Poco F5 (Pro) im Test: Kopf-an-Kopf-Rennen der Beinahe-Flaggschiffe

Taugt die Serie noch zum Geheimtipp?

Mit dem Poco F5 und dem Poco F5 Pro gehen die Geheimtipp-Smartphones der ehemaligen Xiaomi-Tochter in die fünfte Runde. Die Mittelklasse-Modelle sind erneut mit einigen interessanten Flaggschiff-Features ausgestattet, doch die Unterschiede scheinen trotz hoher Preisdifferenz nur gering zu sein. Wir prüfen, welches der F5-Modelle euer Geld wert ist.

Die ersten Poco-Generationen waren noch wahre Geheimtipps: Neueste Flaggschiff-SoCs und einzelne weitere High-End-Features, gepaart mit Mittelklasse-Komponenten zum unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch wie so viele Smartphone-Marken vor ihnen haben auch die Poco-Geräte alle Mühe, diesen Geheimtipp-Titel länger zu halten.

Links: Poco F5, Rechts: Poco F5 Pro

Bereits das Poco F4 war trotz starker Ausstattung für 390 Euro ein ganzes Stück teurer und damit weniger spannend als seine Vorgänger. Die F5-Serie setzt erneut an diesem Preisniveau an, für das Pro-Modell fällt je nach Angebot und Ausstattung ein Aufpreis von über 100 Euro an – trotz fast identischer Features und „nur“ einem Snapdragon 8+ Gen 1 von 2022?

Design & Funktionen

Optisch unterscheiden sich die beiden Geräte so sehr, als stammten sie gar nicht aus derselben Serie: Das reguläre Poco F5 liegt mit flachen Kanten und einer insgesamt eher eckigen Form ein Stück sicherer in der Hand als das Pro-Modell. Dessen Rückseite ist zu den Kanten abgerundet, wodurch die seitliche Fläche deutlich schmaler ausfällt.

Sofort fällt außerdem der breite Kamerabuckel des F5 Pro auf, durch den das Gerät ein wenig wackelig auf dem Tisch liegt, falls ihr es lieber ohne Hülle nutzen möchtet. Beim regulären F5 sind dagegen drei frei stehende Kameralinsen zu sehen, zwischen denen sich Staub und Schmutz sammeln können. Ohne Case sieht das Gerät also gerade zwischen den Linsen sehr schnell etwas schmutzig aus. Die beiliegende Schutzhülle empfiehlt sich ohnehin bei den von uns getesteten schwarzen Varianten, deren Glasrückseiten obendrein sehr anfällig für Fingerabdrücke sind.

Auf der Vorderseite bietet sich dann wieder ein sehr ähnliches Bild: Beide Modelle verwenden ein flaches Display, das jeweils durch Gorilla Glass 5 geschützt und in der oberen Mitte von einer Frontkamera im sogenannten Punch-Hole-Format geziert wird. Im Display des F5 Pro ist außerdem der Fingerabdrucksensor gelegen. In der Regel erkennt der Sensor unseren gespeicherten Fingerabdruck sofort, nicht selten sind jedoch mehrere Anläufe nötig.

Sehr viel problemloser und schneller funktioniert dagegen der Fingerabdrucksensor des Poco F5 Basismodells, der seitlich in den Powerbutton integriert ist. Beide Geräte unterstützen auch die Option der Gesichtsentsperrung per Frontkamera, die zwar schnell, aber etwas weniger sicher ist.

Das Poco F5 hält am Klinkenanschluss fest, über den am oberen Geräterand Kopfhörer per 3,5-mm-Kabel angeschlossen werden können. Das F5 Pro verzichtet auf diesen Anschluss, wie es bei modernen Smartphones nicht unüblich ist. Neben einem USB-C-Anschluss (übrigens nur mit USB 2.0 Standard) weisen beide F5-Modelle ein Schubfach für Dual-SIM auf. Während das Pro-Modell nur Dual-Standby unterstützt, die aktive SIM also ausgewählt werden muss, können beim regulären F5 Anrufe über beide SIM-Karten gleichzeitig eingehen.

Display

Ein maßgeblicher Unterschied der beiden Poco F5-Modelle liegt im Display: Es handelt sich jeweils um einen 6,67 Zoll AMOLED-Bildschirm, der beim F5 eine Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixel (Full-HD+) und beim F5 Pro bis zu WQHD+ (3.200 x 1.440 Pixel) bietet. Die Bildwiederholrate beträgt jeweils maximal 120 Hertz.

Beide F5-Modelle verwenden widerstandsfähiges Gorilla Glas 5

Laut Datenblatt soll das Poco F5 Pro eine deutlich höhere Spitzenhelligkeit als die Non-Pro-Variante erreichen, bei unserem Test mit einem X-rite i1 Display-Profiler fällt der Unterschied jedoch nicht ganz so gravierend aus. Bei künstlich erzeugtem, sehr starkem Umgebungslicht und einem vollständig weißen Bild (100 % APL) erreicht das F5 maximal 765 nits, das F5 Pro kommt auf 890 nits.

Die Messung mit verringertem Weißanteil (20 % APL) weist zumindest beim Poco F5 kaum Unterschiede auf, das Pro-Modell steigert sich jedoch auf 970 nits. Im Alltag sind die Helligkeitsunterschiede allerdings kaum zu bemerken, lediglich bei sehr starkem Sonnenlicht ist das Display des F5 Pro ein wenig besser.

Links: Poco F5, Rechts: Poco F5 Pro

Obwohl beide Poco F5-Geräte ein kontraststarkes und energiesparendes AMOLED-Display verwenden, bietet nur das Pro-Modell ein richtiges Always-On-Display. Beim regulären F5 lassen sich Uhrzeit und Co. nur maximal zehn Sekunden nach dem Tippen anzeigen, das Pro lässt die dauerhafte oder auf spezifizierte Zeiten beschränkte Anzeige zu.

Leistung, Speicher & Software

Was ist das denn? Eine neue Flaggschiff-Serie von Poco ohne aktuellen Snapdragon-Prozessor? Wo sich frühere Poco-Modelle mit einem High-End-SoC zum Mittelklasse-Preis profilieren konnten, kommt beim F5 Pro „lediglich“ ein Snapdragon 8+ Gen 1. Dieser Chip hat im Mai einjähriges Jubiläum gefeiert und wurde inzwischen durch den Snapdragon 8 Gen 2 als derzeitiges Topmodell von Qualcomm abgelöst, liefert aber nichtsdestotrotz mehr als ausreichend Leistung für den Alltag und die meisten Mobile Games. Auch das Poco F5 muss sich mit einem Snapdragon 7+ Gen 2 nicht verstecken.

In Benchmarks wie dem Geekbench 6 hat das F5 Pro die Nase leicht vorn und kann den Vorsprung im für Mittelklasse-Geräte vorgesehenen 3DMark Wildlife-Grafiktest weiter ausbauen. Im Wild Life Extreme-Belastungstest zeigt sich jedoch ein besseres Durchhaltevermögen beim F5 Standardmodell: Zwar hält das F5 Pro eine höhere Performance über längere Zeit (90 Prozent der Durchläufe), kämpft kurz vor Ende der Tests jedoch mit starken Leistungseinbrüchen.

Poco F5
Poco F5 Pro

Das F5 liefert eine deutlich bessere Stabilität und bleibt in der ersten Hälfte der Loops durchgehend über 1.900 Punkten, verringert dann die Leistung und bleibt bis zum Schluss stabil bei knapp 1.675 Punkten. Anders als bei unserem Test des Poco X5 gibt es diesmal übrigens keinerlei Firmware-Einschränkungen seitens Xiaomi beim Ausführen der verschiedenen Benchmarks mit der Poco-F5-Serie.

Software: MIUI 14 mit jeder Menge Bloatware

Die Poco F5-Serie wird mit aktuellem Android 13 samt MIUI-14-Überzug ausgeliefert und nach dem üblichen Xiaomi-Verfahren wohl mindestens zwei Jahre lang mit Sicherheits-Updates versorgt. Eine Roadmap für Android-Updates gibt es noch nicht, die neuesten Versionen können jedoch erfahrungsgemäß auf sich warten lassen. Mit der eigenen MIUI-Oberfläche gehen übrigens auch wieder reichlich Bloatware-Apps einher.

Allzu viel Speicherplatz wird durch die unerwünschten, vorinstallierten Apps allerdings nicht blockiert – immerhin kommen beide Geräte mit mindestens 256 Gigabyte, das F5 Pro optional sogar 512 GB UFS-3.1-Speicher, daher. Beim Arbeitsspeicher kann jeweils zwischen acht und zwölf Gigabyte LPDDR5-RAM gewählt werden, die Version 12+256 GB erlaubt außerdem die dynamische Arbeitsspeichererweiterung.

Akku & Laden

Die Akkukapazität beider Geräte ist nahezu identisch, durch unterschiedliche Komponenten ermöglichen die jeweils knapp 5.000 mAh großen Akkus jedoch abweichende Laufzeiten. So hält das Poco F5 mit einer vollen Akkuladung knapp 11 Stunden durch, dem F5 Pro geht schon nach rund 9,5 Stunden die Puste aus. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, wir hätten aber vor allem vom Pro-Modell doch etwas mehr Durchhaltevermögen erwartet.

Beide Geräte unterstützen 67W-Schnellladen, ein entsprechendes Netzteil liegt dem Lieferumfang bei. In etwas unter einer Stunde sind das F5 und F5 Pro voll geladen, doch bereits kurze Ladevorgänge von zehn Minuten reichen für mehrere Stunden Nutzung aus, in denen die nächste Lademöglichkeit erreicht werden kann.

Premiere bei Poco: Kabelloses Laden

Als erstes Gerät der Serie bietet das Poco F5 Pro auch kabelloses Laden. Diese Option ist zwar weniger relevant für jene, die ihr Smartphone nur morgens vor der Arbeit schnell an das schnellstmögliche Ladekabel hängen und kurze Ladezeiten präferieren, doch die Möglichkeit, das Smartphone jederzeit ohne viel Kabelgewirr neben sich auf dem Tisch über ein Qi-Ladepad zu laden, ist dennoch sehr komfortabel.

Mit 30 Watt ist die kabellose Ladeoption des F5 Pro nicht unerträglich langsam, mit einem entsprechenden – nicht mitgelieferten – Ladegerät kann das Smartphone ohne Kabel in knapp einer halben Stunde wieder von null auf 50 Prozent Akkustand gelangen. Was würdet ihr bevorzugen: Kabelgebunden oder kabellos? ⚡

Kamera

Trotz unterschiedlicher Anordnung sind die Kameras der beiden Poco F5-Modelle im Grunde identisch. Dementsprechend teilen sie sich die gleichen Stärken und Schwächen, Unterschiede müssen mit der Lupe gesucht werden. Insgesamt fangen die 64-MP-Hauptkamera, die 8-MP-Ultraweitwinkelkamera und die 2 MP Makrokamera leuchtende Farben gut ein, letztere beiden haben jedoch zuweilen mit Unschärfe in der Bewegung oder an Bildrändern zu kämpfen. Alle drei Linsen schwächeln bei schlechten Lichtverhältnissen: Im Dämmerlicht gehen Details verloren, die Aufnahmen wirken leicht verwaschen.

Hier ein paar Beispielaufnahmen mit dem Poco F5 und Poco F5 Pro:

Poco F5

Poco F5 Pro

Die Makrokamera kann mit etwas Geduld und mehreren Versuchen schicke Nahaufnahmen kleiner Motive wie diesen Bienen anfertigen. Aufgrund der mit 2 Megapixeln sehr begrenzten Auflösung sind zufriedenstellend scharfe Details jedoch Glückssache, insbesondere bei einem bewegten Motiv.

Tipp: Knipst lieber mit der Hauptkamera, geht dabei so nah es geht an das Objekt (Pflanze, Insekt, etc.) heran und schneidet das Bild im Nachhinein digital in der Galerie zu – das Ergebnis ist tatsächlich hochwertiger und besitzt neben einer besseren Qualität auch die natürlicheren Farben.

Poco F5

Poco F5 Pro

Auch die Frontkameras knipsen mit jeweils 16 Megapixel und einer Blende von ƒ/2.45. Hier gilt ebenfalls: Bei günstigen Lichtverhältnissen sind die Ergebnisse scharf und farbtreu, im Dämmer- oder Gegenlicht wirken die Farben leicht verwaschen. Einen Portraitmodus mit künstlichem Bokeh-Effekt gibt es ebenfalls. Mit Personen kann der Algorithmus inzwischen deutlich besser umgehen als bei vorausgegangenen Generationen, doch hin und wieder erzeugen Lücken wie die einer Sonnenbrille im vordergründigen Motiv die bekannten Unschärfe-Fehler.

Frontkamera & Portraitmodus

Der Nachtmodus erfordert keine allzu ruhige Hand, um spärlich beleuchtete Szenerien nachträglich zu belichten und so weitere Details zu entlocken. Im Licht der Straßenlaternen lässt die Bildschärfe allerdings ein wenig zu Wünschen übrig.

Nachtmodus

Einen wirklichen Unterschied gibt es lediglich bei den Videomodi, denn wo das Poco F5 zwar in bis zu 4K-Auflösung bei 30 FPS filmt, bietet das F5 Pro auch 4K bei 60 FPS und dank des besseren Snapdragon 8+ Gen 1 sogar 8K 24fps – wobei letzteres per KI hochskaliert wird. Die Folge sind zum Teil störende Bildfehler bei schnelleren, abrupten Bewegungen, beispielsweise bei Videos, die im Gehen aufgenommen werden. Dabei spielt auch die Einschränkung eine Rolle, dass beide Geräte die optische Bildstabilisierung ausschließlich bei 1080p-Auflösung mit 30fps unterstützen.

Fazit

Wie so oft bei Poco liegen uns mit dem F5 und dem F5 Pro zwei Geräte vor, die sich nur in wenigen Nuancen unterscheiden. Im Alltag sind die Unterschiede der Helligkeit kaum spürbar, und auch der Leistungsvorteil des Snapdragon 8+ Gen 1 im Poco F5 Pro macht sich erst bei dauerhafter Belastung mit aufwändigen Anwendungen bemerkbar. Deutlicher kann sich das Pro-Modell dafür mit knackiger WQHD+-Auflösung und kabellosem Laden abheben.

Die Kameras sind bis auf 8K-Videos im Grunde identisch, letztere werden die wenigsten Pro-Käufer nutzen und ist den Aufpreis alleine nicht wert. Beide Smartphone-Kameras liefern gute Aufnahmen mit schicker Farbdarstellung bei Tageslicht, schwächeln aber bei Makroaufnahmen und schlechten Lichtverhältnissen.

Unterm Strich fehlen dem F5 Standardmodell also gewisse Premium-Aspekte seines Pro-Ablegers, die es jedoch mit nützlichen Features für den Alltag ausgleicht: Der seitliche Fingerabdrucksensor im Powerbutton stellt sich als zuverlässiger als die In-Display-Variante heraus, der Akku hält ein paar Stunden länger und ein Klinkenanschluss ist ebenfalls mit von der Partie.

Für aktuell knapp 390 Euro hat das Poco F5 mit einem runden Gesamtpaket das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Wer unbedingt auf WQHD-Auflösung, 8K-Videos oder kabelloses Laden besteht, sollte zumindest abwarten, bis der Preisaufschlag von aktuell weit über 100 Euro etwas weniger happig ausfällt.

Poco F5

Pro

  • gutes AMOLED-Display
  • ordentliche Kamera bei Tageslicht
  • zuverlässigerer Fingerabdrucksensor im Powerbutton
  • Klinkenanschluss
  • Akkulaufzeit

Contra

  • Kamera schwächelt bei schlechten Lichtverhältnissen
  • kein echtes Always-On-Display
  • 4K-Videos nur in 30 FPS
  • Kameralinsen anfällig für Schmutz

Poco F5 Pro

Pro

  • gutes AMOLED-Display
  • ordentliche Kamera bei Tageslicht
  • Snapdragon 8+ Gen 1
  • optionale WQHD+ Auflösung
  • kabelloses Laden
  • Videos in bis zu 8K-Auflösung

Contra

  • Kamera schwächelt bei schlechten Lichtverhältnissen
  • satter Aufpreis für leichte Verbesserungen
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Redakteur Robin im grünen Pulli Robin Cromberg

... studiert Asienwissenschaften und Chinesisch an der Universität Bonn und ist als Redakteur hauptsächlich für die Ressorts der Eingabe- und Audiogeräte bei Allround-PC.com zuständig, schreibt aber auch über Produktneuheiten aus vielen anderen Bereichen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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