Test: Xiaomi Mi 8

Highend-Hardware zum kleinen Preis - geht das wirklich?

Wird in Deutschland nach Smartphone-Herstellern aus Fernost gefragt, ertönen Namen wie Samsung, Huawei oder auch LG. Wer dabei oft vergessen wird, eigentlich zu Unrecht, ist Xiaomi! Denn der hier eher noch unbekannte Hersteller wird immer beliebter, besonders durch preiswerte Geräte mit Highend-Ausstattung. Ein Kandidat ist da das neue Xiaomi Mi 8, ausgestattet mit einem Qualcomm Snapdragon 845, Notch-Display, Dual-Kamera und vielem Mehr. Doch kann das Smartphone überzeugen?

Übersicht

Aktuell ist das Xiaomi Mi 8 in Deutschland nicht direkt über den Hersteller zu bekommen, das klappt nur über Umwege wie beispielsweise Tradingshenzhen.com. Zwar gibt es wohl Planungen seitens Xiaomi in Europa stärker Fuß zu fassen, bis nach Deutschland hat es der chinesische Hersteller aber bis jetzt noch nicht geschafft. Auch deswegen ist unser Gerät nur mit englischer Sprache ausgestattet, Deutsch kann nur über Umwege installiert werden. Nichts desto trotz, das Mi 8 ist ein Highend-Gerät zum Preis von unter 500€! Was hat es also zu bieten?

Lieferumfang

Design & Verarbeitung

Das Xiaomi Mi 8 ist aus einem Aluminium-Chassis gefertigt, das auf der Vorder- und Rückseite mit Glas bedeckt ist. Besonders auf der Rückseite wirkt das schwarz glänzende Design sehr ansprechend. Auch wenn Xiaomi auf einen Look zurückgreift, der vielleicht nicht mehr ganz einzigartig ist, so hat das Mi 8 dennoch seinen eigenen Charme. Die Seiten sind leicht abgerundet, das Gerät liegt also gut in der Hand. Durch die glatte Rückseite rutscht es jedoch gerade bei schwitzigen Händen sehr schnell aus den Fingern. Sehr praktisch ist dagegen eine dünne Silikon-Hülle, die bereits im Lieferumfang enthalten ist – vorbildlich! Alles in Allem eine hochwertige Verarbeitung, die sich in keinster Weise vor der Konkurrenz verstecken muss.

 

Das grundlegende Design ist sehr klassisch gehalten, Xiaomi verzichtet beispielsweise auf einen vierten Button für einen Sprachassistenten. Auch beim Trend den Klinkenanschluss zu streichen, gehen die Chinesen mit. Allerdings mit an Bord ist ein Fingerprintsensor, der auf der Rückseite mittig platziert wurde. Sehr praktisch ist zudem der Dual-Sim Slot, Nutzer können also zwei Sim-Karten gleichzeitig nutzen. Diese Funktion ist besonders in China beliebt und schwappt nun auch immer häufiger zu uns, Geräte von Huawei wie das P20 Pro beispielsweise haben den Dual-Sim Support schon seit Längerem.

Auf der Unterseite zeigt sich ein USB Typ-C Anschluss und ein Lautsprecher, der sich hinter dem „gepunkteten Grill“ versteckt. Klangtechnisch ist da nichts Besonderes festzustellen, die Qualität liegt aber auf einem guten Niveau. Schade ist nur, dass der frontseitige, kleine Lautsprecher nicht für einen Stereo-Sound genutzt wird. Der USB Typ-C Port ist leider nicht sehr leistungsfähig, hier sind maximal ca. 36 MB/s im Schreiben und Lesen möglich. Neben dem USB-Kabel im Lieferumfang haben wir den Geschwindigkeitstest auch mit einem hochwertigen Anker Kabel durchgeführt, leider aber ohne ein besseres Ergebnis wie es sonst häufiger der Fall war.

Technik & Performance

Auf der Front erstrahlt ein 6,21 Zoll großes Super AMOLED-Display mit einer Auflösung von 2248 x 1080 Pixeln, somit werden knapp 402 ppi erreicht. An die Schärfe eines Samsung Galaxy S9+ kommt das Mi 8 nicht heran, das fällt aber selbst bei genauem Hinsehen kaum auf. Im Alltag kann das Panel jedoch mit einer hohen Helligkeit und knackigen Farben, wie man es von OLEDs kennt, punkten. Mit einem „X-rite i1“ Display-Profiler konnten wir eine maximale Helligkeit von ca. 390 cd/m² messen.

Sehr auffällig ist die vergleichsweise breite Notch am oberen Rand, diese hat jedoch aufgrund der Infrarot-Gesichtserkennung durchaus seine Daseins-Berechtigung. Xiaomi setzt dabei auf ein System mit Infrarot-Sender und -Empfänger, wodurch der Nutzer auch bei Dunkelheit erkannt werden soll. Wir können bestätigen: das System erkennt das Gesicht selbst bei kompletter Dunkelheit und entsperrt das Mi 8.

Im Inneren werkelt ein Qualcomm Snapdragon 845 SoC zusammen mit 6 GB Arbeitsspeicher und einer Adreno 630 Grafikeinheit. Xiaomi verbaut also die aktuellste Hardware, die sich sonst auch in anderen Highend-Geräten wie dem LG G7 ThinQ wiederfindet. Im Alltag spiegelt sich das in einer flüssigen Bedienung und einem schnellen Multitasking wieder. Der interne Speicher beläuft sich auf 128 GB, darüber hinaus gibt es noch zwei Varianten mit 64 GB oder 256 GB Kapazität. Einen Slot zur Speichererweiterung mit einer MicroSD-Karte gibt es leider nicht. Der fest verbaute Akku bietet 3.400 mAh und wird durch Quick Charge 4.0+ wieder aufgeladen. Das Xiaomi Mi 8 ist eins der ersten Smartphones, die diesen Standard bekommen haben. Durch 5V/3A, 9V/2A & 12V/1.5A sind bis zu 18W Leistung möglich, so Xiaomi. Schade nur, dass der mitgelieferte Lade-Adapter nur Quick Charge 3.0 unterstützt.

Einen Tag mit dem Xiaomi Mi 8 als „Heavy User“, bedeutet also erhöhte Nutzung (Social Media, Fotos knipsen, Maps mit aktiviertem GPS etc.), kommt der Nutzer gut durch. Am Abend hatten wir meist noch ca. 15-20% Akku, das Phone haben wir dann am nächsten Morgen mit Schnell-Ladetechnik wieder voll geladen. Bei moderater Nutzung kommt das Mi 8 sicherlich auch länger aus, 1,5-2 Tage sollten möglich sein. Das Quick Charging bringt das Gerät schon in kurzer Zeit auf eine beachtliche Akkuladung, bei 100% ist das Xiaomi Mi 8 in 90 Minuten.

Software

Beim Betriebssystem setzt Xiaomi auf Android 8.1.0 Oreo, das mit der MIUI eine Xiaomi-eigene Oberfläche erhalten hat. Neben ein paar vorinstallierten Apps aus dem „Mi-Universum“ wie das „Mi Wallet“ oder die Smart Home App „Mi Home“, gibt es leider auch eine gewisse Anzahl an vorinstallierten Apps, die nicht von Xiaomi kommen. Diese können aber bei Bedarf ganz leicht deinstalliert werden. Da das Gerät aktuell noch nicht offiziell in Deutschland erhältlich ist, gibt es das Xiaomi Mi 8 bisher nur mit einer englischen Android-Version, die deutsche Sprache kann nur über Umwege installiert werden. Zudem ist ab Werk keine App von Google Play installiert, diese müssen manuell über die „.apk“-Datei installiert werden. Anschließend kann der Nutzer sich auch mit seinem Google Konto anmelden, Apps aus dem Play Store herunterladen und die Google Dienste nutzen.

Die aktuelle Version von MIUI ist 9.5, Xiaomi hat aber bereits ein Update auf Version 10.0 angekündigt. Das Update fokussiert sich besonders auf eine „Full Screen Experience“, also die Nutzung eines Smartphones mit randlosem Bildschirm. Neben einem minimalistischeren Design setzt Xiaomi dabei auch auf die Gestenbedienung, wie sie von Google auf der diesjährigen I/O vorgestellt wurde. Also die Bedienung ohne die Buttons auf der unteren Seite, wie es das Apple iPhone X schon nutzt.

Kamera

Natürlich sehr wichtig: die Kamera! Xiaomi setzt beim Mi 8 auf ein Dual-Setup bestehend aus einem 12 MP Sensor mit f/1.8 Blende sowie einem 12 MP Sensor mit f/2.4 Blende. Mit an Bord sind zudem ein 4-Achsen-Stabilisator (OIS), Dual Pixel PDAF und ein 2x optischer Zoom. Hardwareseitig integriert Xiaomi einen Sony IMX363 Sensor sowie den Samsung SK53M3 Sensor. Sowohl Sony Exmor als auch Samsung ISOCELL Sensoren sind sehr beliebte, aber auch sehr hochwertige Kamera-Sensoren, das spiegelt sich auch in unseren Erfahrungen mit dem Xiaomi Mi 8 wieder. Auf der Front setzt Xiaomi auf eine 20 MP Kamera mit f/2.0 Blende.

Das Xiaomi Mi8 bietet neben einem Automatikmodus auch einen manuellen Modus, mit dem der Nutzer neben Weißabgleich beispielsweise auch die Belichtungszeit oder den ISO-Wert. anpassen kann. Darüber hinaus gibt es Modi wie Panorama, Square, Tilt-Shift oder Beautify. Auch HDR ist mit an Bord, der Nutzer kann dabei zwischen „Auto“, „On“ oder „Off“ wählen. Auch eine Timer-Funktion ist immer verfügbar. Dem Trend folgend hat auch das Mi 8 eine AI-Erkennung integriert. Die Software soll dabei bis zu 206 verschiedene Objekte oder Szenen erkennen können. Im Vergleich zu anderen Geräten muss dieser Modus jedoch manuell aktiviert werden, erst dann verändert sich das Bild im Kontrast, den Farben oder der Helligkeit. Und als wäre das nicht genug, hat Xiaomi noch einen professionellen Portrait-Modus implementiert, der eine Belichtung in sieben Arten zulässt. Alles in Allem eine Kamera, die softwareseitig breit bestückt ist und für viel Kreativität sorgen kann.

Im DxO-Mark erreicht das Xiaomi Mi 8 einen Gesamtwert von 99 Punkten und liegt somit in den Top 5 der aktuellen Smartphones. Der Benchmark wertet das Gerät auf einem selben Level wie das Samsung Galaxy S9+, sehr beachtlich! Im expliziten Fototest zieht es sogar mit 105 Punkten am S9 Plus vorbei. Auch in unseren Erfahrungen können wir sagen: die Dual-Kamera hat ordentlich was zu bieten, besonders bei Fotos. Die Ergebnisse (hier auf Full HD-Auflösung reduziert) sind scharf, bieten natürliche Farben und einen guten Kontrast. Die Kamera fokussiert schnell und lässt auch nachträglich einen manuellen Fokuspunkt inkl. Belichtungskorrektur zu. Nicht nur bei der Software, auch hardwareseitig kann sich das Xiaomi Mi 8 durchaus mit der Highend-Konkurrenz messen. Hier unsere Ergebnisse:

Für Videoaufnahmen bietet das Xiaomi eine maximale Auflösung von UHD 4K mit 30 FPS. Für Slowmotion-Aufnahmen bietet das Mi 8 im HFR-Modus bis zu Full HD 1080p mit 240 fps an, darüber hinaus kann der Nutzer den Grad der Verlangsamung von 2X (0,06 sek) bis zu 1800X (60 sek) einstellen. Der eingebaute Bildstabilisator ist bei jeder Auflösung aktiv, zeigt sich aber erst wenn die Videoaufnahme gestartet wurde.

Für Deutschland geeignet?

Xiaomi wird in Deutschland immer beliebter und mittlerweile in immer mehr Shops angeboten. Mit der deutschen Sprache auf den Geräten ist das noch „so eine Sache“, aber das wird mit der Zeit auch angepasst. Viel wichtiger ist da die Unterstützung vom, in Deutschland so wichtigen, LTE-Band 20 auf der 800 MHz-Frequenz. Bis vor kurzem war das noch nicht integriert, steckt aber nun im Mi 8 drin. Das Gerät kann also problemlos hierzulande genutzt werden, natürlich hoffen wir aber, dass Xiaomi bald einen ersten Schritt in Deutschland wagt und seine Geräte offiziell anbieten wird.

Fazit

Wer das Xiaomi Mi 8 zum ersten Mal sieht, muss vermutlich an eine Kopie des Apple iPhone X denken. Zwar ist das Design sehr ähnlich, das Mi 8 muss sich aber keinesfalls als Kopie bezeichnen lassen. Denn neben ordentlich Leistung bietet das Smartphone auch gewisse Dinge, die das Mi 8 einzigartig erscheinen lassen. Ein Punkt ist da vor allem der Preis, der mit ca. 430 Euro unschlagbar gut ist. Denn das Xiaomi Mi 8 kommt mit einem Qualcomm Snapdragon 845, 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internem Speicher daher, sowas findet sich sonst nur bei Highend-Geräten ab 800 Euro wieder.
Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Kamera, das Dual-Setup, bestehend aus einem Sony Exmor und einem Samsung-Sensor, knipst wirklich gute Bilder. Im Automatikmodus sind die Ergebnisse stets scharf und bieten natürliche Farben. Etwas kreativer wird der Nutzer mit dem manuellen Modus, dem AI-Mode oder auch den weiteren Funktionen. Xiaomi hat die Kamera-Software mit ein paar spannenden Features ausgestattet! Im Low Light kann das Xiaomi Mi 8 mit einer guten Performance punkten. Die Bilder rauschen zwar leicht, wirken aber sehr hell und in Verbindung mit HDR sehr lebendig.
Im Alltag kann das Mi 8 mit einer flüssigen Bedienung punkten, die hauseigene MIUI-Oberfläche ist da aber eher Gewöhnungssache. Zwar ist das UI-Design sehr minimalistisch, besitzt aber beispielsweise keine Möglichkeit einen App-Drawer zu nutzen. Hier müsste der Nutzer ggf. eine zusätzliche Launcher-App installieren. Die Akkulaufzeit ist durch den 3.400 mAh Akku als gut zu bezeichnen, selbst mit häufiger Nutzung hält das Mi 8 einen Tag durch. Aufgeladen wird es dann mit Quick Charging und ist so in 90 Minuten wieder voll.
Preislich liegt das Xiaomi Mi 8, wie bereits erwähnt, bei ca. 440 Euro*, beispielsweise beim Onlineshop Tradingshenzhen.com (*zzgl. Einfuhrumsatzsteuer). Da das Gerät aber noch nicht offiziell in Deutschland erhältlich ist, kann der Preis schwanken. Für unter 500 Euro bekommt der Nutzer jedenfalls ein voll ausgestattetes Highend-Smartphone mit hoher Performance, einer leistungsfähigen Dual-Kamera und einem schicken Design!

Pro Contra
  • sehr hochwertiges Design mit Glas und Aluminium
  • noch keine Global ROM (mit deutscher Sprache)
  • scharfes OLED-Display mit knackigen Farben
  • leider nicht wasserdicht
  • sehr leistungsfähige Hardware
  • Ladeadapter nicht QC 4.0+ kompatibel
  • gute Akkulaufzeit + schnelles Quick Charging (4.0)

 

  • starke Dual-Kamera
 
  • schneller Fingerabdruck-Sensor + Gesichtserkennung
 
  • unglaubliche Preis-Leistung
 

 

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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

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