprechende Ausrüstung aber wahrscheinlich ohnehin zu Hause.

Anders als die hellen ROG NX-Schalter der ROG Azoth klingen die NX Snow beim Anschlag dumpf und eher „thocky“, wie es im Fachjargon der Enthusiasten heißt und sehr geschätzt wird. Unter unseren Redakteuren gehen die Meinungen über den besseren Klang weit auseinander – dass sowohl Azoth als auch Scope II besser klingen als die durchschnittliche Gaming-Tastatur für 70 Euro, steht jedoch außer Frage. An dem tieferen Tastenklang hat auch eine Dämmmatte ihren Anteil, die unter jedem Schalter mit zusätzlichen, dünneren Pads versehen ist, um Tastenanschläge weiter zu dämpfen.

Verbindungsmodi, Akkulaufzeit und Software

Die ROG Strix Scope II 96 Wireless lässt sich per derzeit dank Tri-Mode-Konnektivität auf drei Weisen verbinden: Kabellos per Bluetooth oder 2,4-GHz-Wireless-Dongle sowie klassisch per USB-C-Kabel, mit dem die Tastatur auch geladen wird. Der „Omni Receiver“ getaufte Wireless-Dongle kann zur gleichzeitigen Verbindung einer Maus und Tastatur über einen USB-Empfänger genutzt werden. Zum Testzeitpunkt ist die ROG Harpe Ace Gaming-Maus das einzig andere Asus-Produkt, das diese Funktion unterstützt. Nach einer unkomplizierten Kopplung funktionierten beide Geräte problemlos über einen einzelnen Dongle.

Asus gibt die kabellose Akkulaufzeit per Funkverbindung mit sage und schreibe 1.500 Stunden an – solange die LED-Beleuchtung ausgeschaltet ist. Bei eingeschalteter RGB-Kirmes fällt die Laufzeit stark ab, die versprochenen 90 Stunden sind jedoch immer noch ein guter Wert. In unserem Test konnten wir diesen durch den anpassbaren Energiesparmodus, bei dem die Beleuchtung nach einer bestimmten Zeit in Minuten ohne Eingabe heruntergefahren wird, deutlich ausreizen und hatten nach knapp einer Woche beim Arbeiten und Zocken nicht einmal die Hälfte des Akkus verbraucht.

Den Akkustand können wir mittels Tastenkombination als Leuchteffekt oder in der Armoury Crate Software einsehen, die auch die erwähnten Energiesparoptionen bietet. Neben den üblichen Einstellungen ist die Software vollgestopft mit vielen Extrafunktionen wie einem „Virtual Pet“, die vom Durchschnittsnutzer nach einem Update der Firmware getrost ignoriert werden können. Diese und weitere relevante Funktionen, darunter beispielsweise die umfangreiche Anpassung der Beleuchtung oder die Einrichtung des Omni Receivers sind dafür schnell gefunden und die Software funktionierte bei unserem Test fehlerfrei.

Fazit

Die Asus ROG Strix Scope II 96 Wireless erreicht zwar nicht den utopischen Preis einer ROG Azoth, ist mit rund 200 Euro UVP jedoch ebenfalls keineswegs günstig. Das unkonventionelle 96-Prozent-Format und der Tastenklang sind eine Frage des persönlichen Geschmacks, stellt jedoch eine hervorragende Lösung für ein kompaktes Format ohne Verzicht auf den NumBlock dar.

Bastler haben an der Scope II mit ihrem Hot-Swap-PCB und 3-Pin-Unterstützung ihre Freude, wobei die Wahl der Tastenkappen wieder von North-Facing LEDs eingeschränkt wird. Mit den hochwertigen Standard-PBT-Kappen, vorgeschmierten Schaltern und Dämmmatten sind für ein gutes Tippgefühl allerdings auch keine Anpassungen zwingend nötig.

Mit dem gelungenen Multifunktionsrad und der Tri-Mode-Konnektivität schießt auch dieses Modell von Asus wieder über das Ziel von Puristen hinaus. Wer jedoch gegen Aufpreis absolute Kabelfreiheit schätzt, kommt mit sehr guten Akkulaufzeiten und -managementmöglichkeiten voll auf seine Kosten – das Ladekabel wird höchstens alle paar Wochen benötigt.

Keyboards
Allround-PC.com Award
08/2023
Asus ROG Strix Scope II 96 Wireless
Empfehlung

Pro

  • platzsparend ohne größere Funktionseinbußen
  • vorgeschmierte Schalter und Stabilisatoren
  • sehr gute NX Snow-Schalter
  • komfortable Handballenauflage
  • Lange Akkulaufzeit
  • praktisches Multifunktionsrad

Contra

  • North-Facing LEDs
Allround-PC Preisvergleich

Beitrag erstmals veröffentlicht am 03.08.2023

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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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