Wi-Fi 7, die neueste Generation des WLAN-Standards, ist nun offiziell eingeführt. IEEE 802.11be stellt eine signifikante Verbesserung gegenüber den Vorgängern Wi-Fi 6 und Wi-Fi 6E dar. Es bietet höhere Datenraten, verbesserte Effizienz, geringere Latenz und mehr. Alle Details zu Wi-Fi findet ihr in diesem Artikel.
Was ist Wi-Fi 7?
Wi-Fi 7 ist der Marketingname für den technischen WLAN-Standard IEEE 802.11be, der im Januar 2024 von der Wi-Fi Alliance zertifiziert wurde. Als Nachfolger von Wi-Fi 6 bzw. 802.11ax und der 6-GHz-Erweiterung Wi-Fi 6E setzt Wi-Fi 7 neue Maßstäbe für Geschwindigkeit und Kapazität in drahtlosen Netzwerken.
WI-FI 7 vs WI-FI 6: Welche Unterschiede gibt es?
Obwohl Wi-Fi 7 die Frequenzbänder 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz wie Wi-Fi 6E nutzt, führt es neue Funktionen ein, um das Nutzererlebnis zu verbessern:
- 320 MHz Kanalbandbreite: Eine Verdopplung der Kanalbandbreite im Vergleich zu Wi-Fi 6 ermöglicht wesentlich höhere Datenübertragungsraten.
- 4K-QAM: Die Quadraturamplitudenmodulation (QAM) wurde gegenüber Wi-Fi 6 von 1.024 auf 4.096 gesteigert. Zudem wird jetzt mit 12 Bits statt 10 Bits übertragen. QAM sorgt dafür, dass mehr Daten pro Paket gesendet werden können. Stellt euch vor, dass ein neuer LKW nicht nur schneller (6-GHz-Band) auf einer breiteren Autobahn (höhere Kanalbreite) fährt, sondern wegen optimiertem Stauraum auch mehr Pakete auf einmal transportieren kann.
- Preamble Puncturing: Mit Preamble Puncturing wird ein ungenutzter Teil eines belegten Funkkanals abgeschnitten, um ihn weiterhin für Datenübertragungen nutzen zu können. Wenn Nachbar-Netzwerke also einen Funkkanal nicht vollständig blockieren, kann der eigene Router noch Datenpakete über einen „abgeschnittenen“ Teil desselben Kanals senden. Bei Wi-Fi 6 war dies nur ein optionales Feature.
- Multi-Link Operation (MLO): Ermöglicht gleichzeitige Datenübertragungen über mehrere Frequenzbänder, was die Latenz und Leistung verbessert. Es ist der einzige WLAN-Standard, der auf allen drei Frequenzbändern funken kann.
- Bis zu 16 Antennen: Für die maximal mögliche Geschwindigkeit von Wi-Fi 7 bräuchte man Router und Endgeräte mit 16 Antennen für 16×16 MIMO. Bei Smartphones und Notebooks kommen in der Regel zwei Antennen (2×2 MIMO) zum Einsatz.
Eigenschaft/Standard | Wi-Fi 5 | Wi-Fi 6 | Wi-Fi 6E | Wi-Fi 7 |
---|---|---|---|---|
Einführung | 2013 | 2019 | 2021 | 2024 |
IEEE | 802.11ac | 802.11ax | 802.11ax | 802.11be |
Bänder | 2,4 + 5 GHz | 2,4 + 5 GHz | 6 GHz | 2,4 + 5 + 6 GHz |
Geschwindigkeit (theoretisch) | 6,9 Gbit/s | 9,6 Gbit/s | 9,6 Gbit/s | 46 Gbit/s |
Kanäle | 20, 40, 80, 80+80, 160 MHz | 20, 40, 80, 80+80, 160 MHz | 20, 40, 80, 80+80, 160 MHz | 20, 40, 80, 80+80, 160, 320 MHz |
Modulation | 256-QAM-OFDMA | 1024-QAM-OFDMA | 1024-QAM-OFDMA | 4096-QAM-OFDMA |
MIMO | 4X4 MIMO, DL MU-MIMO | 8X8 UL/D/ MU-MIMO | 8X8 UL/D/ MU-MIMO | 16X16 MU-MIMO |
Sicherheit | WPA 2 | WPA 3 | WPA 3 | WPA 3 |
MLO | Nein | Nein | Nein | Ja |
Vorteile von Wi-Fi 7
Nach diesen ganzen Fachbegriffen fragt ihr euch sicherlich „Was bringt das denn jetzt in Kurzform?“. Konkret ausgedrückt, ergeben sich für euch mit Wi-Fi 7 folgende Vorteile, die ihr bei der Nutzung bemerken dürftet:
- Höhere Geschwindigkeiten: Mit einer potenziellen Datenrate von bis zu 46 Gbit/s eignet sich Wi-Fi 7 für bandbreitenintensive Anwendungen wie 4K- oder gar 8K-Streaming sowie Cloud-Computing. Wi-Fi 6 schafft maximal 9,6 Gbit/s, Wi-Fi 5 sogar nur 6,9 Gbit/s und Wi-Fi 4 höchstens 0,6 Gbit/s.
- Reduzierte Latenzen: Ideal für Echtzeitanwendungen wie VR-Streaming und Cloud-Gaming.
- Verbesserte Kapazität und Effizienz: Dank MLO und optimierter MU-MIMO-Fähigkeiten kann Wi-Fi 7 eine größere Anzahl von Geräten effizienter unterstützen.
- Bessere Stabilität und Zuverlässigkeit: Verbesserte Kommunikationsfähigkeiten reduzieren Störungen und sorgen für stabilere Verbindungen.
Wann kommt der neue Standard auf den Massenmarkt?
Während Wi-Fi 6 bereits weitverbreitet ist und Wi-Fi 6E in einigen Smartphones und Computern Einzug gehalten hat, sind Router noch selten. Wi-Fi-7-Router wurden bereits von Herstellern wie Asus, TP-Link und Netgear veröffentlicht, auch AVM bringt in Kürze entsprechende FritzBox-Router auf den Markt. Wie immer bei höheren Funkfrequenzen ist die Reichweite begrenzter. Dennoch wird erwartet, dass sich Wi-Fi 7 aufgrund seiner Vorteile schnell verbreiten wird. Die Wi-Fi Alliance prognostiziert bis 2028 über 2,1 Milliarden Wi-Fi-7-fähige Produkte. Grundsätzlich wird das breite 6-GHz-Frequenzspektrum (480 MHz in der EU, 1.200 MHz in den USA) die überfüllten 2,4- und 5-GHz-Bänder entlasten.
Wi-Fi 7 ausprobiert mit Netgear Nighthawk RS700S
Wir konnten mit dem Netgear Nighthawk RS700S bereits einen High-End-Router mit dem neuen WLAN-Standard ausprobieren. Mit einem Preis von knapp 900 Euro ist er derzeit der teuerste Router mit Wi-Fi 7, doch dafür gibt es auch wesentlich mehr Streams als bei günstigeren Optionen sowie zwei 10G-Ethernet-Ports. Wir haben ihn an den 2.5G-Anschluss einer FritzBox 6690 (WLAN deaktiviert) angeschlossen, die an einem Kabelanschluss von Vodafone (1.000 Mbit/s / 50 Mbit/s) hängt.
Geschwindigkeit von WI-FI 7: Wie schnell ist es in der Praxis?
Effektiv wurde die Leistung aus dem Kabelanschluss verlustfrei per WLAN an ein Smartphone übertragen, in unserem Fall ein Google Pixel 8. Im Internet-Speedtest hat das Smartphone über den Netgear-Router 1.064 Mbit/s im Download und 52 Mbit/s im Upload erreicht. Direkt vor dem Router lag die Übertragungsrate (kein Internet) bei maximal 2.533 Mbit/s, am anderen Ende der Wohnung (60 qm) wurden 1.225 Mbit/s angezeigt.
Dort steht auch ein Notebook mit Wi-Fi 6, das mit dem neuen Router oftmals die doppelte Internet-Downloadrate (~700 Mbit/s) im Vergleich zur FritzBox-Verbindung erreichen konnte. Der Ping war allerdings dort nicht nennenswert besser, nur lokal in direkter Nähe des Routers via Wi-Fi 7.
Grundsätzlich spielt der Router seine Vorteile natürlich am besten aus, wenn entsprechende Endgeräte im Netzwerk Wi-Fi 7 unterstützen. Bislang können dies jedoch nur eine überschaubare Menge an Smartphones, zudem neueste Intel-PCs und so langsam kommen erste Intel-Notebooks mit Wi-Fi 7 auf den Markt. Der RS700S beherrscht auch Wi-Fi 6E, was bei Mobilgeräten schon etwas gängiger Standard ist. Hier wird ebenfalls das 6-GHz-Band verwendet (maximal 160 MHz Kanalbreite).
Das Router-Topmodell von Netgear beinhaltet acht Antennen und deckt die drei Frequenzbänder mit 4×4-Streams ab. Somit ergeben sich theoretisch 1,4 Gbit/s mit 2,4 GHz, bis zu 5,8 Gbit/s mit dem 5-GHz-Band und 11,5 Gbit/s über das 6-GHz-Spektrum. Netgear wirbt entsprechend wegen des Multi-Band-Betriebs durch MLO mit „bis zu 19 Gbit/s“, doch das ist natürlich eher Marketing und Theorie als Praxis.
Welche Smartphones unterstützen Wi-Fi 7?
Bis Wi-Fi-7-Router am Massenmarkt angenommen werden, dürfte vermutlich noch etwas Zeit verstreichen. Ihr müsst also nicht direkt einen neuen Router kaufen. Es lohnt sich eher, wenn ihr mehrere Endgeräte daheim habt, die den neuen Standard unterstützen. Folgend haben wir euch einige Beispiele an Smartphones aufgelistet, die Wi-Fi 7 beherrschen:
- Google Pixel 8 (Pro) (Test)
- Samsung Galaxy S24 Ultra (Vergleichstest)
- Xiaomi 13T Pro (Test)
- Xiaomi 13 (Pro) (Test)
- OnePlus 12 (News)
- OnePlus 11 (Test)
- Asus ZenFone 10
- Honor Magic 5 Pro (Test)
- Honor Magic V2 (Test)
- Motorola Edge 40 Pro (News)
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