Snapdragon 8 Gen 3: Qualcomms Smartphone-Chip mit KI-Fokus

Mit dem Snapdragon 8 Gen 3 löst Qualcomm den Snapdragon 8 Gen 2 aus November 2022 ab. Er stellt das neue Flaggschiff im Mobile-Portfolio des Herstellers dar. Im Rahmen des hauseigenen Summits wurde ebenfalls die neue Computing-Plattform namens Snapdragon X Elite präsentiert. Anders als der X Elite ist der Snapdragon 8 Gen 3 für den Einsatz in Oberklasse-Smartphones vorgesehen.

Bereits in den nächsten Wochen werden die ersten Ankündigungen für den chinesischen Markt erwartet, etwa Xiaomis 14 Pro. In Europa starten Smartphones mit dem neuen Chip erst 2024. Qualcomm nennt als Partner unter anderem Asus, Honor, Nio, OnePlus, Redmi, Sony, Vivo, Xiaomi und ZTE.

In der Pressemitteilung erwähnt das US-Unternehmen überraschenderweise keine Leistungsverbesserungen, sondern geht nur auf den starken KI-Fokus der Plattform ein. Dennoch hat sich technisches beim System-on-Chip (SoC) einiges gegenüber dem Vorgängermodell verändert.

Mehr Performance-Kerne und höhere Taktraten

So basiert die neue Kryo-CPU auf der aktuellen ARM-v9.2-Architektur und bietet eine veränderte Cluster-Aufteilung: 1+5+2 anstatt 1+4+3. Neben dem Prime-Kern namens Cortex-X4, der bis zu 3,3 Gigahertz erreicht, sitzen nun fünf Cortex-A720-Performance-Kerne. Drei davon takten mit bis zu 3,3 GHz, zwei weitere mit maximal 3,0 GHz. Die zwei übrigen Cortex-A520-Kerne im Effizienz-Cluster arbeiten mit höchstens 2,3 GHz.

Neben den generellen Leistungsvorteilen takten die neuen Kerne allesamt höher als noch im Snapdragon 8 Gen 2. Laut Herstellerangabe ist die CPU 30 Prozent schneller sowie 20 Prozent effizienter im Vergleich zum Vorgänger. Der Generationsunterschied fällt zwar geringer aus als zuvor, ist aber angesichts der erneuten Vier-Nanometer-Fertigung beachtlich. Bereits der Snapdragon 8 Gen 1 aus 2021 wurde in einem Vier-Nanometer-Prozess hergestellt, jedoch bei Samsung. Das neue Modell läuft wie schon sein Vorgänger bei TSMC vom Band, vermutlich im N4P-Prozess.

Frame-Interpolation für Gaming

Gegenüber der Adreno-GPU im Snapdragon 8 Gen 2 soll die neue Grafikeinheit um 25 Prozent leistungsstärker sowie effizienter sein. Qualcomm wirbt mit Unterstützung für eine variable Bildwiederholrate (VRR) zwischen 1 und 240 Hertz. Ein Hertz dürfte dem Betrieb eines Always-On-Sperrbildschirms mit entsprechendem Panel zugutekommen, 240 Hertz sind nur an extern angeschlossenen Full-HD-Displays möglich. Alternativ erlaubt der Chip auch die Bildausgabe bis 8K-Auflösung bei 30 Hertz (zuvor max. 4K 60 Hz). Die maximale Auflösung und Bildwiederholrate von integrierten Displays liegt nach wie vor bei 4K 60 Hertz oder QHD+ 144 Hertz.

Neu ist außerdem die Adreno Frame Motion Engine 2.0, die in Gaming die Bildrate mittels Interpolation steigern kann. Bei 120 FPS nativ soll sie also 240 FPS interpoliert anzeigen – allerdings nur auf externen 240-Hertz-Bildschirmen. Praxisnaher dürfte daher bei unterstützten Spielen eine entsprechende Grafikeinstellung sein, um künstlich 120 FPS zu erreichen, wenn nativ nur 60 FPS gerendert werden. Erneut beherrscht die GPU übrigens Hardware-beschleunigtes Raytracing, diesmal sogar mit globaler Beleuchtung durch Unreal Engine 5 Lumen.

Deutlich stärkere NPU

Stärker denn je rückt Qualcomm bei der Mobile-Plattform künstliche Intelligenz in den Vordergrund. Die Hexagon-NPU (Neural Processing Unit) soll bis zu 98 Prozent schneller und 40 Prozent effizienter arbeiten. Unter anderem wurde dafür die Bandbreite des geteilten Speichers zwischen den einzelnen NPU-Einheiten verdoppelt. Auch die Mikro-Architektur der NPU sowie die Taktrate der Vector-Recheneinheit wurden verbessert. Die gesteigerte Arbeitsspeicher-Unterstützung auf LPDDR5X-9600 kommt der NPU ebenfalls zugute.

Der zugehörige Sensing-Hub bietet bis zu 3,5-mal mehr KI-Leistung laut Qualcomm und hat 30 Prozent mehr Speicher erhalten. Eine weitere Neuerung für den Sensing Hub ist die Implementierung von OpenAI Whisper, ein Spracherkennungs-System, das Sprache in Text umwandelt und andersherum. Es kommt unter anderem bereits bei ChatGPT zum Einsatz und Spotify nutzt es zum automatischen Übersetzen von Podcasts.

Des Weiteren wirbt das Unternehmen mit KI-Funktionen wie lokaler Bildgenerierung/-erweiterung, personalisierten KI-Antworten aufgrund von Gerätedaten (via Sensing Hub) und einem Objektradierer bei Videos. Multimodale KI-Modelle mit über 10 Milliarden Parametern werden unterstützt.

Weitestgehend wirkt der Bildsignalprozessor, ein Triple-ISP, funktionell identisch zum Vorgänger, doch es bestehen einige Detailunterschiede. Der HDR-Support (etwa Google Ultra HDR) fällt besser aus, die Visual-Analystics-Engine ist aktueller und neu hinzugekommen ist Night-Vision-Video mit KI-Rauschreduktion in 4K/60. Die EXIF-Daten bzw. Metadaten von Bildern können zudem anzeigen, ob Fotos KI-generiert oder real sind.

Selbst beim Modem gibt es KI

Für Mobilfunk verwendet der Snapdragon 8 Gen 3 Qualcomms aktuelles Snapdragon-X75-Modem. Die Eckdaten sind gleichauf mit dem X70-Modem aus dem vorigen Flaggschiff, doch vor allem der Platzbedarf und der Energieverbrauch seien besser. Natürlich ist hier ebenfalls von besserer KI-Leistung (2,5-fach) die Rede und zusätzlich bietet das neue Modem Unterstützung für Satellitenkommunikation. Die 5G-Datenraten liegen via mmWave bei maximal 3,5 Gigabit/s im Uplink und 10 Gigabit/s im Downlink.

Die Funkeinheit FastConnect 7800 ist erhalten geblieben, bringt aber neuerdings Bluetooth-5.4-Unterstützung mit sich. WLAN-Verbindungen mittels Wi-Fi 7 von bis zu 5,8 Gigabit/s sind darüber ebenso möglich.

In Kürze können wir euch erste Benchmark-Ergebnisse von einem Referenz-Smartphone mit Snapdragon 8 Gen 3 liefern. Auch einige Demos zu den KI-Features stellt Qualcomm beim Snapdragon Summit zur Verfügung. Behaltet die nächsten Tage also ebenfalls unsere Social-Media-Accounts im Auge, um nichts zu verpassen.

Mit * markierte Links sind Affiliate-Links. Mit dem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Verkaufsprovision, ohne dass du mehr bezahlst.

• Qualcomm (Vorabinformationen)

Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Weitere Autoren-Beiträge entdecken

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.