Mit der neuen SSD 990 EVO Serie bringt Samsung den Nachfolger seiner beliebten SSD 970 EVO auf den Markt. Die Besonderheit: Das Laufwerk wirbt erstmals mit Unterstützung für PCIe 5.0, dennoch liegen die Geschwindigkeitsangaben weit unter denen anderer Hersteller, was es damit auf sich hat, klären wir in diesem Test.
Überblick
Als Pionier in der SSD-Szene hat Samsung ohne Frage einen Ruf zu verteidigen. Um so verwunderlicher, dass die Südkoreaner bis jetzt kein Laufwerk mit PCIe 5.0-Anbindung im Programm hatten.
Mit der Samsung SSD 990 EVO Serie ändert sich dies ab sofort. Den Kennern unter euch fällt bestimmt sofort auf: ein neuer PCIe-Standard in einem Laufwerk der EVO-Familie? Genau so sieht es aus.
Währen die SSD 990 PRO derzeit weiterhin als reine PCIe-4.0-SSD ausgeliefert wird, macht Samsung bei seinem neuen Value-SSD-Riegel den Schritt auf PCIe 5.0 – aber auch nur so halb.
Die Samsung SSD 990 EVO kann nämlich wahlweise per PCIe 4.0 mit x4 oder aber mit PCIe 5.0 (x2) angebunden werden. Dabei sollten sich Interessenten durch die neue Gen-5-Verbindung jedoch nicht blenden lassen. Die SSD unterstützt zwar PCIe 5.0 ist in ihrer Leistung aber eher im Mittelfeld aktueller PCIe-4.0-Laufwerke einzuordnen.
Angeboten wird die SSD 990 EVO von Samsung erneut in zwei Kapazitätsstufen von 1 TB und 2 TB. Die SSD wird dabei ohne Kühleraufbau geliefert, im Gegensatz zur SSD 990 PRO wird die neue EVO-Serie auch nicht in einer Version mit Kühler angeboten. Für den folgenden Test haben wir das Modell mit 2 TB Speicherkapazität verwendet.
Preislich starten wir bei etwa 97 Euro für die 1 TB Variante, für 2 TB müsst ihr knapp 155 Euro ausgeben.
Samsung SSD 990 EVO
Bei der Samsung 990 EVO handelt es sich um eine PCIe 5.0 SSD, die für alltägliche Aufgaben mehr als schnell genug ist. Das M.2-Laufwerk kann wahlweise per PCIe 4.0 mit x4 oder aber mit PCIe 5.0 (x2) angebunden werden.
Samsung SSD 990 EVO: Das steckt drin
Die SSD 990 EVO ist klar als Nachfolger der beliebten SSD 970 EVO (Plus) Serie zu sehen, auch wenn sie durch ihre PCI-5.0-Kompatibilität unweigerlich in Konkurrenz mit der SSD 990 PRO tritt. Wer es ganz genau nimmt, muss in diese Betrachtung noch die SSD 980 Serie (ohne Zusatz) einbeziehen, die Samsung damals als Abstufung der SSD 980 PRO auf den Markt brachte.
Die Basis für die neue EVO-Generation bildet der Samsung Piccolo Controller, welcher Samsung-typisch aus eigener Entwicklung und Fertigung stammt. Gleiches gilt selbstverständlich für den NAND, welcher weiterhin im TLC-Verfahren angesprochen wird. Konkret handelt es sich um die überarbeitete, sechste Generation von Samsungs V-NAND mit 133 Layern.
Auf einen dedizierten DRAM-Cache muss die neue SSD 990 EVO verzichten und setzt stattdessen auf HMB (Host Memory Buffer). Dabei wird ein kleiner Teil (ca. 64 MB) des Arbeitsspeichers des Rechners für die erste Cachestufe verwendet. Dieses Ausstattungsmerkmal teilt sich die SSD 990 EVO somit mit der SSD 980 Serie.
Natürlich kommt durch den TLC-Speicher auch Samsungs SLC-Caching auf NAND-Level zum Einsatz, welches unter dem Namen Turbo Write bekannt geworden ist.
Bei der Lebenserwartung des V-NANDs der sechsten Generation ergeben sich keine Überraschungen. Das von uns verwendete Modell mit 2 TB ist mit einer TBW-Angabe von 1.200 TB gelistet. Dies deckt sich mit den Werten, die der Hersteller für die SSD 970 EVO Plus als auch die SSD 990 Pro angibt.
Über die Verbindung mit dem Host haben wir bereits gesprochen: Physisch läuft alles wie gewohnt über den M.2-Slot. Intern setzt das Laufwerk auf NVMe 2.0 und nutzt wahlweise PCIe 4.0 x4 oder eben PCIe 5.0 x2.
Bei der Garantie ist Samsung mit einer Dauer von 5 Jahren oder dem vorzeitigen Erreichen der TBW-Grenze gewohnt großzügig unterwegs.
Die Samsung SSD 990 EVO in Kürze
Hier noch einmal alle wichtigen Fakten zu dem neuen EVO-Laufwerk auf einen Blick.
Die Samsung SSD 990 EVO…
- …setzt auf den neuen Samsung Piccolo Controller mit HMB-Caching.
- …nutzt Samsung V-NAND der 6. Generation mit 133 Layern.
- … wird ohne Kühlkörper ausgeliefert.
- … ist in zwei Kapazitäten mit wahlweise 1 TB oder 2 TB erhältlich.
- … verwendet das NVMe 2.0 Protokoll.
- … lässt sich mit PCIe 4.0 x4 und PCIe 5.0 x2 betreiben.
- … hat eine TBW von 1,2 PB (2-TB-Modell).
- … kommt mit einer fünfjährigen Garantie (oder vorzeitiges Erreichen der TBW-Grenze).
Leistungstest der Samsung SSD 990 EVO PCIe 5.0 SSD
Im Fokus dieses Artikels steht hauptsächlich die Leistung, die ein Laufwerk unter verschiedenen Bedingungen an den Tag legt. Daher haben wir die Samsung SSD 990 EVO mit 2 TB verschiedenen Tests unterzogen. Theoretische Benchmarks kitzeln das Maximum aus der SSD heraus, während praktische Testdurchläufe eine Einschätzung der Laufwerksleistung unter alltäglichen Bedingungen erlauben.
Alle Laufwerke, die standardmäßig ohne Kühler ausgeliefert werden, wurden während des Tests durch einen großflächigen Kühlkörper der ASUS Hypercard gekühlt, welche für die Anbindung der SSDs verwendet wird. Laufwerke, die standardmäßig mit einem montierten Kühlkörper geliefert werden, werden auch mit diesem betrieben und sind in den Diagrammen mit einem (C) (für „Cooler“) markiert.
Folgende Laufwerke wurden für den Vergleich herangezogen:
- Seagate FireCuda 540 2 TB (PCIe 5.0)
- Samsung SSD 990 Pro 2 TB (PCIe 4.0)
- Crucial T700 2 TB (PCIe 5.0)
Testsystem:
- Prozessor: Intel Core i9-13900K
- Mainboard: Asus ROG Maximus Z790 Hero
- Kühler: Asus ROG Ryujin II 360
- RAM: Kingston Fury Beast DDR5-5200
- SSD: WD Black SN850X
- Netzteil: be quiet! Dark Power 13 (1.000 W)
- Betriebssystem: Windows 11 Pro x64
- Gehäuse: Cooler Master MasterFrame 700 Bench-Table, offen
Wir haben die folgenden Benchmark-Tools verwendet:
- A.S. SSD Benchmark 2
- Crytsal Disk Mark 8 x64
- ATTO Disk Benchmark 3.05
- PCMark 10
Erklärung zu den Diagrammen: Wenn ihr die Maus auf einen Balken bewegt, wird euch der Produktname und die erreichte Punktzahl angezeigt. Um die Ansicht übersichtlicher zu gestalten, könnt ihr für euch uninteressante Produkte mit einem Klick auf den Produktnamen in der Legende unterhalb des Diagramms ausblenden.
Synthetische Benchmarks
Synthetische Benchmarks bringen die Laufwerke an ihre Leistungsgrenzen – die dargestellten Situationen entsprechen aber häufig nicht den Alltagsbedingungen, denen eine SSD ausgesetzt ist. Der Vorteil von synthetischen Benchmarks ist ihre genaue Reproduzierbarkeit. Die Ergebnisse lassen sich somit besonders gut zwischen verschiedenen Laufwerken vergleichen.
A.S. SSD Benchmark
Der A.S. SSD Benchmark misst die sequenziellen Schreib- und Leseraten einer SSD. Darüber hinaus werden Zugriffszeit und Transferraten beim Zugriff auf kleine Dateien gemessen. Ein integrierter Kopier-Benchmark simuliert das Kopieren von ISO-Dateien, Programmen und Computerspielen und misst dabei die Transferraten. Unseren Erfahrungen nach sind die Ergebnisse sehr praxisnah, da mehrere Durchläufe gemittelt werden.
ATTO Disk Benchmark
Wenn es darum geht, die maximale Schreib- und Lesegeschwindigkeit einer SSD zu ermitteln, ist der ATTO Disk Benchmark ein zuverlässiges Tool. Die Leistung wird anhand verschiedener Blockgrößen gemessen, die wir in Blöcken von 4 Kilobyte bis 64 Megabyte dargestellt haben. In der Praxis sind die ermittelten Werte allerdings nur selten zu erreichen und werden von den Herstellern gerne als Werbemittel eingesetzt.
Crystal Disk Mark
Der Crystal Disk Mark (CDM) ist ein weiteres Benchmark-Tool, welches die Performance von SSDs analysieren kann. Hier werden unterschiedliche Tests durchgeführt, deren Ergebnisse ähnlich wie beim A.S. SSD Benchmark aus jeweils fünf Testdurchläufen gemittelt werden. CDM hat sich in den letzten Jahren zu einem Standardtest entwickelt und wird von SSD-Herstellern oft selbst zur Bestimmung der beworbenen Leistungswerte eingesetzt.
Real Benchmarks
Wesentlich interessanter für die spätere Benutzung einer Solid State Disk sind die Real-Tests. Wie der Name schon sagt, überprüfen diese Art von Tests die Leistung der SSDs unter alltäglichen Bedingungen. Hierzu werden verschiedene Dateien kopiert und die Transferraten ermittelt. Dazu gehört ein 20 GB großes ISO-Image sowie ein Teil des Battlefield 5 Spiele-Ordners mit einer Größe von 20,3 GB. Um eine Limitierung der Leistung der zu testenden SSD durch ein zu langsames Quelle-/Ziellaufwerk zu verhindern, werden alle Test mit einer RAM-Disk durchgeführt.
In einem ersten Test wird eine 20 GB große Image-Datei zunächst von der RAM-Disk auf die SSD geschrieben. Anschließend wird die Datei von der SSD gelesen und auf die RAM-Disk zurückkopiert. In beiden Fällen werden die Zeiten von drei Durchläufen gemessen und ein Durchschnitt gebildet. Anschließend wird die Prozedur mit einem 20,3 GB großen Installationsordner, der mehrere Dateien unterschiedlicher Größen beinhaltet, wiederholt. Am Schluss wird derselbe Ordner zwischen zwei Pfaden auf derselben SSD kopiert. In diesem Fall muss die SSD Dateien gleichzeitig lesen und schreiben. Aus Dauer und Dateigröße wird abschließend die Transferraten in MB/s berechnet.
PCMark 10 Storage Tests
Außerdem haben wir das PCMark 10 mit seiner ausführlichen Praxissimulation verschiedenster Auslastungsszenarien mit in unseren Benchmark-Katalog aufgenommen.
Leistung im Zeitverlauf
Um die Leistung der SSD mit zunehmendem Füllstand zu simulieren, wird das Testlaufwerk fast vollständig mit zufälligen Daten (nicht komprimierter) gefüllt. Es verbleiben lediglich 10 GB freier Speicherplatz. Unter diesen Bedingungen werden die Tests mit dem Crystal Disk Mark wiederholt und die Ergebnisse verglichen.
Ab sofort stellen wir auch die durchschnittliche Schreibgeschwindigkeit für euch als Diagramm dar. Dabei handelt es sich um die mittlere Transferrate, die die SSD beim vollständigen Beschreiben des NAND-Speichers benötigt. Lediglich 10 GB Speicherplatz bleiben bei diesem Test frei, damit noch weitere Benchmarks im gefüllten Zustand ausgeführt werden.
Dieser Geschwindigkeitswert wird dabei unter anderem durch den SLC-Cache (langsameres Schreiben im TLC-Modus) und die Reduzierung der Laufwerksleistung aufgrund zu hoher Temperaturen (Throttling) beeinflusst.
Ergebnisse: Zuhause im Reich der Mittelklasse
Auch wenn die PCIe-5.0-Kompatibilität auf den ersten Blick extreme Geschwindigkeiten vermuten lässt, sortiert sich die SSD 990 EVO eher im Bereich des aktuellen Mittelklassesegments ein – und zwar für PCIe-4.0-SSDs.
In unseren sequenziellen Transfertests erreicht das Laufwerk gute Werte und bringt mit etwa über 5.000 MB/s die beworbene Leistung. Beim sequenziellen Schreiben haben wir maximal 3.700 MB/s gemessen, was unter dem Wert von 4.200 MB/s aus dem Datenblatt liegt.
Bei den wahlfreien Zugriffen auf unterschiedlich große Blöcke erzielt die neue EVO-SSD grundsätzlich annehmbare Ergebnisse, sie muss sich aber der SSD 990 PRO sehr deutlich geschlagen gegeben.
In den praktischen Kopiertests bleibt dieser Vorsprung des PRO-Modells prinzipiell erhalten, auch wenn die Differenz etwas geringer ausfällt. Einen überdurchschnittlich starken Leistungseinbruch haben wir beim gleichzeitigen Lesen und Schreiben von der SSD 990 EVO ermittelt.
Im PCMark 10 Storage Test kann die SSD 990 EVO mit 2 TB im Großen und Ganzen überzeugen, auch hier ist die SSD 990 PRO am Ende aber insgesamt besser, trotz PCIe-4.0-Anbindung.
Mit aufgesetztem Kühler hält sich die Temperaturentwicklung des neuen Samsung Speicherriegels in Grenzen. Hier ist das Laufwerk den „echten“ PCIe-5.0-Highend-SSDs also klar im Vorteil. Wer zur neuen EVO-Familie greift, braucht sich also keine Gedanken über eine extreme M.2-Kühllösungen zu machen.
Als eher ernüchternd ist die durchschnittliche Schreibgeschwindigkeit bei unserem Dauerschreibtest zu bezeichnen. Mit etwa über 1.000 MB/s ist die Samsung SSD 990 EVO zwar keinesfalls langsam, moderne PCIe-4.0-SSDs schaffen hier aber gut und gerne das Doppelte.
Samsung SSD 990 EVO
Bei der Samsung 990 EVO handelt es sich um eine PCIe 5.0 SSD, die für alltägliche Aufgaben mehr als schnell genug ist. Das M.2-Laufwerk kann wahlweise per PCIe 4.0 mit x4 oder aber mit PCIe 5.0 (x2) angebunden werden.
Fazit: Lohnt der Griff zur neuen EVO-Serie?
Einzeln betrachtet macht die Samsung SSD 990 EVO einen guten Job. Die SSD ist für alltägliche Aufgaben mehr als schnell genug und dürfte auch Casual-Gamer ohne Frage zufriedenstellen.
Das neue Laufwerk hat lediglich ein Problem mit seiner Marktpositionierung – darüber kann auch die neue PCIe-5.0-Kompatibilität nicht hinwegtäuschen. Namentlich ist es die SSD 990 PRO, die der neuen EVO-Familie das Leben schwer macht.
Im Leistungstest holt die PRO-Version in nahezu allen Disziplinen die Leistungskrone und lässt die SSD 990 EVO eher schwach erscheinen. Das wäre bei einem entsprechenden Preisunterschied natürlich kein Problem. Jedoch zahlt ihr für die SSD 990 PRO mit 2 TB (ca. 175 Euro) derzeit nur knapp 20 Euro mehr als für die neue SSD 990 EVO 2 TB (ca. 155 Euro). Weitere starke Konkurrenz kommt von Crucial in Form der T500 Reihe, welche als 2-TB-Modell mit besseren Leistungswerten derzeit ab 151 Euro zu haben ist.
Am Ende bleibt: Die Samsung SSD 990 EVO beerbt zwar eigentlich die SSD 970 EVO Reihe, muss sich aber mittlerweile mit ganz anderen Laufwerken vergleichen lassen. Wer beste Leistung für sein Geld sucht, greift daher mit leichtem Aufpreis lieber zur SSD 990 PRO Familie.
Pro
- gute sequenzielle Leseleistung
- gute Ausstattung
- flache Bauweise
- Temperaturentwicklung
Contra
- kein dedizierter DRAM-Cache
- Schreibleistung hinter Erwartung
- Preis-Leistungs-Verhältnis nicht optimal
- PCIe 5.0 bringt keine Vorteile
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