Seasonic Vertex GX-1000 im Test: ATX 3.0 Netzteil mit nativem 12VHPWR-Stecker

Was hat die neue PSU-Serie auf dem Kasten?

Mit dem Vertex bringt Seasonic eine neue Netzteilserie auf den Markt, die nicht nur nach dem ATX 3.0 Standard spezifiziert ist, sondern auch mit einem nativen 12VHPWR-Stecker ausgerüstet ist. Doch was für Neuerungen gibt es noch? Wir haben uns mit dem Seasonic Vertex GX-1000 das 1.000 Watt starke Gold-Modell geschnappt und es uns etwas näher für euch angesehen.

Die neue Seasonic Vertex-Reihe platziert sich preislich in der oberen Mittelklasse und beginnt bei 179 Euro UVP für das 750 Watt Modell. Neben dem GX-1000, welches derzeit ab etwa 220 Euro verfügbar ist, stehen auch eine 850 Watt Variante (ab 199 Euro bestellbar) sowie ein noch leistungsfähigeres 1.200 Watt Modell (ab 260 Euro verfügbar) zur Auswahl. Die Platin-Klasse der Seasonic Vertex-Serie ist aktuell noch nicht erhältlich.

Im Lieferumfang befinden sich neben dem Netzteil und einem passenden Kabel-Set noch 5x Klettbänder, 12x Kabelbinder sowie vier Schrauben zur Montage im Gehäuse. Auch ein Netzteil-Tester für den 24-Pin-Anschluss ist noch dabei.

Design & Verarbeitung

Mit einer Länge von 160 mm ist das schwarze Metallgehäuse des Seasonic Vertex GX-1000 vergleichsweise kompakt gestaltet. Klar, es gibt auch noch etwas kürzere Modelle, doch damit solltet ihr das Netzteil ohne Probleme in einem Midi-Tower unterbringen können. Sehr praktisch ist in dieser Hinsicht jedoch auch das vollmodulare Format. So könnt ihr aussuchen, welche Kabel euer Rechner benötigt, was am Ende für ein sauberes Kabelmanagement sorgt und euch den nervigen Kabelsalat erspart.

Das beiliegende Kabel-Set besteht aus:

Ein Pluspunkt ist auch die Ummantelung der Kabel. Zwar setzt Seasonic hierbei nicht auf Stoff, stattdessen auf einen leicht gummierten Kunststoff, doch dafür sind alle Einzellitzen von Anschluss zu Anschluss sauber ummantelt und sorgen mit ihrer Prägung für einen hochwertigen Look im Inneren eures PCs. Optional erhältliche, gesleevte Kabel-Sets werden damit dann nicht mehr benötigt.

Insgesamt ist das Vertex GX-1000 sehr hochwertig verarbeitet. Wir konnten keine Mängel feststellen, auch scharfe Kanten ließen sich nicht finden. Zwar werden Netzteile mittlerweile unter einer Abdeckung verbaut, doch da müsste sich das Vertex mit seinem schicken Look eigentlich nicht verstecken. Vor allem die Logo- und Serienembleme auf der Seite des Lüfters können sich sehen lassen. Auf eine „fancy“ RGB-Beleuchtung verzichtet Seasonic hingegen.

Technik & Kühlung

Im Inneren setzt Seasonic auf eine klassische LLC-Resonanzwandler-Topologie inklusive DC-DC-Teil für die Nebenspannungen. Hierfür setzt der Hersteller unter anderem auf Primärkondensatoren aus dem Hause Nippon Chemicon, die für bis zu 105° ausgelegt sind. Das soll für eine besonders hohe Stabilität und enge Spannungsregelung sorgen.

Die 12V-Single-Rail kann im Fall des Vertex GX-1000 bis zu 996 Watt bei maximal 83 Ampere liefern. Auf den Nebenspannungen 3,3 Volt und 5 Volt werden zusammen bis zu 125 Watt ermöglicht, jeweils mit bis zu 25 Ampere. Mit einer Effizienz von bis zu 90 % bei 50 % Last (230 Volt) erhält das Seasonic Vertex GX-1000 zudem das 80 Plus GOLD Zertifikat.

Gekühlt wird die Technik im Inneren durch einen 135 mm Lüfter mit Fluid Dynamic Bearing (FDB-Lager). Der Lüfter arbeitet mit 800 bis 1000 Umdrehungen pro Minute und lässt sich wahlweise in einem semi-passiven Modus nutzen. Hierfür ist, auf der nach außen gewandten Seite, ein entsprechender Knopf neben dem Power-Switch platziert. Wird der Modus aktiviert, beginnt der Lüfter erst ab einer Last von 40 bis 50 Prozent zu arbeiten. Im niedrigen Lastbereich ist das Netzteil daher völlig lautlos.

Die Öffnungen im Lüftergitter sind für unseren Geschmack etwas zu breit dimensioniert, was nicht gerade für einen guten Berührungsschutz sorgt. Allerdings werden Netzteile ohnehin vorwiegend mit dem Lüfter nach unten verbaut, wodurch sich diese Auffälligkeit dann wieder schnell erledigt.

Mit an Bord sind darüber hinaus alle wichtigen Schutzschaltungen, darunter ein Überstromschutz, Überspannungsschutz, Überlastungsschutz, Übertemperaturschutz, Kurzschlussschutz sowie Unterspannungsschutz. Seasonic spendiert dem Vertex GX-1000 des Weiteren eine 10-jährige Garantie.

Was ist ATX 3.0?

Mit ATX ist nicht nur das Format einer Platine gemeint, sondern auch die Konfiguration für ein Netzteil. Intel entwickelt diese Design-Richtlinien bereits seit 1995, um Hardwarekomponenten einen gewissen Standard zu verpassen. Die neuste Generation in Form von ATX 3.0 wurde im Februar 2022 eingeführt und rückt vor allem zwei Neuerungen ins Rampenlicht: Den 12VHPWR-Anschluss und das Verhalten bei extremen Lastspitzen.

Demnach besitzt auch das neue Seasonic Vertex GX-1000 den sogenannten „12+4-Pin 12VHPWR Micro-Fit 3.0“-Stecker mit 12 Leitungen zur Stromversorgung (6x 12V + 6x Masse), die der Grafikkarte bis zu 600 Watt zur Verfügung stellen können. Durch die vier zusätzlichen Sense-Pins kann die Grafikkarte dann mit dem Netzteil verhandeln, wie viel Leistung benötigt wird, damit nicht mehr Strom verbraucht wird, als das PSU wirklich liefern kann. Hierüber lassen sich dann bei Bedarf vier Stufen festlegen: 150, 300, 450 und 600 Watt.

Für neue Grafikkarten ist allerdings auch der PCI-Express 5.0 Standard wichtig, der erstmals das Verhalten mit Lastspitzen spezifiziert. Demnach kann eine Grafikkarte mit PCIe 5.0 das 3-fache ihrer durchschnittlichen Leistungsaufnahme für bis zu 100 Mikrosekunden abrufen. Die doppelte Leistung kann sich die GPU immerhin für bis zu 10 Millisekunden erlauben. Allerdings darf die durchschnittliche Leistungsaufnahme der Grafikkarte in einem Intervall von 1.000 Millisekunden nie höher als die Nennleistung (z.B. 600 W) sein.

Das Vertex GX-1000 verfügt aber dennoch über den klassischen 6+2-Pin-Stecker, damit ihr auch etwas ältere Pixelbeschleuniger mit Strom versorgen könnt.

Netzteil im Leistungstest

Für einen Performance-Check haben wir ein aktuelles Testsystem zusammengestellt, das auf einen Intel Core i9-13900K in Kombination mit einer Asus ROG Strix GeForce RTX 4080 OC setzt. Die Leistungsaufnahme des Systems wird mit einem Voltcraft Plus Energy Monitor 3000 Verbrauchsmessgerät ausgelesen. Wir testen dabei die folgenden Betriebszustände Standby, Leerlauf (Idle) und Last (Load).

Der Prozessor wird hierbei mit dem Tool Prime95 (Small FTTs) für 30 Minuten ausgelastet, die Grafikkarte wird hingegen mit dem Benchmark Furmark (4K UHD, 4x MSAA) unter Last gesetzt. Des Weiteren haben wir die Leistungsaufnahme mit dem Cyberpunk 2077 Benchmark (4K, max. Settings, DLSS3 aktiviert) ausgetestet.

Unser Netzteil-Testsystem:

Einordnung der Testergebnisse

Bei maximaler Last durch Prime95 und Furmark nutzte das Seasonic Vertex GX-1000 durchschnittlich 745 Watt aus der Steckdose. Der Intel Core i9-13900K taktete dabei mit bis zu 5,8 GHz und sorgte so zusammen mit der Grafikkarte kurzzeitig für eine Systemlast von bis zu 870 Watt.

Im Cyberpunk 2077 Benchmark nutzte das Netzteil durchschnittlich 560 Watt (max. 585 Watt), weswegen wir euch für diese Hardware-Konfiguration mindestens das 1.000 Watt Modell empfehlen, damit sich die bestmögliche Effizienz (im best-case bei 50 % Last) entfalten kann. Wer hingegen nicht in 4K zockt und ein etwas schwächeres System nutzt, kann auch zum 750er- oder 850er-Modell greifen.

Die Spannungswerte waren während des Stresstests auf einem sehr stabilen Level. Klar, unser Testsystem reizt das Netzteil nicht vollständig aus, das System lief aber dennoch zu jedem Zeitpunkt stabil. Die gesammelten Messwerte liegen zudem innerhalb der von ATX 3.0 vorgeschriebenen Toleranzen (12V: +5 % / -7 %). Weitere Faktoren wie die Effizienz, Restwelligkeit sowie eine gewollte Überlast zum Test der Schutzmechanismen können wir aufgrund fehlendem Testequipment leider nicht angeben.

Nach dem 30-minütigen Stresstest erwärmte sich das Netzteil im Inneren auf maximal 53 °C. Die ausgehenden Anschlüsse wurden maximal 37 °C warm, auch der 12VHPWR-Stecker an der RTX 4080 erreichte solide 44 °C.

Der verbaute Lüfter lief während unserer Testläufe angenehm ruhig. Selbst bei einer Last von über 800 Watt machte sich das Netzteil nur kaum bemerkbar, da ohnehin andere Komponenten wie CPU-Kühler, Grafikkarte sowie Gehäuselüfter im Vordergrund stehen. Für Silent-Liebhaber ist jedoch vor allem der semi-passive Modus interessant, damit das Netzteil im niedrigen Lastbereich wirklich lautlos arbeitet.

Fazit

Das neue Seasonic Vertex GX-1000 vereint hochwertige Komponenten, einen leisen Lüfter mit semi-passivem Modus sowie eine ordentliche Gold-Effizienz in einem vergleichsweise kompakten Gehäuse. Es ermöglicht einen guten Einstieg in die ATX 3.0 Welt und bringt daher auch direkt einen nativen 12VHPWR-Stecker für die aktuelle Nvidia-Generation. Darüber hinaus gefallen uns die einzeln ummantelten Kabelstränge sowie das kleine, aber feine Zubehörpaket für ein ordentliches Kabelmanagement sehr gut. Abgerundet wird das Gesamtpaket von einer 10-jährigen Herstellergarantie.

Mit einem Preis ab derzeit 220 Euro ist das Vertex GX-1000 jedoch nicht gerade günstig. Der Konkurrenzkampf in der ATX 3.0 Klasse ist zwar gerade erst eröffnet, doch schon jetzt gibt es teils günstigere Modelle. Ein harter Gegner dürfte besonders das be quiet Straight Power 12 werden, welches über eine 80 Plus Platinum Zertifizierung verfügt, dafür aber ohne semi-passivem Modus auskommt.

Dennoch erwartet euch mit dem Vertex ein sehr hochwertiges und effizientes Netzteil, welches selbst leistungsstarke Hardware problemlos befeuern kann. Alternativ könnt ihr für etwas mehr Power auch zum 1.200 Watt Modell greifen oder für mehr Effizienz auf die Platinum-Modelle warten.

Netzteile
Allround-PC.com Award
07/2023
Seasonic Vertex GX-1000
Empfehlung

Pro

  • hochwertige Komponenten
  • leiser Lüfter mit wahlweise semi-passivem Modus
  • einzeln ummantelte Kabelstränge
  • nativer 12VHPWR-Stecker
  • alle wichtigen Schutzschaltungen vorhanden
  • 10 Jahre Garantie

Contra

  • Noch etwas zu teuer
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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

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