Poco F4 GT im Test: Top-Features zum Mittelklasse-Preis

Preis-Leistungs-Smartphone mit vielen Highlights

Poco ist für Smartphones mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Mit dem Topmodell Poco F4 GT packt der Hersteller Schnellladen mit 120 Watt, ein 120-Hertz-AMOLED-Panel und den Snapdragon 8 Gen 1 SoC unter die Haube. Preislich bleibt das neue Gaming-Smartphone dennoch zurückhaltend. Die Vor- und Nachteile beleuchten wir im Testbericht.

Übersicht

Die Xiaomi-Submarke Poco hat in den letzten Jahren zahlreiche Preisknaller-Smartphones auf den Markt gebracht, etwa das Poco X3 Pro und Poco F3 (Vergleichstest) und auch neuere Modelle wie das M4 Pro, M4 Pro 5G und X4 Pro 5G (Vergleichstest) konnten uns überzeugen. Mit dem Poco F4 GT startete im April 2022 das diesjährige Flaggschiff der Marke, welches das F3 sowie das hierzulande nie erschienene F3 GT ablöste. Unter dem Namen Redmi K50 Gaming Edition erschien es zuvor schon in China. Zu Beginn war es auf 499,90 Euro bzw. 599,90 Euro reduziert, je nach Speichervariante, und wenige Wochen später wurde die Rabatt-Aktion bereits wiederholt. Regulär kostet es 599,90 Euro mit 8 + 128 Gigabyte und 699,90 Euro mit 12 + 256 Gigabyte. Innerhalb des ersten halben Jahres nach Kauf bietet Poco eine einmalig kostenlose Bildschirmreparatur im Schadensfall an.

Selbst zum offiziellen Preis stellt die 128-Gigabyte-Variante des F4 GT derzeit die günstigste Smartphone-Option mit einem Snapdragon 8 Gen 1 dar, Qualcomms aktuellem Top-Prozessor. Für mindestens 50 Euro mehr folgen danach das Xiaomi 12, Realme GT 2 Pro und Motorola Edge 30 Pro. Poco bietet beliebte Modelle jedoch regelmäßig reduziert an, also ist beim F4 GT mit günstigeren Preisen zu rechnen. Somit rutscht das Smartphone eher in die Preisregion eines iPhone SE (2022), Galaxy A53 und Google Pixel 6 (Test). Farblich steht das Poco-Flaggschiff in Cyber Yellow (Gelb), Knight Silver (Silber) und Stealth Black (Schwarz) zur Auswahl.

Bild: Poco

Lieferumfang

Design und Verarbeitung

Beim Anblick des Smartphones fällt das ansehnliche Rückseiten-Design ins Auge, ein wahrer Eyecatcher ist es aber nur in der gelben Ausführung. Es kommt beidseitig Gorilla Glass Victus zum Einsatz, das hinten überwiegend matt ausfällt. Ein feiner Streifen sowie zwei äußere Bereiche der Glasrückseite sind hingegen glänzend gehalten, was aus unserer Sicht durchaus schick wirkt.

Ebenfalls nette Details sind der wie ein Blitz geformte LED-Kamerablitz, eine Benachrichtigungs-LED im Kameramodul und der im mittleren Bereich leicht auf die Rückseite geschwungene Rahmen. Weniger gefallen dagegen der uninspirierte Kamerabuckel und der untere rechte Bereich, der von obligatorischem Text, dem CE-Symbol und einer durchgestrichenen Mülltonne eingenommen wird.

Der größtenteils flache Rahmen besteht aus Aluminium und beherbergt einige Besonderheiten: durch Schieberegler ausfahrbare Gaming-Trigger, Stereolautsprecher mit je einem Hoch- und Tieftöner, einen Infrarotsender und ein Mikrofon neben der Lautstärkewippe, um auch beim horizontalen Halten eine gute Sprachqualität zu gewährleisten. Neben dem USB-C-Port (leider nur USB 2.0) und oben beim Infrarotsender gibt es ebenso ein Mikrofon.

Das Smartphone punktet mit einer extrem guten Klangqualität und einem Vibrationsmotor auf iPhone-Niveau. Der SIM-Slot kann übrigens zwei Nano-SIM-Karten beherbergen und der Fingerabdrucksensor in der Power-Taste erledigt gute Dienste. Einen offiziellen Schutz vor Wasser und Staub weist es enttäuschenderweise nicht auf. Durch das Gewicht von 210 Gramm und die wertigen Materialien liegt es wertig in der Hand, jedoch könnte es für manche mit 162,5 × 76,7 × 8,5 Millimetern zu groß ausfallen.

Display

Wie viele andere Hersteller hat Xiaomi bzw. Poco ein 6,67 Zoll großes AMOLED-Display gewählt. Es ist komplett flach, kommt mit einer ab Werk angebrachten Schutzfolie daher und beinhaltet eine zentriert positionierte Punch-Hole-Kamera. Für Spiele und Multimedia wäre es weniger störend, wenn die Frontkamera oben links säße, aber das Bildschirmloch ist immerhin ziemlich klein.

Das Display bietet ein Seitenverhältnis von 20:9, löst in Full-HD+ auf, was 2.400 × 1.080 Pixeln entspricht. Offenbar kommt ein LTPS-Panel und kein LTPO-Panel im Poco F4 GT zum Einsatz. Daher beträgt die Bildwiederholfrequenz automatisch wechselnde oder fixierte 60 oder 120 Hertz anstatt ein dynamisches Spektrum von 1 bis 120 Hertz. Damit Touch-Eingaben vor allem in Spielen möglichst schnell registriert werden, beträgt die Sampling-Rate bis zu 480 Hertz.

Die maximale Helligkeit liegt mit 700 Nits bei 20 Prozent APL bzw. 550 Nits bei 100 Prozent APL zwar auf einem alltagstauglichen Niveau, aber nicht gleichauf mit anderen Top-Smartphones. DC-Dimming wird auch nicht unterstützt, doch die PWM-Frequenz fällt mit 1.920 Hertz so hoch aus, dass selbst empfindliche Menschen das Flimmern nicht bemerken dürften. Wer auf technische Feinheiten achtet, merkt also, wo der Hersteller in puncto Display-Kosten gespart hat – wirklich spürbar ist dies im Alltag hingegen nicht und angesichts des Preises kann sich die Anzeige wirklich sehen lassen.

Leistung und Schultertasten

Als Prozessor dient ein Snapdragon 8 Gen 1, der aktuell stärkste Smartphone-Chip von Qualcomm, welcher allerdings in Kürze von einer optimierten Plus-Variante am Markt abgelöst wird. Das Vier-Nanometer-SoC kommt beispielsweise auch in den Flaggschiffen Oppo Find X5 Pro (Test) und Xiaomi 12 Pro (Test) zum Einsatz.

Um die Hitzeentwicklung des Chips im Zaum zu halten, bietet das Poco F4 GT ein üppiges Kühlsystem. Unter Last wird das Gehäuse zwar durchaus warm, aber nicht auffällig heiß. Im CPU-Throttling-Test zeigten die internen Sensoren maximal 54 Grad an und die Leistung wurde nur kurz um 20 Prozent gedrosselt. In Spielen fielen uns keine Performance-Einbußen auf – Titel wie CoD: Mobile und Genshin Impact laufen mit höchsten Grafikeinstellungen flüssig.

Besonders praktisch sind im Gaming-Einsatz die Trigger, die vor allem bei Shootern ihr Potenzial entfalten. Wenn man nicht spielt, lassen sich die Schultertasten für Shortcuts verwenden. Zum Beispiel kann ein doppeltes Antippen die Kamera starten oder Gedrückthalten die Taschenlampe aktivieren.

Leider können dadurch keine spezifischen Apps geöffnet werden und es ist ebenfalls nicht möglich, sie als physischen Kamera-Auslöser zu nutzen. Wirklich sinnvoll wirkt die Shortcut-Funktion ohnehin nicht, da die Schultertasten mittels Schieberegler zuerst ausgefahren werden müssen und sie bei vertikalem Halten des Smartphones schlecht erreichbar sind. Laut Hersteller-internen Tests halten die Trigger mindestens 1,5 Millionen Auslösungen aus.

Speicher, Funkstandards und Software

Je nach Speichervariante stehen dem Snapdragon-Chip acht oder zwölf Gigabyte LPDDR5-Arbeitsspeicher sowie 128 oder 256 UFS-3.1-Massenspeicher zur Seite – erweiterbar ist der Speicherplatz nicht. Der Arbeitsspeicher kann sich allerdings bei Bedarf noch bis zu drei Gigabyte vom Massenspeicher genehmigen. Uns stand zum Test die Vollausstattung zur Verfügung.

Hinsichtlich der Funkstandards beherrscht das Poco-Flaggschiff 5G (Dual-SIM), Bluetooth 5.2, NFC, Wi-Fi 6E und zahlreiche Ortungsdienste. Getestet wurde mit der Software MIUI für Poco 13.0.4, welche auf Android 12 basiert. Das letzte Sicherheitsupdate stammte noch vom 1. März 2022. Wie lange der Hersteller das Smartphone mit Updates versorgt, ist unklar. Bei den aktuellen Xiaomi-Flaggschiffen werden drei große Versionsupdates versprochen, aber zu den Poco-Modellen gibt es kein Statement. Vermutlich wird das F4 GT mindestens Android 14 bekommen.

Bekanntlich subventioniert die Marke ihre Smartphones mit vielen vorinstallierten Apps, darunter Facebook, Amazon und TikTok, sowie mit Werbung. Immerhin lässt sich ein Großteil der Apps entfernen und die Anzeigen in den Einstellungen abschalten, auch wenn dies etwas Aufwand erfordert. MIUI ist eine sehr umfangreiche und vom Standard-Android stark abweichende Benutzeroberfläche, die diverse Personalisierungsmöglichkeiten und Extras beinhaltet.

Abseits des standardmäßig in MIUI integrierten Game-Overlays und des sogenannten Spiel-Turbos bietet das Poco F4 GT keine Gaming-Sonderfunktionen. Wer sich diesbezüglich mehr Extras wünscht, sollte wohl eher auf die kommenden Gaming-Smartphones von Asus ROG, Lenovo und Nubia warten.

Akku und Laden

Zwei Akkuzellen mit je 2.350 Milliamperestunden stecken im Smartphone, also beträgt die Kapazität insgesamt 4.700 Milliamperestunden. Jede Zelle hat eine eigene Ladungssteuerung und kann mit bis zu 60 Watt aufgeladen werden. Poco übernimmt also Xiaomis 120-Watt-Schnellladetechnologie. Das Ladegerät fällt demnach recht groß und schwer aus.

17 Minuten sollen offiziell für 100 Prozent genügen, jedoch misst der Hersteller ab zwei Prozent Akkuladung. Bei komplett leerem Akku hat unser Testgerät 19 Minuten für eine vollständige Ladung benötigt – ein extrem guter Wert. Selbst wenn man mit nahezu leerem Akku ein Spiel startet und das Ladekabel anschließt, sind 100 Prozent innerhalb einer halben Stunde wieder erreicht. Übrigens ist das beiliegende Kabel 1,5 Meter lang und bietet einen angewinkelten USB-C-Anschluss, damit es beim Spielen im Querformat weniger stört.

Über Nacht lädt das Smartphone zunächst bis 80 Prozent und erst kurz vor dem Aufstehen auf 100 Prozent auf, um den Akku zu schonen. Nach 800 Ladezyklen soll die Kapazität noch 80 Prozent betragen, was dem aktuellen Durchschnitt auf dem Markt entspricht. Allzu große Sorgen über den Akkuverschleiß durch das 120-Watt-Laden braucht man sich demnach wohl nicht zu machen. Was dem Poco F4 GT leider fehlt, ist die Unterstützung von induktivem Laden. Angesichts des Preises und der rasanten Ladegeschwindigkeit per Kabel lässt sich dies aus unserer Sicht verschmerzen.

Im PCMark-Akkutest (300 Nits, automatische Bildrate, WLAN + GPS) hielt das Smartphone acht Stunden und 10 Minuten durch, bis eine Restkapazität von 20 Prozent erreicht war. Damit liegt es in etwa gleichauf mit dem Galaxy S22 Ultra (Test), das OnePlus 10 Pro (Test) erreichte unter gleichen Bedingungen eine um 37 Minuten längere Laufzeit. In der Praxis kann das Gerät damit problemlos für einen Tag genutzt werden, darüber hinaus könnte es aber knapp werden. Wer viel unterwegs spielt, sollte das Ladegerät oder eine Powerbank lieber dabei haben.

Kameras und Beispielfotos

Das Poco F4 GT hat einige Highlights zu bieten, die Kameras zählen allerdings nicht dazu. Diesbezüglich bleibt es recht konservativ, denn es dient abermals ein Sony IMX686 als Hauptsensor – diesen gab es schon im Poco F2 (Test) und zahlreichen Budget-Smartphones. Die 64-Megapixel-Hauptkamera hat eine Offenblende von f/1.9 und verzichtet auf eine optische Stabilisierung. Darunter sitzt eine Ultraweitwinkelkamera mit acht Megapixeln, 120-Grad-Sichtfeld und f/2.2-Blende. Als dritte Kamera verbaut Poco hinten eine Zwei-Megapixel-Makrokamera. Die Frontkamera knipst Bilder mit 20 Megapixeln und ist beim Filmen auf 1080p/60fps begrenzt. Makrovideos gehen mit 720p/30fps, Weitwinkelvideos mit 1080p/30fps und die Hauptkamera erlaubt das Filmen mit bis zu 4K/60fps.

Bei Tageslicht erzeugt die Hauptkamera sehr ansehnliche Fotos und Videos mit hohem Detailgrad sowie guter Dynamik (angesichts der Preisklasse). Die Farbgebung wirkt meist jedoch etwas übersättigt und der Weißabgleich lag in der Regel leicht daneben. In der Kamera- und Galerie-App wimmelt es dafür mit netten Extras, beispielsweise abwechslungsreiche Filmeffekte, Voreinstellungen für Langzeitbelichtungs-Effekte, Himmel-Filter und ein nachträglicher Personen-Entferner.

Unter schlechteren Lichtbedingungen macht sich aber schnell bemerkbar, dass ein mittelklassiger Hauptsensor ohne optische Stabilisierung zum Einsatz kommt. Bilder sind dann schnell verwackelt und nicht sonderlich detailreich.

Die Ultraweitwinkelkamera kann selbst am Tag nicht wirklich beeindrucken, da die Farben verfälscht sind und die Aufnahmen relativ unscharf wirken. Auch die Makrokamera ist (wie so oft) ein Gimmick mit ziemlich schlechter Bildqualität, sofern keine optimalen Lichtbedingungen herrschen. Etwas besser schneidet die Frontkamera ab, obwohl bei der Auflösung ein höherer Detailgrad zu erwarten wäre. Im Portraitmodus deaktiviert die Frontkamera HDR, was zu überbelichteten Bildbereichen führen kann.

Fazit

Das Poco F4 GT macht vieles richtig und kann selbst zur UVP von 599,90 Euro bzw. 699,90 Euro überwiegend beeindrucken. Die Leistung und Haptik liegt mit weitaus teureren Konkurrenten gleichauf, die Lautsprecher und die rasante Ladezeit sind sogar überdurchschnittlich. Lob gibt es ebenfalls für das Display, dem seine Abstriche im Alltag nicht anzumerken sind. Für Querformat-Gaming bieten die Schultertasten einen spürbaren Mehrwert.

Vor allem bei den Kameras merkt man allerdings, dass Poco Kompromisse eingehen musste. Die Bildqualität liegt eher auf dem Niveau von Smartphones für unter 300 Euro. In der Preisklasse des F4 GT wäre ebenfalls eine IP-Zertifizierung gegen Wasser und Staub sowie Unterstützung für kabelloses Laden zu erwarten. Des Weiteren stört die MIUI-typische Bloatware und die ab Werk aktivierte Werbung. Dennoch ist das Smartphone für jene empfehlenswert, die mit den unbeeindruckenden Kameras und der Software leben können.

Mobile
Allround-PC.com Award
05/2022
Poco F4 GT
Empfehlung

Pro

  • viel Ausstattung fürs Geld
  • aktuelle High-End-Leistung
  • erstklassige Lautsprecher
  • ausfahrbare Trigger mit Mehrwert
  • extrem kurze Ladezeit
  • hochwertige Haptik
  • gutes AMOLED-Display

Contra

  • keine IP-Zertifizierung
  • mittelmäßige Kameras
  • kein kabelloses Laden
  • vorinstallierte Bloatware und Werbung

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Foto von Tim Metzger Tim Metzger

… schreibt seit 2020 für Allround-PC zu Technik aller Art und hat schon in jedem Ressort Artikel verfasst. Abseits des Redakteur-Jobs studiert Tim Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher, weiblicher und diverser Sprachformen (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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