Oppo Reno 8 Lite im Test: Schickes Design, doch das reicht nicht

Außen hui, innen pfui?

Für die Mittelklasse bringt Oppo mit dem Reno 8 Lite ein neues 5G-Smartphone auf den Markt. Mit einer Dicke von 7,49 Millimeter und einem Gewicht von 173 Gramm wird es dem „leichten“ Namenszusatz durchaus gerecht, doch hat Oppo das Smartphone womöglich etwas zu stark abgespeckt? Wir haben den Test gemacht.

Oppo führt die Reno-Reihe weiter, auch wenn die Namensgebung in den letzten Monaten nicht ganz so übersichtlich gestaltet wurde. So haben wir erst im April das Reno 7 4G getestet, welches auf das Reno 6 5G von letztem Oktober folgte. Nun sind wir beim Reno 8 Lite angelangt, welches wieder über 5G verfügt – aber eigentlich ein umgelabeltes Reno 7 Z 5G ist. Die „richtige“ Reno 8 Serie gibt es bis dato nur in China, soll aber wohl auch hierzulande an den Start gehen.

Aktuell gibt es das Oppo Reno 8 Lite 5G ab 350 Euro, bei MediaMarkt kostet das Smartphone aktuell 339,99 Euro. Zum Marktstart war eine UVP von 389 Euro angesetzt. Im Lieferumfang befindet sich ein 33W Netzteil, ein USB-C auf USB-A Ladekabel sowie eine Bedienungsanleitung und ein kleines Werkzeug für den SIM-Karten-Schacht. Auch eine transparente Schutzhülle ist mit dabei, zudem ist das Display ab Werk mit einer Schutzfolie ausgestattet.

Was erwartet euch? #tl;dr

Optisch ein Hingucker: Regenbogenfarben mit LED-Ringen

Besonders in der Farbe „Rainbow Spectrum“ sorgt das Oppo Reno 8 Lite 5G für Aufsehen. Je nach Perspektive und Lichteinfall schimmert die Rückseite in allen möglichen Farben bunt auf – wie, wenn Licht durch ein Prisma fällt. Wer es etwas schlichter mag, kann zur schwarzen Variante in „Cosmic Black“ greifen. Beide Farbvarianten sind allerdings matt gestaltet, wodurch Fingerabdrücke nicht wirklich sichtbar werden. Nur der glänzende Bereich um die beiden Kameralinsen wird schnell zum Magnet dafür.

Zwar hat sich Oppo für einen kantigen Rahmen entschieden, doch mit einer Dicke von nur 7,49 mm und einem Gewicht von 173 Gramm liegt das Reno 8 Lite wirklich angenehm in der Hand. Doch das „Lite“-Gewicht hat auch einen Grund: Sowohl Rückseite als auch Rahmen bestehen aus Kunststoff (Polycarbonat). Das spart natürlich Gewicht ein, ist allerdings nicht ganz so robust wie beispielsweise Metall. Dennoch hinterlässt das Smartphone einen sehr wertigen Eindruck und ist (immerhin) nach IPX4 gegen Spritzwasser geschützt.

Doch nicht nur durch die kunterbunte Rückseite fällt das Reno 8 Lite auf, der Clou sind die beiden Dual-Orbit-LED-Ringe. Unter den runden, silbernen Einfassungen der Kameralinsen befinden sich zwei blaue LED-Ringe, die bei Benachrichtigungen, eingehenden Anrufen oder beim Laden aufleuchten. Das ist zwar nicht ganz so spektakulär wie das Nothing Phone (1), aber durchaus ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse.

Neben einem Powerbutton auf der rechten Seite und zwei Lautstärketasten auf der linken Seite erwarten euch ein USB-C Anschluss, eine 3,5 mm Klinke (ja, die gibt es noch) und ein Mono-Lautsprecher auf der Unterseite. Einen Stereo-Sound gibt es beim Reno 8 Lite somit leider nicht, doch der einzelne Lautsprecher klingt auch recht solide.

Das Display hinkt hinterher!

Auf der Vorderseite sitzt ein 6,43 Zoll großes AMOLED-Panel mit Full-HD+ Auflösung (2.400 x 1.080 Pixel), guten Blickwinkeln und knackigen Farben, was erstmal positiv zu vermerken ist. Warum Oppo jedoch erneut auf eine Bildwiederholrate von 60 Hz setzt, ist uns ein Rätsel. Das reicht zwar für den Alltag vollkommen aus, ist für diese Preisklasse aber einfach zu wenig. Auch die Helligkeit fällt mit bis zu 710 nits (20 % APL) bzw. max. 570 nits bei vollem Weißanteil (100 % APL) eher „solala“ aus.

In dieser Preisklasse wird mittlerweile einfach mehr geboten. Konkurrenten wie das knapp 100 Euro günstigere Poco X4 Pro bieten 150 nits mehr Helligkeit und ein 120 Hz OLED. Selbst das Samsung Galaxy A53, welches ähnlich viel wie das Oppo Reno 8 Lite kostet, bietet solch ein Panel und kratzt sogar an der Marke von 1.000 nits Helligkeit. In gewisser Weise ist das Kritik auf hohem Niveau, doch das Reno 8 Lite muss sich nun mal mit der Konkurrenz vergleichen lassen.

Zum Entsperren nutzt das Reno 8 Lite einen Fingerabdrucksensor unter dem Display, der das Smartphone während unseres Praxistests stets präzise und flott entsperrt hat. Allerdings ist der Sensor etwas weit unten platziert, was das Entsperren mit dem Daumen nicht immer ganz so komfortable gestaltet und etwas Fingerakrobatik voraussetzt.

Performance & Speicher

Unter der Haube arbeitet ein Snapdragon 695 SoC aus dem Hause Qualcomm. Der in 6 nm gefertigte Chip verfügt über acht Kerne und taktet mit bis zu 2,2 GHz. Darüber hinaus verfügt das Oppo Reno 8 Lite über 8 Gigabyte LPDDR4-Arbeitsspeicher und 128 Gigabyte internen Speicher nach UFS 2.2 Standard. Wer möchte, kann noch eine MicroSD-Karte zur Speichererweiterung einsetzen. Zudem lässt sich der RAM „virtuell“ mit 2, 3 oder 5 GB aufstocken – hierzu wird dann etwas Platz vom internen Speicher genutzt.

Im Alltag lässt sich das Reno 8 Lite sehr angenehm bedienen. Zwar erreicht das Smartphone in den Benchmarks keine Bestleistungen, doch diese Performance kann das Smartphones sehr beständig aufrechterhalten. Im 3D Mark Wild Life Stresstest, der den Benchmark 20x durchführt, werden 5 bis 11 FPS und eine Stabilität von über 99 % erreicht. Dabei wurde das Gerät maximal 35 °C warm.

SmartphoneGeekbench (Single, Multi)3DMark Wildlife
Oppo Reno 7 (Snapdragon 680, 8/256 GB)- 383 Punkte
- 1.675 Punkte
450 Punkte
Poco M4 Pro (Helio G96, 6/128 GB)- 531 Punkte
- 1.847 Punkte
1.094 Punkte
Oppo Reno 8 Lite 5G (Snapdragon 695, 8/128 GB)- 689 Punkte
- 2.024 Punkte
1.217 Punkte
Poco X4 Pro 5G (Snapdragon 695, 6/128 GB)- 689 Punkte
- 2.051 Punkte
1.209 Punkte
Poco F4 5G (Snapdragon 870, 6/128 GB)- 980 Punkte
- 3.108 Punkte
4.332 Punkte

Auch Spiele sind problemlos möglich, bei etwas grafikintensiveren Games solltet ihr dann allerdings eher niedrige bis mittlere Qualitätseinstellungen wählen. Apex Legens läuft zum Beispiel bei HD-Grafikqualität mit Framerate-Einstellung „Hoch“ mit durchschnittlich 40 FPS – wenn auch mit kleineren Framedrops zwischendurch. Ein Tipp: Aktiviert beim Spielen den Pro-Gamer-Modus, den ihr über das Game-Toolkit aktivieren könnt. Dann fokussiert sich das Smartphone noch stärker auf das Spiel.

Darüber ist das Reno 8 Lite mit 5G, Wi-Fi 5 (ac) sowie Bluetooth 5.1 und NFC zum mobilen Bezahlen ausgestattet. Solltet ihr keine MicroSD-Karte verwenden, lässt sich im Übrigen auch eine zweite Nano-SIM-Karte einlegen.

Akku & Laden

Der 4.500 mAh starke Akku hielt im PC Mark Battery-Benchmark bei fixierten 300 nits Helligkeit und aktiviertem WLAN + GPS für 9 Stunden und 44 Minuten durch, ehe noch 20 % Restkapazität vorhanden waren. Das ist angesichts der Kapazität ein gutes Ergebnis, da andere Geräte in dieser Preisklasse selbst mit 5.000 mAh Akku kürzer oder gleich lang durchhalten (z.B. Poco X4 Pro). Nur das OnePlus Nord 2T kommt auf über 11 Stunden.

Geladen wird der Akku mit dem beiliegenden 33 Watt Netzteil und der SuperVOOC-Technologie. Nach 30 Minuten sind wieder 70 % im Akku, die volle Ladung gibt es nach knapp einer Stunde (etwa 60-70 Minuten). Kabelloses Laden gibt es beim Oppo Reno 8 Lite nicht, was in dieser Preisklasse allerdings auch nicht üblich ist.

Das Wirrwarr um Android und ColorOS

Zum Marktstart im Juni hat Oppo das Reno 8 Lite noch mit ColorOS 12 auf Basis von Android 11 ausgeliefert. Die Benutzeroberfläche ist vielseitig anpassbar, bietet ein schickes Design und in diesem Fall leider auch einiges an Bloatware – eigentlich eher Oppo-untypisch. Insgesamt 14x Apps, darunter AutoDoc, Cube Master 3D, Marktguru, PUBG Mobile und TikTok, waren abseits der Google- und Oppo-eigenen Apps vorinstalliert. Die Deinstallation ist allerdings in unter einer Minute erledigt.

Mittlerweile ist das Update auf ColorOS 12.1 mit Android 12 eingetroffen und bringt somit ein paar praktische Neuerungen auf das Smartphone. Da Oppo dem Smartphone allerdings nur zwei Android-Updates spendiert, wird mit Android 13 – welches aktuell in den Startlöchern steht – wohl schon das Ende der Fahnenstange beim Reno 8 Lite erreicht sein. Immerhin gibt es drei Jahre Sicherheitspatches, mit denen ihr zumindest auf der sicheren Seite bleibt.

Kamera: Das aufgepumpte Triple-Setup

Für ein paar Schnappschüsse besitzt das Reno 8 Lite ein Triple-Kamera auf der Rückseite. Wie es bei etwas günstigeren Smartphones aber leider üblich ist, gesellen sich zum 64 Megapixel Hauptsensor noch eine Makrokamera und Tiefenkamera mit jeweils 2 Megapixel Auflösung. Hier stellt sich dann die Frage, wie nützlich diese „Triple“-Cam wirklich ist oder ob es sich dabei eher um eine solide Einzelkamera mit Marketing-Aufblähung handelt?

Tatsächlich kann die Hauptkamera besonders bei Tag für ansehnliche Fotos sorgen. Die Ergebnisse sind gut belichtet, kontrastreich und farblich gut dargestellt. Mit optional aktivierbarer AI-Erkennung wird die Sättigung jedoch gern mal etwas überdreht. Die Fotos bei Nacht können uns hingegen nicht vollends überzeugen. Zwar sind Farbgebung und Helligkeit gut abgestimmt, doch besonders dunkle Bereiche rauschen zu stark.

Das 2 MP Duo: Muss das wirklich sein?

Die Makrokamera ist dagegen eher ein „Gag“. Mit 2 Megapixel sind die Ergebnisse nicht wirklich hochauflösend, sodass uns Fotos mit dieser Kamera näher betrachtet schnell an die Qualität von Tasten-Handys von vor 15 Jahren erinnert. Mit einer ruhigen Hand lasen sich zwar recht einzigartige Nahaufnahmen einfangen, so wirklich ansehnlich sind die Makrofotos allerdings nicht.

Und ob die Tiefenkamera wirklich für bessere Porträts sorgt, ist fraglich. Einerseits besitzt die Hauptkamera schon eine ordentliche Tiefenunschärfe, auf der anderen Seite lässt sich der unscharfe Porträt-Effekt auch rein softwareseitig lösen. Stattdessen hätten wir uns hier lieber eine Ultraweitwinkel gewünscht.

Die Selfies der 16 Megapixel Frontkamera, zu finden im Punch-Hole oben links, gehen in Ordnung. Qualitativ ist hier definitiv noch Luft nach oben, doch für das ein oder andere Grinse-Foto reicht es.

Videos kann das Oppo Reno 8 Lite maximal in 1.080p Full-HD bei 30 fps aufzeichnen. Eine optische Bildstabilisierung fehlt zwar, doch die elektrische bzw. softwareseitige Stabilisierung kann zumindest kleinere Ruckler gut ausbügeln. Nur Autofokus könnte noch etwas Feinschliff hinsichtlich Präzision und Schnelligkeit vertragen.

Fazit

Das Oppo Reno 8 Lite platziert sich mit einem Preis ab 350 Euro in der attraktiven Mittelklasse, hinterlässt in unserem Praxistest allerdings eher einen mittelmäßigen Eindruck. Die Performance und Speicherausstattung sind sowohl für den Alltag als auch zum Spielen mehr als ausreichend. Dazu gibt es eine gute Akkulaufzeit und mit 33 Watt halbwegs schnelles Laden. Verpackt ist alles in einem schicken Design mit guter Verarbeitung und wertiger Materialanmutung, trotz Kunststoff. Dem OLED-Display mit knackigen Farben und Kontrasten spendiert Oppo allerdings lediglich eine Bildrate von 60 Hz – das geht selbst im Preisbereich unter 300 Euro schon besser.

Die Hauptkamera, welche besonders bei Tag ansehnliche Fotos knipst, könnte darüber hinaus noch etwas Feintuning bei Nacht gebrauchen. Zudem hätte sich Oppo die beiden 2 MP Sensoren sparen können, die nur zum Zwecke der „Triple-Kamera“ verbaut sind. Eine Ultraweitwinkelkamera oder mehr Auflösung für den Makrosensor hätten dem Reno 8 Lite sicherlich gutgetan. Davon können leider auch die beiden LED-Ringe nicht ablenken, die eine coole Idee sind – Welcome back, Benachrichtigungs-LED.

Warum Oppo sich dann noch für Android 11 als vorinstalliertes Betriebssystem entscheidet, bleibt fraglich. Zwar ist das Update auf Android 12 mittlerweile eingetroffen, doch mit maximal zwei Updates erwartet das Reno 8 Lite „nur“ Android 13 – und das ist aktuell ebenso in den Startlöchern.

Alles in allem passt der Spruch „Mehr Schein als Sein“ doch ganz gut zum Oppo Reno 8 Lite. Es ist definitiv kein schlechtes Smartphone, vermisst jedoch einige Features, die Konkurrenten teils für weniger Geld oder das gleiche Preisschild bieten können. Vor allem hausintern bekommt das Smartphone durch ein Find X5 Lite mit 90 Hz OLED, besserer Kamera, mehr Speicher und deutlich schnellerem Laden Konkurrenz – für 360-380 Euro. Alternativen sind sonst ein Samsung Galaxy A53, OnePlus Nord 2T oder Poco X4 Pro.

Pro

  • solide Performance für Alltag und Spiele
  • OLED mit knackigen Farben
  • gute Hauptkamera bei Tageslicht
  • gute Akkulaufzeit
  • leichtes, dünnes Design mit guter Verarbeitung

Contra

  • Nachtfotos noch ausbaufähig
  • doppelte 2 MP Sensoren unnötig
  • keine Ultraweitwinkelkamera
  • Display mit unr 60 Hz Bildrate
  • Android 11 vorinstalliert

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Leonardo Ziaja Portrait Leonardo Ziaja

... ist vor allem für die Bereiche Smartphones und Mobile zuständig, testet aber auch andere Hardware-Highlights wie Gehäuse, Prozessoren und Mainboards. Darüber hinaus sorgt er für hochwertige Bilder in unseren Testberichten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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