Samsung Galaxy S20 und S20+ im Test: Besser als das Ultra?

Die S10-Nachfolger im Check
Das Samsung Galaxy S20 und Galaxy S20+ sind zwei neue Ableger der bekannten Smartphone-Serie. Sie bieten eine aktuelle Ausstattung der Oberklasse, sind aber günstiger als das Ultra-Modell. Lest im Test, ob sich die beiden S20-Handys für euch lohnen könnten.

Übersicht

Die Galaxy S20-Serie startete hierzulande am 13. März 2020. Für einen Preis von 899 Euro erschien das reguläre S20 im Handel und für 100 Euro mehr die 5G-Version. Der Preis des Galaxy S20+ betrug zum Marktstart 999 Euro. Das S20+ 5G ging hingegen für 1.099 Euro an den Start, allerdings existiert davon auch noch ein Modell mit mehr Speicher, dessen unverbindliche Preisempfehlung bei 1.249 Euro liegt. Darüber gibt es nur noch das bis zu 1.549 Euro teure Galaxy S20 Ultra (Test). Zum Veröffentlichungszeitpunkt des Testberichts liegt der Straßenpreis des S20 bei knapp 700 Euro* und der des S20+ bei circa 800 Euro.*

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Bei der S20-Serie setzt Samsung auf ein traditionelles und recht schlichtes Design. Die Gehäuse bestehen also aus zwei leicht gewölbten Glasseiten, die von einem Aluminiumrahmen getrennt sind. Sowohl das S20 als auch das S20+ verfügen über eine IP68-Zertifizierung und halten demnach zeitweiliges Untertauchen in Wasser stand. Im Rahmen integriert der Hersteller einen USB-C-Anschluss, Mikrofone und einen Lautsprecher, der mit dem Telefonlautsprecher auf der Vorderseite für Stereo-Klang gekoppelt ist.

Der SIM-Schacht kann zwei Nano-SIMs oder eine Nano-SIM sowie eine MicroSD-Karte gleichzeitig beherbergen. Einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht mehr. Diesbezüglich müssen wir Samsung aber zugutehalten, dass die beiliegenden AKG-Kopfhörer mit USB Typ-C Anschluss einen guten Klang bieten.

Die Rückseite des Galaxy S20 ist wahlweise grau, hellblau oder rosa. Das S20+ ist ebenfalls in Grau und Hellblau verfügbar, jedoch nicht in Rosa, sondern dafür noch in Schwarz. Jeweils ist die Glasrückseite glänzend, obwohl mehr und mehr Hersteller mittlerweile auf matte Oberflächen setzen, um Fingerabdrücke zu vermeiden.

Im oberen linken, hinteren Bereich befindet sich bei beiden Handys zudem ein hervorstehendes, rechteckiges Kameramodul. Diese Positionierung sorgt besonders in Kombination mit der schwarzen oder grauen Farbgebung für eine sehr schlichte und vergleichsweise langweilige Optik. Diesbezüglich gab es in der Vergangenheit von Samsung bereits ausgefallenere Smartphone-Designs. Die Verarbeitung ist trotzdem auf sehr hohem Niveau und bei der Haptik gibt es ebenfalls nichts auszusetzen.

Technik und Features

Samsungs Galaxy S20 und S20+ bieten zwar mehrere Neuerungen, doch die wohl größte und auffälligste befindet sich auf der Front. Dort verwendet der Hersteller nämlich erstmals AMOLED-Displays mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz. Alle Modelle bieten diese Eigenschaft obendrein eine Bildschirmauflösung von WQHD+. Aufgrund des 20:9-Formats entspricht das 3.200 x 1.440 Pixeln. Das S20 misst diagonal 6,2 Zoll und das S20+ kommt auf 6,7 Zoll.

Leider lassen sich die maximale Auflösung und die maximale Bildwiederholrate auch mehrere Monate nach dem Marktstart noch nicht gleichzeitig nutzen, obwohl dies bei Konkurrenzgeräten möglich ist und Samsung ein entsprechendes Update in Aussicht gestellt hat. Demnach sind die Smartphones auf Full-HD+ begrenzt, wenn man die 120-Hertz-Option auswählt.

Erstklassige 120-Hertz-Displays

 

Die Frontkamera befindet sich im Vergleich zur S10-Serie nicht mehr in der oberen rechten Ecke, sondern neuerdings in der oberen Bildschirmmitte. Des Weiteren ist der Ultraschallfingerabdrucksensor ins Display integriert. Übrigens sind die Bildschirme diesmal so geringfügig gekrümmt, dass man beinahe schon von einer komplett flachen Front sprechen könnte – untypisch für den Erfinder der Curved-Displays, aber nicht unbedingt ein Manko.

Leistung, Speicher, Konnektivität

In den europäischen S20-Modellen dient als Prozessor ein Samsung Exynos 990. Der aktuelle Achtkern-SoC bietet viel Leistung und eine Strukturgröße von sieben Nanometern. Bei den nordamerikanischen Varianten kommt hingegen ein Qualcomm Snapdragon 865 zum Einsatz, der nochmal etwas schneller ist und vor allem energieeffizienter. Bei der Bedienungsgeschwindigkeit leistet sich Samsung jedenfalls keine Patzer. Einzig die Verarbeitungszeit von Nachtaufnahmen fiel bei den Testgeräten etwas länger als gewünscht aus.

ModellSamsung Galaxy S20Samsung Galaxy S20+Samsung Galaxy S20 UltraXiaomi Mi 10
Geekbench 5 (Singlecore)883 Pkt.927 Pkt.907 Pkt.904 Pkt.
Geekbench 5 (Multicore)2.693 Pkt.2.782 Pkt.2.814 Pkt.3.354 Pkt.
3DMark Sling Shot Extreme
(OpenGL ES 3.1)
6.701 Pkt.6.837 Pkt.6.680 Pkt.7.199 Pkt.
GFX Bench Car Chase44 fps43 fps25 fps42 fps
GFX Bench Manhattan 3.180 fps59 fps43 fps74 fps

Zudem stehen acht Gigabyte Arbeitsspeicher und 128 Gigabyte UFS 3.0-Massenspeicher zur Verfügung. Die 5G-Varianten bieten zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher und das S20+ 5G gibt es wahlweise sogar mit 512 Gigabyte Speicherplatz. Erneut ist an dieser Stelle anzumerken, dass netterweise der Speicher per MicroSD-Karte erweiterbar ist.

An Funkstandards beherrschen das S20 und S20+ die aktuellen Standards in Form von Wi-Fi 6, Bluetooth 5.0, NFC, USB 3.2 Gen 1 und eben für einen 100-Euro-Aufpreis auch 5G. Mithilfe einer eSIM geht der Dual-SIM-Betrieb auch dann, wenn bereits eine MicroSD-Karte integriert ist. Als Betriebssystem ist Android 10 mit Samsungs One UI 2.1 installiert.

Akkulaufzeiten nur Mittelmaß

Das Galaxy S20 ist mit einem 4.000-Milliamperestunden-Akku ausgestattet und das S20+ verfügt über einen größeren Akku mit einer Kapazität von 4.500 Milliamperestunden. Die 5G-Varianten bieten identische Akkus. In Anbetracht der Bildschirmgrößen lesen sich diese Angaben eigentlich ganz gut, nur leider verbraucht der Exynos-Prozessor viel Energie. Entsprechend fallen die Akkulaufzeiten nur mittelmäßig aus. Besonders der hohe Standby-Verbrauch fiel im Testzeitraum mehrfach auf.

Durchschnittlich reicht eine Akkuladung beim Galaxy S20 für gut einen Tag aus. Das Plus-Modell hält etwas länger durch, aber im Alltag meist auch nicht mehr als eineinhalb Tage. Hier erhofften wir uns vorab etwas mehr von Samsungs Oberklasse-Smartphones – das gilt übrigens ebenfalls für das Ultra-Modell. Das mit dem S20+ vergleichbare OnePlus 8 Pro (Test) hält allerdings ebenfalls nicht länger durch. Im PCMark-Akkutest hielt das S20 bei circa 50-prozentiger Bildschirmhelligkeit sieben Stunden und 20 Minuten durch, das S20+ war mit knapp über achteinhalb Stunden etwas ausdauernder. Anschließend hatten beide Geräte noch eine verbleibende Akkuladung von 20 Prozent.

Des Weiteren ist kabelloses Laden mit maximal 15 Watt sowie Reverse Wireless Charging mit bis zu neun Watt möglich. Das mitgelieferte 25-Watt-Netzteil lädt das S20 in etwas weniger als 80 Minuten vollständig auf und das S20+ in knapp über 90 Minuten. Wenn etwas noch etwas schneller gehen soll, kann optional auch ein 45 Watt Charger für knapp 30 Euro im Onlinehandel erworben werden.

Kameras

Die beiden Galaxy-Handys verfügen über die gleiche Triple-Kamera-Ausstattung, nur weist das S20+ zusätzlich noch einen ToF-Sensor auf. Laut Samsung ist der neue Hauptsensor circa 1,7 Mal größer als noch beim S10. Er löst mit zwölf Megapixeln auf und ist optisch stabilisiert. Die verbaute Ultraweitwinkelkamera löst ebenfalls mit zwölf Megapixeln auf.

Das Trio vervollständigt eine 64-Megapixel-Telekamera mit OIS. Einen optischen Zoom bietet sie zwar nicht, aber aufgrund der hohen Auflösung wird das Bild digital vergrößert beziehungsweise zugeschnitten. Durch Hybdrid-Zoom gibt es bis zu einer dreifachen Vergrößerung demnach keinen sichtlichen Qualitätsverlust, maximal ist ein 30-facher Zoom möglich.

Beispielfotos

Das S20 und S20+ müssen sich bei der Kameraleistung trotz weniger beeindruckender Ausstattung nicht hinter dem S20 Ultra verstecken. Aufnahmen bei Tageslicht sehen gut aus und bieten einen hohen Dynamikumfang. Samsung setzt bei den Fotos auf einen nachbearbeiteten Look mit starken Kontrasten und viel Sättigung – bekanntlich eine Geschmacksfrage. Im Vergleich mit einem mittlerweile älteren Huawei Mate 20 Pro (Test) fielen bei den Samsung-Aufnahmen zuweilen verfälschte Farben und eine niedrigere Schärfe in Randbereichen auf.

Insgesamt sind die Fotos des S20 und S20+ am Tage noch auf einem guten Niveau, wenngleich die aktuelle Konkurrenz, beispielsweise das Oppo Find X2 Pro (Test) oder Huawei P40 Pro (Test) noch besser abschneiden. Unterdurchschnittlich sind die Galaxy-Handys allerdings bei Nachtaufnahmen. Der Nachtmodus aktiviert sich nicht automatisch und nimmt unserer Einschätzung zufolge meist zu lange auf. Dadurch verwackeln viele Nachtaufnahmen selbst bei ruhiger Hand und sind somit unbrauchbar. In dieser Hinsicht können sogar einige Mittelklasse-Smartphones bessere Aufnahmen abliefern. Sofern nicht totale Dunkelheit herrscht, sind die Resultate immerhin noch OK.

Der Kamerazoom ist bis maximal einer fünffachen Vergrößerung recht gut und danach zunehmend Spielerei, da die Bilder dann zu viele Details verlieren. Samsung-typisch ist die Weitwinkelkamera einwandfrei und deckt ein breites Sichtfeld ab. Die 10-Megapixel-Selfies zählen zwar nicht zu den Klassenbesten, sind aber hochwertig und der Autofokus ist praktisch. Schnitzer erlaubt sich Samsung außerdem nicht bei der Videoqualität. In 4K-Auflösung sind die Video-Clips wirklich ansehnlich, lediglich die 8K-Aufnahmen schneiden dagegen sichtlich schlechter ab aufgrund einer niedrigen Bitrate und fehlender Stabilisierung.

Samsung Galaxy S20
Huawei Mate 20 Pro
Samsung Galaxy S20
Huawei Mate 20 Pro

Fazit

Samsungs Galaxy S20* und S20+* sind gute Oberklasse-Handys, doch auch dieses Jahr bleibt der Hersteller hinter der Konkurrenz zurück. Der größte Vorteil gegenüber den S10-Modellen ist die erhöhte Bildwiederholrate von 120 Hertz. Die Performance ist auf einem gewohnt hohen Niveau, ebenso die Verarbeitung. Kritik gibt es für das recht bescheidene Design und in diesem Preisbereich sollte die 5G-Unterstützung mittlerweile keinen Aufpreis mehr kosten.

Zudem könnten die Akkulaufzeiten und die Kameraqualität durchaus besser sein – schlecht sind sie nicht, nur dürfte der Smartphone-Marktführer hier mehr bieten. Für Samsung-Fans mit älteren Modellen unterhalb des Galaxy S8 lohnt sich ein Wechsel vielleicht dennoch. Außerdem ist das S20 ein Kandidat für Liebhaber relativ kompakter Handys. Auf den Kopfhöreranschluss verzichtet mittlerweile sogar Samsung, aber immerhin blieb der erweiterbare Speicher bei dieser Generation erhalten. Derzeit sind sie aus unserer Sicht für eine Empfehlung etwas zu teuer, allerdings hat der Preisverfall bereits begonnen. Lohnenswerter als das deutlich teurere, aber kaum bessere Ultra-Modell sind sie durchaus.

Pro

  • scharfe und hochwertige AMOLED-Displays mit 120 Hertz
  • erweiterbarer Speicherplatz
  • IP68-zertifiziertes Gehäuse mit guter Verarbeitung

Contra

  • Akkulaufzeiten nur durchschnittlich
  • Kameraqualität ist OK, dürfte aber besser sein
  • kein großer Sprung gegenüber den S10-Modellen
  • Aufpreis für 5G-Varianten

Beitrag erstmals veröffentlicht am 05.06.2020

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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