Poco F4 und X4 GT im Vergleichstest: Eine Nuance besser?

Aber auch deutlich teurer!

Das Poco F4 und Poco X4 GT sind die Nachfolger der mit unter attraktivsten Smartphones des letzten Jahres und möchten an ihren Erfolg anknüpfen, unter anderem durch viel Flaggschiff-Hardware für vergleichsweise günstige Preise. Ob die Modelle sich lohnen und inwiefern sie einen Mehrwert gegenüber den Vorgängern bieten, verraten wir euch in diesem Testbericht.

Poco ist als Smartphone-Brand einigen vielleicht noch unbekannt, eigentlich handelt es sich aber um eine Tochterfirma des Xiaomi-Konzerns, die im Jahr 2018 erstmals mit dem Pocophone F1 (Test) viel Anerkennung für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis bekam. Die wichtige F-Serie besteht nach wie vor und hat nach dem Poco F2 Pro (Test) sowie Poco F3 (Test) mit dem Poco F4 nun die vierte Generation erreicht. Highlights sind für die unverbindliche Preisempfehlung von 399,99 Euro unter anderem das 120-Hertz-AMOLED-Display oder die 64-Megapixel-Kamera mit nun optischer Bildstabilisierung.

Daneben gibt es auch die X-Serie, so dominierte das Poco X3 NFC (Test) im Jahr 2020 ebenfalls viele Schlagzeilen. Als Nachfolger dazu und in Anlehnung zum Gaming-orientierten Poco F4 GT (Test) kommt nun das Poco X4 GT. Highlights sind hier unter anderem der neue MediaTek Dimensity 8100 Prozessor, ein Display mit 144 Hertz und die Aufladegeschwindigkeit von 67 Watt bei einer UVP von 379,99 Euro.

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Rein optischen sind bei beiden Modellen kaum Überschneidungen zu ihren jeweiligen Vorgängern vorzufinden, bei beiden Smartphones gibt es eine neue Designsprache. So verfügt das Poco F4 auf der Rückseite nun über ein deutlich hervorstehendes, rechteckiges Kameramodul, welches drei Linsen beherbergt. Das Ganze basiert auf einer Glasrückseite, die in der vorliegenden schwarzen Version glänzend daherkommt. Mit Abmessungen von 163,2 × 76 × 7,7 Millimetern weist das Gerät typische Abmessungen auf, sie ähneln beispielsweise dem vivo X80 Pro (Test).

Das Poco X4 GT ist von der Haptik hingegen etwas „sparsamer“ unterwegs, da die Rückseite aus einem matten Kunststoff besteht. Die Kameraanordnung erinnert an Smartphones von realme und steht nicht erkennbar in Verbindung mit den anderen Smartphones aus dem Xiaomi-Konzern. Mit den Abmessungen von 163,6 × 74,3 × 8,9 Millimetern kommt der günstigere kleine Bruder etwas schmaler, jedoch deutlich dicker daher.

Rück- und Vorderseite von beiden Modellen sind nicht mehr gekrümmt, sondern nach dem aktuellen Trend abgeflacht. Der Rahmen kommt entsprechend sehr breit daher, was ein massives Gefühl in der Hand erzeugt. Dies ist beim Poco F4 jedoch noch ausgeprägter als beim Poco X4 GT. Überdurchschnittlich hochwertig fällt zudem in beiden Modellen der X-Achsen-Vibrationsmotor aus, eine IP-Zertifizierung zum Schutz vor Wasser und Staub sowie ein schneller USB 3.1 Anschluss sind jedoch nicht mit an Bord.

Beide Modelle verfügen über Stereo-Lautsprecher, die sich jeweils unten am Rahmen und oben in der Hörermuschel befinden. Der Klang ist für die Preisklasse in beiden Fällen gut und fällt besser aus als bei vergleichbaren Modellen, wie z.B. dem OPPO Reno 7. Entsperren lassen sie sich in beiden Fällen über einen sehr zügigen Fingerabdrucksensor, der an der Seite der Geräte positioniert ist.

Display

Auf der Front setzen die zwei Smartphones auf unterschiedliche Display-Technologien. Beim Poco F4 handelt es sich um das gleiche Samsung E4 AMOLED-Panel wie im Vorgänger. Der Bildschirm bietet eine Auflösung von 2.400 × 1.080 Pixeln und unterstützt eine flüssige Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz.

Laut Herstellerangaben soll es dabei eine Helligkeit von maximal 900 nits und beim Konsum von HDR-Inhalten bis zu 1.300 nits erreichen. Wir haben bei vollständiger Weißdarstellung (100 % APL) bis zu 810 Nits messen können, bei reduziertem Weißanteil (20 % APL) waren es bis zu 980 Nits. Werte, die für diesen Preisbereich sehr gut sind. Da es sich allerdings nicht um ein flexibles Display-Panel handelt, treten bei seitlicher Betrachtung teilweise regenbogenfarbige Verfärbungen auf.

Da das Poco X4 GT vor allem auf Gaming ausgelegt ist, wird dem Display mit 144 Hertz eine überdurchschnittlich hohe Bildwiederholfrequenz spendiert. Kompromisse werden dafür jedoch bei der Bildschirmtechnik eingegangen, denn es handelt sich hier lediglich um ein LCD-Panel, welches daher typische charakteristische Merkmale wie eine leichte Abdunklung an der oberen Frontkamera-Aussparung oder breitere Ränder aufweist.

Die Blickwinkelstabilität fällt dafür jedoch überraschend gut aus und ist besser als bei vielen vergleichbaren Redmi-Smartphones mit einem LCD. Die offizielle angegebene Helligkeit von 500 nits wurde in unseren Messungen mit bis zu 535 nits sogar übertroffen.

Leistung, Speicher und Software

Während das Poco F4 erneut auf den Snapdragon 870 SoC setzt, so wie in seinem Vorgänger auch, erhält das Poco X4 GT den neuen MediaTek Dimensity 8100 Chipsatz, welcher im 5-Nanometer-Verfahren gefertigt wird. Im Alltag machen beide Modelle eine gute Figur, da beide Prozessoren merkbar stärker als die klassischen Mittelklasse-SoCs sind. Bei etwas aufwendigeren Aufgaben zeigt sich dann jedoch ein deutlicher Unterschied.

Poco F4
Poco X4 GT

In den verschiedenen Benchmarks zeigt sich, dass das Poco X4 GT insbesondere bei der Grafikeinheit und dem Multi-Core Score stärker ist. Während des gesamten Prozesses war die Wärmeentwicklung und der Stromverbrauch aufgrund der moderneren Architektur auch niedriger. Für Gaming handelt es sich beim MediaTek Dimensity 8100 um einen sehr starken Prozessor, der gleichzeitig eine hohe Effizienz aufweist – er scheint also genau die richtige Entscheidung gewesen zu sein.

Poco F4
Poco X4 GT

Beide Modelle werden mit Android 12 ausgeliefert, auf der die MIUI 13 Benutzeroberfläche basiert. Darüber liegt im Fall von Poco jedoch noch der Poco-Launcher, der die Optik des Startbildschirms mit runden Icons etwas auf den europäischen Markt anpasst. Leider werden durch ihn auch einige Animationen, etwa beim Starten einer App, gestrichen. Es sind auch bei beiden Modellen über 15 Extra-Anwendungen wie WPS Office, LinkedIn oder verschiedene mobile Spiele vorinstalliert. Sie lassen sich zwar entfernen, dennoch ist Bloatware, gerade in so hohen Mengen, immer unschön.

Allerdings gibt es bei beiden Smartphone keine Update-Garantie und nach den Erfahrungen vergangener Xiaomi-Smartphones kann es auch durchaus ziemlich lange dauern, bis man neue Patches erhält. Wenn ihr also Wert auf langfristig guten Software-Support legt, sollten ihr euch für eine andere Smartphone-Marke entscheiden.

Akku & Laden

Die Akkukapazität ist beim günstigeren Poco X4 GT sogar größer, denn mit 5.000 Milliamperestunden liegt man etwas über dem Poco F4, welches über 4.500 Milliamperestunden verfügt. Im PCMark-Akkutest (300 Nits, 120 Hertz, WLAN + GPS), der bis 20 Prozent Restkapazität durchläuft, bieten beide Modelle jedoch eine sehr ähnliche Laufzeit von rund 9 Stunden und 45 Minuten.

Somit positionieren sie sich über den aktuellen Flaggschiff-Smartphones wie dem Realme GT 2 Pro mit neun Stunden. Ein OnePlus Nord 2T hält allerdings über 11 Stunden durch, wenn auch mit „nur“ 90 statt 120 Hz. Noch mehr Durchhaltevermögen hätte ansonsten das Oppo A96 mit über 12 Stunden im PCMark-Test.

Mit bis zu 67 Watt können beide Modelle schnell wieder aufgeladen werden, es dauert lediglich weniger als 40 Minuten für eine vollständige Ladung. Zwar gibt es noch schnellere Smartphones wie das Realme GT NEO 3 mit 150 Watt, jedoch sollte auch diese Geschwindigkeit euren Alltag schon signifikant erleichtern.

Kamera(s)

Auf dem Papier ist die Kamera-Ausstattung ähnlich: Als Hauptsensor dient in beiden Fällen ein Sensor mit 64 Megapixeln. Im Poco F4 erhält dieser zwar eine optische Stabilisierung (OIS), fällt mit 1/2,0 Zoll im Vergleich zu 1/1,72 Zoll beim Poco X4 GT jedoch etwas kleiner aus. Dazu gesellt sich bei beiden Geräten ein 8 MP Ultraweitwinkelsensor sowie eine 2 MP Makrokamera („here we go again“).

Beispielfotos

Das Poco F4 kann vom realen Verhalten der Hauptkamera durchaus überzeugen. Durch die optische Bildstabilisierung ist schon die Vorschau extrem stabil, auch bei höherem digitalem Zoom wackelt sie nicht. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung und liefert in den meisten Situationen konstante Ergebnisse, sie tendiert typischerweise vom Weißabgleich her etwas ins Bläuliche.

Poco F4
Poco X4 GT
Poco F4
Poco X4 GT
Poco F4
Poco X4 GT

Beim Poco X4 GT ist es hingegen leider so, dass die Fotos nicht wirklich überzeugen können. Aufgrund des nicht so ausgereiften ISPs im MediaTek-Prozessor kann man eindeutig erkennen, dass die Bildverarbeitung nicht so gut wie beim großen Bruder ist. Häufig ist Rauschen zu erkennen, das HDR funktioniert gelegentlich unzuverlässig und die Farben sind teilweise nicht gut getroffen. Das Problem fällt enttäuschenderweise bei vielen Xiaomi-Smartphones mit MediaTek-Prozessor auf.

Poco F4
Poco X4 GT
Poco F4
Poco X4 GT
Poco F4
Poco X4 GT

Bei Nachtaufnahmen ist die Differenz ebenso deutlich, während das Poco F4 hier auf Basis guter Software-Optimierung gute Ergebnisse abliefert und zum Beispiel in manchen Situationen sogar ein Realme GT NEO 3 mit größerem Sensor übertrifft, kann das X4 GT hier bei weitem nicht mithalten. Die Bilder sind in den meisten Fällen viel zu dunkel und haben kaum Details vorzuweisen.

Poco F4
Poco X4 GT

Beim Vergleich der Frontkamera zeigt sich doch sehr deutlich, dass das Poco F4 hier ganz klar die Nase vorn hat. Die Selfiekamera im Poco X4 GT hängt hinsichtlich Helligkeit, Kontrast und Schärfe weit hinterher. Beim F4 fällt dagegen die Farbgebung bzw. der HDR-Effekt einen Tick zu stark aus.

Fazit

Tatsächlich zeigt sich in unserem Vergleich, dass das Poco X4 GT definitiv das spannendere Smartphone ist. Im Vergleich zum Poco X3 gibt es ein paar auffällige Verbesserungen. Es richtet sich offensichtlich an Gamer, bietet für diese aber auch entsprechend viele Features. Darunter zählt die hohe Bildwiederholrate von 144 Hertz, der große und schnell wieder aufzuladende Akku oder auch der starke MediaTek Dimensity 8100 Prozessor. Lediglich bei Aspekten, die für Gamer weniger relevant sind, wie der Kamera oder der Haptik, gibt es Kompromisse. Der Preis von 379,99 Euro UVP ist jedoch für das Gebotene etwas zu hoch angesetzt, weswegen man etwas warten sollte, bis das Smartphone im Preis fällt.

Deutlich unspannender ist da das Poco F4. Mit einem Preis von 399,99 Euro UVP, der deutlich höher als für sein Vorgänger ist, bietet es nur minimale Verbesserungen im Bereich der Aufladegeschwindigkeit und Kamera. Es ist von den zwei Modellen zwar das rundere Gesamtpaket, für seinen Preis jedoch nicht empfehlenswert. Erst wenn der Preis signifikant sinkt, fallen Vorteile wie das gute Display oder die solide Kamera ins Gewicht.

Poco F4

Pro

  • Guter Akku + schnelles Aufladen
  • Zuverlässige, gute Hauptkamera
  • Hochwertiger Vibrationsmotor
  • Hervorragendes, helles Display

Contra

  • Hoher Preis im Vergleich zum Vorgänger
  • Viel vorinstallierte Bloatware
  • Keine Update-Garantie

Poco X4 GT

Pro

  • Starker Prozessor
  • Guter Akku + schnelles Aufladen
  • Hochwertiger Vibrationsmotor
  • Reaktionsschnelles Display

Contra

  • Unzuverlässiges Kamerasystem
  • Viel vorinstallierte Bloatware
  • Keine Update-Garantie
  • Etwas zu günstige Haptik

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Yinan Xia

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