Snapdragon X Elite: Notebook-Chip besser als Apples M2?

Computing-Plattform startet Mitte 2024

Mit Snapdragon X Elite führt Qualcomm eine neue Computing-Plattform ein, die erstmals die Oryon-CPU beinhaltet. Das System-on-Chip soll in Notebooks mit Windows on ARM zum Einsatz kommen und teilweise sogar mehr Leistung als Apples M2 bieten.

Qualcomms neue Vorzeige-Plattform für ARM-basierte Notebooks heißt nicht Snapdragon 8cx Gen 4, sondern Snapdragon X Elite. Durch das veränderte Branding sollen sich die Computing-Plattformen künftig mehr von anderen Snapdragon-Produktkategorien abgrenzen sowie besser untereinander unterscheiden lassen.

Das US-Unternehmen spricht hinsichtlich der Einführung von Snapdragon X Elite vollmundig von einem Wendepunkt für die PC-Industrie. Beim letzten Snapdragon Summit im November 2022 hatte Qualcomm die Oryon-CPU erstmals angekündigt. Sie ist neben KI-Features das Hauptmerkmal des Elite-SoCs.

Die große CPU-Wette

Anfang 2021 übernahm Qualcomm das auf Chip-Design spezialisierte Start-up Nuvia, welches von ehemaligen Apple-Chip-Entwicklern gegründet wurde. Auf Basis dessen ist die Oryon-CPU entstanden, die speziell von Qualcomm angepasste ARM-Kerne verwendet. Zuvor wurden ARM-Cortex-Kerne unangepasst lizenziert. Das Snapdragon-Unternehmen legt viel Hoffnung in den Erfolg der neuen Plattform, schließlich kostete die Nuvia-Übernahme 1,4 Milliarden US-Dollar.

Gegenüber dem Vorgänger, Snapdragon 8cx Gen 3, sollen die CPU und GPU bis zu zweimal schneller sein. Der Snapdragon X Elite wird im Vier-Nanometer-Verfahren gefertigt und hat 12 Performance-Kerne mit insgesamt 42 Megabyte Cache. Jene sind in drei Cluster aufgeteilt und takten regulär mit bis zu 3,8 Gigahertz. Es gibt jedoch auch einen Boost für maximal 4,3 Gigahertz auf zwei Kernen, was der bislang höchste Takt eines ARM-Kerns ist.

Wie hoch die Kerne letztlich takten, dürfte vom jeweiligen Notebook abhängig sein. Qualcomm zufolge lässt sich die Plattform nämlich für verschiedene Geräteklassen skalieren, etwa ein lüfterloses Windows-Tablet oder ein aktiv gekühltes 17-Zoll-Notebook. Die Kerne takten dann lediglich dem TDP-Design entsprechend höher oder niedriger. Der integrierte LPDDR5X-Arbeitsspeicher ist bis zu 64 Gigabyte groß, bietet 136 GB/s Bandbreite und arbeitet mit 8.533 MT/s.

Mehr Multi-Core-Leistung als Apples M2-Chip

Die Leistungsdiagramme hat sich das Unternehmen (leider) von Apple abgeschaut: Vergleichsprozessoren werden nicht konkret genannt, was die Leistungseinordnung erschwert. Wirklich brauchbar ist nur die Aussage, dass Snapdragon X Elite eine um 50 Prozent höhere Peak-Multi-Core-Performance als der Apple M2 erreicht. Hinsichtlich der Adreno-GPU gibt Qualcomm 4,6 TFLOPS an, während es im Falle des Snapdragon 8cx Gen 3 noch circa 3,3 TFLOPS waren. Die GPU-Treiber lassen sich zudem aktualisieren und DirectX 12 wird unterstützt.

Bezüglich Video-Codecs kann der Chip H.264, HEVC sowie AV1 en- und decodieren, zusätzlich dekodierbar ist VP9. Der Gerätebildschirm darf maximal in UHD auflösen und dabei 120 Hertz anzeigen. Extern können bis zu drei UHD- oder zwei 5K-Monitore mit je 60 Hertz über das DisplayPort-1.4-Protokoll angeschlossen werden, zumindest theoretisch.

Wie ebenfalls beim neuen Snapdragon 8 Gen 3 ist man stolz auf die Verbesserungen der Neural Processing Unit (NPU). Im Vergleich zum Vorgänger des Snapdragon X Elite wurde die NPU-Leistung von 26 auf 45 TOPS gesteigert. Außerdem ist laut Herstellerangabe die Tensor-Einheit 2,5-mal schneller und auch der Speicher der NPU wurde verdoppelt.

Ähnlich sieht es beim Sensing Hub aus: zweimal mehr KI-Leistung und 50 Prozent mehr Speicher. Der Sensing Hub ermöglicht unter anderem einen Always-Sensing-Bildsignalprozessor. Damit ließe sich theoretisch das Notebook automatisch sperren, wenn die Webcam erkennt, dass kein Nutzer mehr davor sitzt. Dem Datenblatt zufolge unterstützt die Plattform zwei Kameras mit maximal 36 Megapixeln oder eine Kamera mit bis zu 64 Megapixeln.

Wi-Fi 7 und 5G sind optional

Für Konnektivität beinhaltet der Snapdragon X Elite die aktuelle FastConnect-7800-Einheit. Sie beherrscht Wi-Fi 7 sowie Bluetooth 5.4, aber der Hersteller erwähnt diesbezüglich ein M.2-Interface. Welcher WLAN-Standard letztlich unterstützt wird, hängt also offenbar von der verbauten WLAN-Karte ab. Teil der neuen Computing-Plattform ist ebenfalls das Snapdragon-X65-Modem für 5G. Qualcomm überlässt es jedoch den Partnern bzw. Notebook-Herstellern, ob sie dies via M.2-Karte integrieren oder nicht.

Des Weiteren sind drei USB4-Anschlüsse (Typ-C) möglich, alternativ gehen zweimal USB 3.2 Gen 2 (10 Gbit/s) und ein USB-2.0-Anschluss. Bezüglich Speicher erlaubt das SoC NVMe-SSDs via PCIe 4.0, UFS 4.0 sowie SD 3.0.

Markteinführung Mitte 2024

Erste Computer mit dem Snapdragon X Elite werden Mitte 2024 erwartet. Dann wird sich zeigen, ob Qualcomm sein schwächelndes Computing-Geschäft retten kann. Bislang wurden die sogenannten Always-Connected-PCs aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Leistung kritisiert. Seit der ersten Computing-Plattform aus 2017 gab es nur eine Handvoll entsprechender Notebooks auf dem Markt, meist übermäßig teuer.

Der Erfolg oder Misserfolg ist ebenso von Windows on ARM abhängig, das zuletzt von Kompatibilitäts- und Absturzproblemen geplagt war. Wenn die Software streikt, helfen zusätzliche Leistung und Effizienz schließlich nicht, um eine sinnvolle Alternative zu x86-Computern darzustellen. Die neuen Notebooks werden entscheiden, ob Qualcomms X-Elite-Plattform tatsächlich einen Satz nach vorn macht oder eher ein Satz mit X (das war wohl nix) ist.

Datenblatt des Snapdragon X Elite
Bild: Qualcomm
Allround-PC Preisvergleich

Mit * markierte Links sind Affiliate-Links. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.

Quellen:
Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

^