Es hat ein wenig gedauert, doch jetzt ist es endlich soweit: DDR5-Arbeitsspeicher mit RGB-Beleuchtung ist erhältlich! Doch neben bunten LEDs bieten die Kingston Fury Beast mit 5.600 MT/s auch eine vielversprechende Performance, die sich womöglich durch gezieltes Feintuning noch etwas nach oben schrauben lässt. Wir haben uns ein 32 GB Kit im Test etwas näher für euch angesehen.
Mit DDR5-Arbeitsspeicher haben wir erstmals zum Launch der Intel Alder Lake Plattform gearbeitet. In unserem Test zum Intel Core i9-12900K kam bereits ein Kit von Kingston Fury DDR5-5200 zum Einsatz – allerdings ohne Beleuchtung. Zwar lässt sich auf der Z690-Plattform (und mittlerweile auch Z790-Boards) durchaus, und je nach Mainboard, auch DDR4-RAM nutzen, doch der Fokus für die Zukunft liegt ganz klar auf dem neuen DDR5-Standard. Wir werden daher auch kurz auf einen Leistungsvergleich à la DDR4 vs. DDR5 eingehen.
Kingston hat uns für diesen Test ein 32 GB Kit (Modellnr.: KF556C40BBAK2-32) mit 5.600 MT/s und CL40 Timings zukommen lassen, welches aktuell knapp 250-290 Euro kostet. Alternativ gibt es die Beast DDR5 RGB auch noch mit 4.800 MT/s, 5.200 MT/s und satten 6.000 MT/s. Darüber hinaus bietet Kingston die Riegel in Kits mit 16 GB sowie 64 GB Kapazität an. Übrigens: Auf der Box zeigt sich neben einem Intel- auch ein AMD-Schriftzug .. Ryzen 7000 incoming!
MT/s vs. MHz – Was denn nu?
Ihr fragt euch jetzt schon: Was ist denn MT/s? Gibt es keine MHz mehr? Tatsächlich ist „megatransfers per second“ (kurz MT/s, Megaübertragungen pro Sekunde) die technologisch korrektere Angabe für die Geschwindigkeit von DDR-SDRAM-Speicher. Denn bei einem Takt von 100 MHz liegt die Übertragungsrate bei 200 MT/s – im Umkehrschluss nutzen die Kingston Fury Beast RGB bei DDR5-5600 also einen Takt von 2.800 MHz für eine Übertragungsrate von 5.600 MT/s. Weitere Details dazu gibt es unter anderem auch auf der Kingston-Webseite.
DDR5-RAM: Was ist neu?
In erster Linie bietet DDR5-Arbeitsspeicher eine deutlich gesteigerte Bandbreite, doch darüber hinaus gibt es noch weitere Neuerungen. Hier eine schnelle Übersicht:
- On-Die ECC (Error Correction Code): automat. Korrektur von Bitfehlern auf den DRAM-Chips
- PMIC (Power Management Integrate Circuits): Energieverwaltung nun auf den RAM-Modulen
- doppelte Anzahl an Bänken (von 16 auf 32) und Burst-Längen (von 8 auf 16)
- zwei unabhängige 32 Bit Subkanäle
Darüber hinaus sinkt die Grundspannung bei DDR5-Arbeitsspeicher von 1,2 Volt auf 1,1 Volt. Im Vergleich zur vorherigen Generation wird also 20 % weniger Strom verbraucht, was allerdings nur auf die JEDEC-Spezifikationen zutrifft. Mit angepassten und werksseitig übertakteten Profilen steigt die Spannung dann dementsprechend auf 1,2 bis 1,4 Volt an.
Design & Features
Wie schon bei den unbeleuchteten Fury Beast Riegeln, setzt Kingston auch bei der neuen RGB-Variante auf schwarze Aluminium-Heatspreader. Neu ist hierbei allerdings die milchige Lichtleiste auf der Oberseite, die das bunte Licht gleichmäßig aufleuchten lässt. Dadurch wächst das Modul jedoch minimal von 34,9 Millimeter auf 42,23 mm an. Damit verlieren die Kingston Fury Beast DDR5 RGB etwas an Low-Profile-Qualitäten – checkt also vorher, ob die Riegel unter euren CPU-Luftkühler passen.
Die RGB-Beleuchtung lässt sich natürlich über die Mainboard-Software steuern, in unserem Fall über Asus Aura Sync. Alternativ bietet Kingston noch die Fury CTRL-Software für etwas Feintuning. Hier könnt ihr Beleuchtungseffekte anpassen, personalisieren und diverse Profile aus einer Bibliothek auswählen. Wer möchte, kann die LED-Leiste aber natürlich auch komplett abschalten.
Auf der schwarzen Platine sitzen Speicherchips von SK Hynix, die mit drei XMP-Profilen arbeiten können:
- #1: DDR5-5600 CL40-40-40-80 @1.25V (maximale Leistung)
- #2: DDR5-5200 CL40-40-40-80 @1.25V
- #3: DDR5-4800 CL38-38-38-70 @1.1V (beste Latenz)
Als Default-Profil, also wenn ihr die Riegel verbaut und das System startet, wird DDR5-4800 mit CL42-39-39-77 Timings bei 1,1 Volt Spannung (nach JEDEC-Standard) eingestellt.
Leistungstest
Für den Performance-Check haben wir das Kit mit zwei synthetischen Benchmarks (AIDA64 Extreme + SiSoftware Sandra) und zwei Spiele-Benchmarks (Forza Horizon 5 + Total War: Three Kingdoms) für euch getestet. Hierfür wurden die Kingston Fury Beast DDR5 RGB mit XMP-Profil #1 (5.600 MT/s bei 1,25 V) genutzt.
Darüber hinaus haben wir die Riegel auf DDR5-6600 bei 1,35 Volt und gleichbleibenden CL40-Timings übertaktet. Zum Vergleich ziehen wir ein 32 GB Kingston Fury Beast DDR5-5200 Kit ohne Beleuchtung sowie die Kingston Fury Renegade 32 GB DDR4-3600 RGB (Test) hinzu. Die Riegel wurden auf unserem neuen DDR5-Testsystem gebencht, für das DDR4-Kit haben wir abweichend ein Asus ROG Strix Z690-A Gaming WiFi D4 genutzt.
Testsystem:
CPU | Intel Core i7-12700K (12 Kerne, max. 5,0 GHz, Standard-Settings) |
Mainboard | Asus ROG Z690 Maximus Hero |
Grafikkarte | KFA2 GeForce RTX 3080 Ti SG |
Kühlung | Cooler Master MasterLiquid PL240 Flux |
Netzteil | be quiet! Dark Power Pro 12 1.200 Watt |
Gehäuse | Cooler Master MasterFrame 700 (im Bench-Table-Modus) |
Lüfter | 3x Arctic BioniX P120 ARGB 120 mm |
Wärmeleitpaste | Arctic MX4 |
Betriebssystem | Windows 11 Home |
Synthetische Benchmarks
Besonders in den synthetischen Benchmarks zeigt sich schon auf den ersten Blick, dass DDR5 einen ordentlichen Leistungsschub gegenüber DDR4 erhält. Das liegt natürlich an den erhöhten Taktfrequenzen, die schlussendlich für mehr Megatransfers pro Sekunde sorgen. So erreichen die Beast RGB Riegel mit DDR5-6600 nahezu die doppelte Leistung der Renegade RGB Module mit DDR4-3600.
Die Latenz kommt hingegen noch nicht an das Level von DDR4-Speicher heran. Das Overclocking auf DDR5-6600 sorgt jedoch für eine merkliche Verbesserung von 81,6 ns auf 65,9 ns im AIDA64 Extreme Benchmark. Es braucht also noch etwas Feintuning bei den Timings, um DDR5 noch bessere Latenzen zu verpassen. Mit etwas mehr Zeit ließen sich auch aus den Kingston Fury Beast DDR5 RGB bestimmt noch bessere Timings herauskitzeln.
Spiele-Benchmarks
In Total War: Three Kingdoms, einem eher prozessorlastigen Spiel, zeigt sich: Schnellere RAM-Frequenzen müssen nicht unbedingt zu besseren Bildraten führen. Das Kingston Fury Renegade DDR4-Kit hat sowohl in 1.080p als auch 1.440p eine nahezu identische Leistung im Vergleich zu den beiden Kingston Fury Beast DDR5-Modulen. Ob DDR5 beim Zocken doch (noch) keinen Vorteil gegenüber DDR4 hat?
Auch bei Forza Horizon 5 zeigt sich: DDR4-RAM muss sich selbst mit 3.600 MT/s nicht verstecken. Das Spiel scheint sehr stark von einer geringen Latenz zu profitieren, weswegen die DDR5-Riegel erst mit eigenem Overclocking auf bzw. leicht über das DDR4-Niveau kommen. Ein hoher Durchsatz ist eben nicht alles, was sich hier sehr gut zeigt. Da DDR5-Speicher sich von Jahr zu Jahr jedoch verbessert, wird es bald auch optimierte Kits mit besseren Timings geben.
Temperaturen
Während unserer Tests erwärmten sich die beiden Riegel im SPD Hub maximal auf 48,8 °C (laut HWinfo64). Mit einer Wärmebildkamera konnten wir bis zu 43 °C unter Last messen. Der Heatspreader und die darunter sitzenden Wärmeleitpads scheinen also einen guten Job zu machen. Wichtig hierfür ist jedoch auch ein ordentlicher Airflow, besonders in Kombination mit einer AiO-Wasserkühlung. Denn je kühler die Riegel laufen, desto besser können sie ihre Leistung entfalten – und auch die Lebensdauer verlängert sich.
Fazit
Freunde des bunten RGB-Feuerwerks dürfen sich freuen: Endlich kommen DDR5-Riegel mit RGB-Beleuchtung auf den Markt. Für Viele mag das womöglich auch ein No-Go-Kriterium sein, doch uns gefällt die Kombination aus schwarzen Heatspreadern mit milchiger LED-Leiste sehr gut. Am Ende sind die bunten LEDs aber wie immer eine Frage des eigenen Geschmacks und lassen sich bei Bedarf ausstellen. Alternativ bietet Kingston die Fury Beast auch ohne Beleuchtung an, natürlich auch mit DDR5-Standard.
Die verbauten Speicherchips von SK Hynix erwiesen sich als sehr OC-freudig und lassen sich mit wenigen Handgriffen sowie etwas Feintuning schnell übertakten. Von 5.600 MT/s ab Werk (natürlich über XMP-Profil) konnten wir die beiden RAM-Riegel so auf 6.600 MT/s pushen. Das zeigt sich vor allem in einem deutlich höheren Durchsatz und leicht besseren Latenzen, doch besonders bei letzterem gibt es noch viel Potenzial im Vergleich zu DDR4-Arbeitsspeicher. Die Reise bei DDR5 ist aber ganz klar: Nach oben, mit noch höheren Taktraten. Erste Weltrekorde haben sogar schon die magische Marke von 10.000 MT/s erreicht (wenn auch mit Stickstoffkühlung).
Mit einem Preis von 250-290 Euro ist DDR5-Arbeitsspeicher leider immer noch vergleichsweise teuer knapp 150 Euro sind die Kingston Fury Beast RGB mittlerweile deutlich erschwinglicher geworden. Die Einsatzmöglichkeiten waren mit Intel Alder Lake (12. Core-Generation) noch etwas eingeschränkt, doch mit Intel Raptor Lake (13. Core-Generation) und den frischen AMD Ryzen 7000 (hier im Test) auf der neuen AM5-Plattform nimmt DDR5-Arbeitsspeicher immer mehr Schwung mit. Auch hinsichtlich Frequenzen und Timings bringen die Hersteller immer wieder neue sowie optimierte Kits auf den Markt.
Habt ihr schon ein System mit DDR5-Arbeitsspeicher im Einsatz? Und wenn ja, was für ein Kit arbeitet in eurem Rechner? Wir sind auf eure Meinung in den Kommentaren unter diesem Beitrag gespannt. ?
Pro
- sehr OC-freudig
- guter Durchsatz ab Werk (mit XMP)
- hochwertige Verarbeitung
- schickes Design mit milchiger LED-Leiste
- CTRL-Tool für LED-Effekte
Contra
- Latenzen ausbaufähig (im Vgl. zu DDR4)
- DDR5 ist immer noch recht teuer
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